Echte Energiewende sichert Arbeitsplätze der Zukunft

29. NaturFreunde-Bundeskongress verhandelt sozialökologischen Umbau des Energiesystems

„Die bisher bekannten Eckpunkte zur Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) bleiben weit hinter dem zurück, was für eine echte Energiewende notwendig wäre!“ Anlässlich des heute stattfindenden Energiegipfels von Bund und Ländern hat der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller davor gewarnt, die große Chance einer nachhaltigen Reform der Energieversorgung zu verspielen und dabei auf den 29. Bundeskongress der NaturFreunde Deutschlands vom 4.–6. April im thüringischen Arnstadt verwiesen, der sich in sieben Anträgen mit dem Themenkomplex sozialökologische Energiewende beschäftigen wird.

„Eine echte sozialökologische Energiewende vernichtet nicht Arbeitsplätze, genau das Gegenteil ist der Fall: Der sozialökologische Umbau des Energiesystems sichert die Arbeitsplätze der Zukunft“, betonte Müller, der insbesondere die vom SPD-Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel verfolgte Argumentationslinie, die Energiewende ginge zulasten deutscher Industriearbeitsplätze, für falsch hält. Müller war in der rot-grünen Bundesregierung Parlamentarischer Staatssekretär im Umweltministerium.

Müller: „Dass auch diese Bundesregierung nicht den Mut für den dringend notwendigen Umbau des Energiesystems erkennen lässt, aber im Kabinett schon am 8. April eine EEG-Novelle verabschieden möchte, ist falsch. Der Ausbau der Erneuerbaren darf nicht gebremst, der Emissionshandel muss reformiert werden. Und die früheren Schlüsselfragen Effizienzrevolution und Energiesparen müssen wieder ins Interesse rücken. Stattdessen geht es nur noch um die angeblich zu hohen Kosten für die Industrie, die aber durch eine fragwürdige Strombörse und die Spekulation mit Zertifikaten und unverständlichen Ausnahmeregelungen verursacht werden. Aber der Klimawandel und Fukushima sind keine theoretischen Probleme, sondern die größten Herausforderungen der Menschheit. Wir müssen jetzt die Zukunft unserer Kinder sichern“

Die NaturFreunde Deutschlands fordern sieben Eckpunkte für eine sozialökologische Energiewende:
> das Abschalten aller Atomkraftwerke bis Ende 2014,
> eine zu 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung bis zum Jahr 2050,
> den dezentralen Netzausbau mit Speichertechniken,
> die 2.000-Watt-Gesellschaft und eine Kultur der Genügsamkeit,
> eine Ökonomie des Vermeidens in der Energieversorgung,
> mehr Demokratie und Beteiligungsverfahren in der Energiewende und
> eine Strategie „Weg vom Öl“.

Auch ein kurzfristiger Atomausstieg würde Deutschland vor keine unüberwindbaren technischen und volkswirtschaftlichen Probleme stellen. Das Gutachten des Sachverständigenrates für Umweltfragen belegt, dass in Deutschland ohne Atomkraft ausreichend Erzeugungs- und Netzkapazitäten vorhanden sind. Statt immer Kohle und Kosten zu thematisieren, sollten besser eine Ökonomie des Vermeidens sowie technische Innovationen in den Fokus der Öffentlichkeit rücken, forderte Müller: „Unsere Verschwendungswirtschaft passt so gar nicht zusammen mit unserem Anspruch, technologischer Spitzenreiter im 21. Jahrhundert zu sein. Zum Beispiel sind die Konzepte ‚verbindliche Energieaudits‘ oder ‚Energieeffizienzfonds zur Förderung von Top-Runner-Geräten’ längst bekannt und würden einen echten Innovationsschub in Deutschland auslösen mit entsprechender Wirkung auf Wirtschaft und Arbeitsplätze der Zukunft. Stattdessen geht es um die Sicherung des Status quo, der sich nicht mehr lange aufrechterhalten wird!

29. NaturFreunde-Bundeskongress: für eine solidarische Transformation
Der 29. Bundeskongress der NaturFreunde Deutschlands vom 4.–6. April 2014 im thüringischen Arnstadt steht unter dem Leitthema „NaturFreunde bewegen – für eine solidarische Transformation“. Das höchste Gremium der NaturFreunde Deutschlands bestimmt Ausrichtung und Aktivitäten des Verbandes für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur und wird knapp 50 Anträge in den Themenbereichen „Solidarische Transformation“, „Energie, Verkehr, Klimawandel“, „Natur- und Umweltschutz“, „Friedenspolitik“ und „Anträge zur Organisation“ verhandeln.

Zudem werden prominente Gäste zu den Delegierten sprechen, etwa Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks, Christoph Matschie (stellvertretender Ministerpräsident des Freistaates Thüringen), Dr. Anton Hofreiter (Fraktionsvorsitzender von Bündnis90/Die Grünen), Prof. Dr. Peter Brandt (Leiter des Lehrgebiets Neuere Deutsche und Europäische Geschichte an der Fernuniversität Hagen), Carsten Schneider (MdB, Sprecher der SPD-Landesgruppe Thüringen), Tankred Schipanski (MdB, Wahlkreis Gotha-Ilm-Kreis), Jakob von Weizsäcker (Thüringer SPD-Spitzenkandidaten für die Europawahl), Tilo Kummer (umweltpolitischer Sprecher der Fraktion „Die Linke“ im Thüringer Landtag) und Alexander Dill (Bürgermeister der Stadt Arnstadt). Auch werden Gäste der NaturFreunde Frankreich und Tschechien sowie der NaturFreunde Internationale erwartet.

Die NaturFreunde Deutschlands sind ein sozial-ökologischer und gesellschaftspolitisch aktiver Freizeitverband und haben in Deutschland rund 75.000 Mitglieder in 630 Ortsgruppen mit mehr als 400 Naturfreundehäusern. NaturFreunde engagieren sich ehrenamtlich für die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft und setzen dabei auf soziale und ökologische Verantwortung. Mitglieder der NaturFreunde Deutschlands waren und sind SPD-Parteivorsitzende, Minister, Gewerkschaftsvorsitzende und zahlreiche Bundestagsabgeordnete.

Weitere Informationen wie Tagungsort, aktuelle Tagesordnungen oder das Antragsheft finden Sie auf: www.bundeskongress.naturfreunde.de  | Twitter-Hashtag #nfdbk
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