"Erst kommt das Fressen, dann die Moral"

Warum der "Smutje" bei Segelfreizeiten der Naturfreundejugend nicht fehlen darf

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„Eine heiße Suppe, im richtigen Moment, die kann Wunder bewirken.“ Der 32-jährige Arne Reinerth aus Essen kennt sich aus mit Stimmungen. Besonders an Bord. Mehrmals im Jahr kocht er bei den Segelfreizeiten der NaturFreundejugend NRW. Dann leben 20 minderjährige Jugendliche eine Woche quasi in einem Raum, dazu ein Skipper und eben auch der Smutje. So heißt ein Koch unter Seeleuten.

Und der arbeitet auch nicht in der Küche, sondern in einer Kombüse. Die ist an Bord eines Plattbodenschiffes, wie die auf dem niederländischen Wattenmeer (Waddenzee) kreuzenden Segelschiffe ohne Balkenkiel genannt werden, zwar recht klein. Aber Smutje Arne findet alles, was er braucht. „Großartig ausgefallene Gerichte kann ich da natürlich nicht kochen“, erzählt er. „Ich weiß morgens ja auch nie so genau, wo wir abends landen. Ein Smutje muss gut planen, aber auch improvisieren können.“

Ebbe, Flut und Wind bestimmen die Routen

Das Segelrevier zwischen dem niederländischen Festland und den Inseln Texel, Vlieland, Terschelling, Ameland und Schiermonnikoog ist eine einzigartige Naturlandschaft mit wunderschönen Sandstränden, Dünenlandschaften und natürlich dem Watt. Ebbe, Flut und Wind bestimmen den Tagesablauf und die Segelrouten.

Als Segler geboren ist Arne nicht. „In meinem früheren Job bin ich einmal mit psychisch erkrankten Menschen gesegelt, davor noch einmal in der Schule, das war‘s. Hierher hat mich das Kochen gebracht.“ Der Essener kochte erst für kommunistische Kinderfreizeiten in Nord-Frankreich. „Einmal hat mich ein Mitarbeiter der Naturfreundejugend gefragt, ob ich ehrenamtlich bei einem Zeltlager aushelfen könnte. Und dann brauchte er auch jemanden für die Segeltörns.“

An Bord muss jeder mithelfen

Am Segeln schätzt Arne vor allem das enge Zusammenleben an Bord. „Das Team steht im Fokus. Hier kann keiner nur sein Ding machen, dafür fehlen der Platz und auch die Zeit. Bei diesen Freizeiten muss jeder mithelfen, beim Segeln, aber auch in der Kombüse. Es geht also ganz klar um Gemeinsamkeiten und Kompromisse, es geht um Solidarität.“

Ostern veranstaltet die Naturfreundejugend erstmals eine Segelfreizeit nur für junge Erwachsene. Die Selbstorganisation steht dann noch stärker im Vordergrund. Es gibt weniger Teamer, aber Smutje Arne ist dabei. „Das Ganze ist eine Art Pilotprojekt. Die Naturfreundejugend NRW bietet eine wirklich selbstverwaltete Freizeit an. Bei einem Vortreffen planen die Teilnehmer ihr Programm und erledigen dann alle Aufgaben an Bord selbst. Die Betreuer helfen nur, wenn es wirklich nötig ist. Und da nicht jeder 18- bis 26-Jährige schon mal für 20 Leute gekocht hat, stehe ich dem Küchenteam natürlich zur Seite.“

Die Verpflegung ist der einzige Luxus

Das ist auch gut so. Denn viel stärker noch als bei anderen Fahrten prägt die Verpflegung die Stimmung an Bord. Einen anderen Luxus gibt es ja nicht. „Allein schon durch die permanente Nähe zu den anderen Teilnehmern kommen ganz neue Herausforderungen auf einen zu“, sagt Arne. „Aber auch auf einem NaturFreunde-Schiff gilt: Erst kommt das Fressen, dann die Moral!“ Der Smutje muss es wissen.

Frederic Genn, NaturFreundejugend NRW
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in NATURFREUNDiN 1-2017

Segelangebote 2017 der NaturFreundejugend NRW

09. - 14.04. für 18-26-Jährige
09. - 14.04. für 14-17-Jährige
22. - 27.10. für 12-14-Lährige
22. - 27.10. für 15-17-Jährige

Weitere Infos unter:
http://nrw.naturfreundejugend.de/termine/-/