Die Straßenbahn-Kampagne der NaturFreunde Berlin

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Bei den Berliner NaturFreunden wird schon das Material knapp: 3.000 Flyer sind verteilt, dazu 1.000 Broschüren, und immer wieder rufen Interessierte an. Über ihre Kampagne für mehr Straßenbahnen wurde im Fernsehen berichtet, im Radio und in der Zeitung. Die NaturFreunde haben einen Nerv getroffen.

Denn die Hauptstadt wächst und wächst, der Zuzug ist groß, überall wird gebaut, dazu immer mehr Touristen. Der öffentliche Raum ist stark umkämpft und oft geht es dabei um die Frage der „autogerechten Stadt“, also wie viel Platz das Auto im Verkehrsmix bekommt. Vielen Städtern ist das längst zu viel. Denn in Berlin werden nur etwa 40 Prozent aller Wege mit dem Auto zurückgelegt, dafür 60 Prozent zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Trotzdem dominieren Straßen, Parkplätze und Autos das Stadtbild.

„Wir fordern den schnellen Ausbau des Straßenbahnnetzes“, bringt Uwe Hiksch von den Berliner NaturFreunden das Kampagnenziel auf den Punkt. „Berlin wurde jahrzehntelang als autogerechte Stadt geplant. Auch jetzt gibt es Überlegungen für neue U-Bahnen, die die Straße frei halten sollen. Dabei ist eine Tram 20-mal günstiger als eine U-Bahn. Und sie kann 20-mal mehr Personen transportieren als eine Autospur, im Schritttempo durch Fußgängerzonen fahren und schnell durch Außenbezirke. Sie hat kurze Haltestellenabstände, ist flexibel in der Linienführung, produziert keine Abgase und ist leise.“

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird in vielen deutschen Kommunen stiefmütterlich behandelt, gerade in ländlichen Regionen. Dann fahren nur zwei Busse am Tag oder Schülertickets sind zu teuer. Hiksch empfiehlt deshalb auch anderen NaturFreunde-Gruppen ÖPNV-Kampagnen: „Das Thema interessiert viele Menschen, weil im Grunde jeder weiß, dass sich beim Verkehr etwas ändern muss.“

Die Berliner NaturFreunde haben zuerst mit anderen Verbänden ein Bündnis gegründet, dann eine Konzeptbroschüre und Flyer produziert und schließlich die Öffentlichkeit informiert. Die Kampagne wird letztlich von kaum mehr als einer Handvoll Aktivisten gesteuert und trotzdem ist die Wirkung für die NaturFreunde groß.

„Unsere Forderungen werden in der Öffentlichkeit diskutiert“, freut sich Hiksch. „Zudem haben wir neue Aktive gewonnen. Außerdem hat uns die Kampagne quasi nebenbei neues Material beschert, das wir an Infoständen einsetzen können. Na ja, erst mal müssen wir jetzt nachdrucken.“

Samuel Lehmberg