Der Tourismus benötigt soziale und ökologische Mindeststandards

Welttourismustag: NaturFreunde Deutschlands fordern Umbau der Tourismusindustrie

Anlässlich des heutigen Welttourismustages erklärt Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands:

Dass die Welttourismusorganisation (UNWTO) den diesjährigen Welttourismustag unter das Motto „Tourismus und erneuerbare Energien“ gestellt hat, wird von den NaturFreunden Deutschlands grundsätzlich begrüßt. Allerdings gibt es bisher immer noch viel zu wenig Modernisierungsansätze, um den internationalen Tourismus tatsächlich nachhaltig zu gestalten. Auch die Tourismusindustrie muss sicherstellen, dass die Bedürfnisse der heute Beteiligten nur soweit befriedigt werden können, wie zukünftige Generationen ihre Bedürfnisse ebenfalls noch sicherstellen können. Schon heute führt der Massentourismus zu vielen Nachteilen in den Zieldestinationen, und immer mehr auch in den Herkunftsländern.

Der hohe Ressourcen- und Naturverbrauch für touristische Infrastrukturen und Angebote beeinträchtigt die Lebensbedingungen zukünftiger Generationen massiv. Nur einige Beispiele sind: der extreme Wasserverbrauch im boomenden Golftourismus, die Verbrennung von Schweröl und die Müll- und Abwasserverklappung durch Kreuzfahrtschiffe oder der großflächige Landraub und die Vertreibung der armen Bevölkerung bei der Erschließung von touristischen Infrastrukturen in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Der ständig zunehmende Flugverkehr erhöht nicht nur die Lärmbelästigung an den Flughäfen, sondern ist auch ein gravierender Faktor im Klimawandel. Noch immer aber bilden die Flugpreise die realen sozialökologischen Kosten des Luftverkehrs nicht ab, weshalb sich die NaturFreunde Deutschlands nach wie vor für die Einführung einer Luftverkehrsabgabe und einer Kerosinsteuer einsetzen.

Ausdrücklich weisen die NaturFreunde Deutschlands darauf hin, dass der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen für Flugbenzin nicht akzeptabel ist. Studien zeigen deutlich, dass die Produktion von Biokraftstoffen in Konkurrenz zur Produktion von Nahrungsmittel steht. Das darf nicht weiter akzeptiert werden. Allein in den letzten beiden Jahren haben internationale Rentenfonds mehr als 15 Milliarden Dollar in den Erwerb von Ackerland investiert. Immer größere Flächen werden so für die Herstellung von Energiepflanzen eingesetzt. Dieser Trend muss gestoppt werden. Mehr als eine Milliarde Menschen leben in äußerster Armut und weisen zum Teil extreme Mangelernährung auf. Um zehn Prozent der Kraftstoffe im Verkehrsbereich aus nachwachsenden Rohstoffen zu gewinnen, werden allein 20 bis 30 Millionen Hektar Ackerland außerhalb der EU benötigt.

Um den Tourismus weltweit nachhaltiger zu gestalten, müssen mindestens vier Grundvoraussetzungen erfüllt werden:
> Die Tourismusindustrie muss endogene Potenziale der Zielregionen erschließen und den Einsatz von regionalen Unternehmen und Rohstoffen fördern.
> Der Ausbau von touristischer Infrastruktur in den Zieldestinationen muss verpflichtend mit dem Ausbau von erneuerbaren Energien, vor allem in den Bereichen Solar- und Windenergie verbunden werden. Neue Hotelbauten dürfen ohne ein Nachhaltigkeitskonzept nicht mehr genehmigt werden. Für die bestehende Infrastruktur müssen die großen Tourismuskonzerne verpflichtet werden, den schnellstmöglichen Umstieg auf erneuerbare Energieträger sicherzustellen.
> Ohne die verpflichtende Einhaltung von sozialen Mindeststandards wird ein nachhaltiger Umbau der Tourismusindustrie nicht gelingen. Die NaturFreunde setzten sich deshalb dafür ein, dass die Mindestarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sofort als Grundvoraussetzung für touristische Angebote durch internationale Verträge festgeschrieben werden müssen.
> Alle vom Tourismus Betroffenen in den Herkunfts- und Zielregionen müssen ein Mitwirkungsrecht bei der Entwicklung von touristischer Infrastruktur erhalten. 
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Uwe Hiksch
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