Flüsse in Zeiten des Klimawandels

NaturFreund*innen diskutieren den Zustand von Gewässern

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Herbstlich gefärbte Wälder auf sanften Hügeln säumen den Stausee an der Talsperre Pirk. Ein wunderbarer Anblick, den etwa 20 NaturFreund*innen aus ganz Deutschland nach einer kurzen Wanderung entlang des Stausees genießen. Doch nicht nur die Schönheit der Natur hat sie zusammengebracht, sondern vor allem die Sorge um den Zustand der Flüsse in den Zeiten des Klimawandels.

Hier an der Talsperre Pirk ist die Weiße Elster, die noch bis 2023 den Titel "Flusslandschaft des Jahres" trägt, aufgestaut.  Welche Auswirkungen haben Staumauern auf die Gewässer? Was ist nötig, damit es in Deutschland mehr frei fließende Flüsse gibt?

Diesen und anderen Fragen gingen die Mitglieder des Fachbereichs Natur- und Umweltschutz der NaturFreunde in ihrer diesjährigen Herbsttagung vom 14. bis 16. Oktober im sächsischen Oelsnitz nach. Der Auftaktvortrag von Dr. Jens Arle vom Umweltbundesamt beleuchtete die Bedeutung und den Stand der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Es wurde deutlich, wie umfangreich und aufwendig das Monitoring der Gewässer ist, um verschiedene Parameter der Messung des Zustandes regelmäßig zu überprüfen. Erfreulicherweise haben "klassische" Schadstoffe wie Schwermetalle in den letzten Jahrzehnten in den Gewässern in Deutschland abgenommen. Aktuelle Herausforderungen für den Erhalt der Gewässer sind organische Mikroverunreinigungen wie beispielsweise durch Humanarzneimittel und Pflanzennährstoffe wie Phosphor und Stickstoff aus der Landwirtschaft.

Über Flussperlmuschel und Flussdurchgängigkeit

Ein Indikator für den guten Zustand der Gewässer ist die Flussperlmuschel. Thomas Findeis vom Landratsamt des Vogtlandkreises und das für die Wiederansiedlung der Flussperlmuschel engagierte Ehepaar Dittrich erläuterten die Bedeutung der Flussperlmuschel und zeigten auf, wie diese wieder in die Gewässer kommen kann.

Mit der Wahl des Tagungsortes an der Talsperre Pirk hatten sich die NaturFreund*innen bewusst für einen Ort entschieden, an dem das Thema Flussdurchgängigkeit sehr anschaulich darstellbar ist. In Deutschland sind mehr als 215.000 künstliche Querbauwerke an Gewässern erfasst. Bezogen auf das gesamte deutsche Fließgewässernetz bedeutet das, dass sich an fast jedem zweiten Fließkilometer ein technisches Querbauwerk befindet. Auch wenn nicht alle dieser Bauwerke die Durchgängigkeit der Fließgewässer beeinträchtigen, sind es dennoch zu viele Behinderungen.

Anja Fischer, Betriebsteilleiterin Stauanlagen Vogtland und der Staumeister der Talsperre Pirk, Matthias Schwanke, berichteten von den Herausforderungen für Talsperren in Zeiten des Klimawandels mit extremen Hoch- und Niedrigwasserständen. Ein Höhepunkt der Tagung war die Wanderung zur Staumauer und deren Begehung. Eindrücklich erklärte der Staumeister die Funktion des Bauwerkes, die Beeinträchtigungen für die Weiße Elster, aber auch die Vorteile der Talsperre bei der Regulierung von Wasserständen in Extremwetterlagen.

Für die NaturFreund*innen des Fachbereiches war nach dieser Tagung klar, dass das Engagement für Flusslandschaften weiterhin von enormer Bedeutung ist. Im Jahr 2023 werden die Landesverbände Sachsen und Thüringen abschließende Aktivitäten der Flusslandschaft Weiße Elster durchführen und die neue Flusslandschaft des Jahres wird ausgeschrieben.

Engagiert euch für die Gewässer und arbeitet in der Arbeitsgruppe Gewässerökologie der NaturFreunde mit! Bei Interesse meldet euch unter: gewaesser@naturfreunde.de