Breites Kultur- und Bildungsprogramm für ein solidarisches und nachhaltiges Europa

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Jedes Jahr beteiligen sich die NaturFreunde Berlin an der Ausschreibung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa in Berlin. Im Rahmen ihrer europapolitischen Arbeit bietet die Senatsverwaltung freien Trägern an, Projekte mit europapolitischem Bezug einzureichen.

In diesem Jahr hatten die NaturFreunde ein Projekt mit dem Titel „Für ein solidarisches und nachhaltiges Europa“ eingereicht und hierfür Fördermittel erhalten. Die NaturFreunde Berlin entwickeln jedes Jahr ein umfangreiches Bildungs-, Informations- und Kulturprogramm, das sie im Rahmen des europapolitischen Projektes durchführen. Zentral sind dabei die Bildungsveranstaltungen und die Bildungsmaterialien, die für das Projekt erstellt werden. Mit Flyern zu unterschiedlichen Themen werben die NaturFreunde für eine ökologische und soziale Entwicklung der Europäischen Union und zeigen konkrete Alternativen auf. Höhepunkt des Projektes ist immer ein Kulturabend mit europäischem Kontext.

Infostände in Berlin

Im Rahmen des Projektes haben die NaturFreunde Berlin Infostände in verschiedenen Stadtteilen Berlins organisiert. Bei den Infoständen haben sie über das Anliegen der Klimagerechtigkeit als ein zentrales Politikfeld für ein nachhaltiges Europa informiert sowie für den Aufbau einer interkulturellen Klimagerechtigkeitsgruppe der NaturFreunde geworben. Es wurden auch konkrete Angebote für eine klimagerechte und solidarische Betätigung im Rahmen der NaturFreunde Berlin unterbreitet. Für die Infostände wurden Flyer, Aufkleber, Buttons, Plakate, Broschüren und andere Informationsmaterialien der NaturFreunde Berlin über Kampagnen und Aktivitäten, die zur Förderung des solidarischen Miteinanders beitragen, verteilt.

Interkulturelles Gärtnern

Ein weiteres kreatives Angebot im Rahmen des Projektes waren die interkulturellen Gärtner*innennachmittage. Im Urban-Gardening-Projekt GleisBeet der NaturFreunde wurden zwei Nachmittage zum gemeinsamen Gärtnern und Kennenlernen angeboten. Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte kamen zusammen, um gemeinsam zu gärtnern, sich auszutauschen und neue Bekanntschaften zu knüpfen. Die NaturFreunde betreiben das Urban-Gardening-Projekt GleisBeet zwischenzeitlich im fünften Jahr. Auf mehr als 1.400 m² werden Interessierten unterschiedlichste Betätigungsmöglichkeiten rund um das Gärtnern angeboten.

Politik konkret

Im Rahmen der Diskussionsreihe „Politik konkret“ wurden drei inhaltliche Veranstaltungen im Rahmen des Projektes organisiert. Die erste Veranstaltung fand zum Thema „Politik konkret: Der Stand der Energieunion: Europäische Strategie gegen den zunehmenden Klimawandel“ statt und wurde als Zoom-Diskussionsveranstaltung angeboten.

Die zweite inhaltliche Veranstaltung fand zum Thema „Frieden konkret: Braucht die Europäische Union eine Stärkung ihrer Verteidigungs- und Sicherheitspolitik?“ statt. Angeregt diskutierten die Teilnehmenden nach einem Input des Referenten über sicherheitspolitische Strategien in der Europäischen Union und mögliche Alternativen zur zunehmenden Militarisierung der EU.

Die dritte inhaltliche Veranstaltung fand zum Thema „Politik konkret: Das Fit for 55-Paket – Ein Beitrag für die Klimaneutralität in der Europäischen Union?“ statt.

Alle drei Veranstaltungen zeigten Positionen der NaturFreunde zu aktuellen Entwicklungen in der Politik der EU auf und stellten sie zur Diskussion.

Kulturabend: Lieder aus dem Widerstand – gegen Krieg, Gewalt und Faschismus. Lieder für Frieden und Menschlichkeit.

Ein kultureller Höhepunkt des Europaprojektes war die Kulturveranstaltung mit Isabel Neuenfeldt unter dem Motto „Lieder aus dem Widerstand – gegen Krieg, Gewalt und Faschismus. Lieder für Frieden und Menschlichkeit.“ In einem zweistündigen Kulturabend führte sie die Zuhörenden wie auf einer Rundreise mit antifaschistischen und jiddischen Liedern durch Europa.

Isabel Neuenfeldt trug Lieder von bekannten und unbekannten Autor*innen, Lieder von Autor*innen, die ihren Namen nie preisgeben durften, eigene Vertonungen von Gedichten aus Konzentrationslagern und aus dem Exil sowie eigene Nachdichtungen von antimilitaristischen Liedern aus Europa vor.

Isabel Neuenfeldt ist eine begnadete Sängerin, die sich mit ihrem Akkordeon begleitet. Ihre Lieder über den Schmerz und die Trauer der Überlebenden in den Kriegen, ihr Flehen um Frieden und die Hoffnung, die sich in der Friedensbewegung unterschiedlicher europäischer Staaten zeigte, beeindruckten die Zuhörenden.

Die Liedauswahl von jiddischen Liedern aus dem Getto, den ostdeutschen Städten und den Konzentrationslagern, aber auch die Lieder von Hoffnung und Überlebenswillen der Menschen, fesselten die Anwesenden. Während der Lieder hätte man eine Stecknadel fallen hören können, so zogen die Lieder die Anwesenden in den Bann.

Workshop „Wohlstand in Europa – Die EU als Wirtschaftsunion“

Der Workshop fand an zwei Tagen statt. Jeweils für drei Stunden am Abend erhielten die Teilnehmenden einen kurzen Input, um dann eine intensive Diskussion zu den jeweiligen Themenkomplexen zu ermöglichen. Themenschwerpunkte waren die Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion), die Entstehung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der heutigen Europäischen Union. Hierbei wurde intensiv über die Auswirkungen der Schaffung eines europäischen Binnenmarktes auf die europäische Industriepolitik und auf die Umwelt diskutiert.

Zentral im Workshop war die gemeinsame Auseinandersetzung zur Frage, inwieweit die Wirtschaftsunion Wohlstand in allen Staaten der EU ermöglicht hat. Hier wurden anhand der Lage während der Finanzkrise in Griechenland, Italien und Portugal verschiedene Entwicklungen aufgezeigt. Diskutiert wurde auch über die zunehmende Weltmarktorientierung der internationalen Unternehmen in der EU als Beispiel für eine schwierige wirtschaftliche Entwicklung. An dem Workshop beteiligten sich eine Reihe von NaturFreund*innen, vor allem aber auch interessierte Gäste.

Uwe Hiksch
NaturFreunde Berlin