Bericht: größte Kohle-Proteste in Deutschland – 25.000 demonstrieren für #EndCoal

25.0000 Menschen demonstrierten heute in der Bonner Innenstadt für einen konsequenten Klimaschutz. Kurz vor der am 6. November in Bonn beginnenden Weltklimakonferenz (COP23 – Hintergründe und Zusammenhänge in diesem 40-seitigen NaturFreunde-Reader) richteten die Demonstranten diese Botschaft an die neue Bundesregierung: „Der Klimaschutz entscheidet sich am Kohleausstieg, die dreckigste Hälfte der Kohlekraftwerke muss in wenigen Jahren abgeschaltet sein.“

Denn während in Bonn die Regierungen die Umsetzung des Pariser Abkommens verhandeln, liegen die Schlote und Gruben des rheinischen Kohlereviers nur wenige Kilometer entfernt. Hier holen die Energiekonzerne die klimaschädliche Braunkohle aus dem Boden. Die deutsche Bundesregierung gibt sich als Klimaschutz-Vorreiter – doch die eigenen Klimaschutzziele wird sie deutlich verfehlen. Tatsächlich bremst Deutschland die Energiewende aus, setzt weiter auf die Energiegewinnung durch Kohle und ist weltweit der sechstgrößte Kohlendioxid-Emittent.

Die Demonstranten forderten deshalb einen verbindlichen Fahrplan für einen sozialverträglichen Kohleausstieg in Deutschland. Dieser schützt nicht nur das Klima für kommende Generationen, sondern ermöglicht zugleich, Perspektiven für die betroffenen Menschen und Regionen zu entwickeln. Fakt ist: Nur wenn die Kohlemeiler schnell vom Netz gehen, lassen sich die Pariser Klimaziele noch einhalten.

„Wir NaturFreunde treten für einen vollständigen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis spätestens zum Jahr 2025 ein und fordern deshalb ein Kohleausstiegsgesetz.“
Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands und Anmelder der Demonstration

Der Senegalese Mamadou Mbodji, Vizepräsident der NaturFreunde Internationale und Vorsitzender des Afrika-Netzwerkes der NaturFreunde, machte in seiner Rede auf der Abschlusskundgebung deutlich, dass die Zeit des Redens nun vorüber sein müsse:

“Die Zeit für endlose politisch-diplomatische Gespräche ist vorbei! Die Zeit zum Handeln ist jetzt, morgen wird es zu spät sein!“
Mamadou Mbodji, Vizepräsident der NaturFreunde Internationale

Mbodji verglich die Auswirkungen der fossilen Energiegewinnung auf das globale Klima mit einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit und warnte vor dramatischen Flüchtlingsbewegungen, insbesondere aus Afrika:

„Die Auswirkungen des Klimawandels sind so dramatisch in Afrika, dass wir in naher Zukunft ein ‚Afrika ohne Afrikaner‘ haben könnten. Weder Frontex noch Stacheldraht noch Polizeigewalt wird die Klimaflüchtlinge stoppen können, die die Politik der Industrienationen hervorgerufen hat. Lasst uns Klimagerechtigkeit in Solidarität leben, um den Frieden in der Welt zu wahren.“
Mamadou Mbodji, Vizepräsident der NaturFreunde Internationale

Rund 100 Klima- und Umweltschutz-, Bürgerrechts- sowie kirchliche Organisationen und Entwicklungsverbände aus Deutschland und der ganzen Welt hatten zu der Demonstration aufgerufen. Die NaturFreunde Deutschlands hatten die Demonstration für den Trägerkreis angemeldet und beherbergten das Demo-Organisationsbüro in der Landesgeschäftsstelle der NaturFreunde Berlin. Während der Demonstration gab es einen NaturFreunde-Block mit eigenem Wagen, zudem einen Infostand zur Abschlusskundgebung.

NaturFreunde-Bundesvorstandsmitglied Uwe Hiksch war sowohl Anmelder der Demonstration als auch einer parallelen Fahrraddemonstration von Köln nach Bonn. Diese sollte über die A555 führen, was letztlich vom Oberverwaltungsgericht Münster nicht zugelassen wurde. Rund 1.000 Radfahrer fuhren daraufhin als CriticalMass-Fahrraddemonstration auf einer Alternativroute.

„Diese Entscheidung zeigt, dass der motorisierte Individualverkehr für wichtiger erachtet wird als das Recht der Bürger auf Demonstrationsfreiheit“, kritisierte Hiksch, der betonte, dass mit der Fahrraddemonstration auf der Autobahn ein deutliches Zeichen gesetzt werden sollte, dass auch die Verkehrspolitik in die klimapolitische Sackgasse führt. Immerhin sind seit dem Jahr 1990 die Emissionen im deutschen Verkehrsbereich nicht gesunken, sondern gestiegen. Auch eine klimapolitische Verkehrswende ist dringend nötig, sollen die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziele noch erreicht werden.

Im Trägerkreis der Demonstration „Klima schützen – Kohle stoppen!“ wirkten mit

NaturFreunde Deutschlands, Greenpeace, Oxfam Deutschland, MISEREOR, NABU, Brot für die Welt, BUND, Campact, Klima-Allianz Deutschland, WWF Deutschland, Deutscher Naturschutzring, Germanwatch, Umweltinstitut München (weitere Unterstützer).

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