Forderungen der NaturFreunde Deutschlands an die Bodenpolitik

Beschluss des Fachbereichs Naturschutz, Umwelt, Sanfter Tourismus

Der Bundesfachbereich Naturschutz, Umwelt und sanfter Tourismus (NUST) der NaturFreunde Deutschlands hat während seiner Frühjahrstagung vom 11. bis 13. September 2015 in Reinfeld folgende Position zur Bodenpolitik beschlossen:

Boden ist Lebensgrundlage. Boden ist Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen. Boden ist Bestandteil des Naturhaushalts, er puffert, filtert und wandelt um. Er schützt das Grundwasser und dient als Archiv für Natur- und Kulturgeschichte sowie der Nutzung durch den Menschen, insbesondere der Nahrungsmittelproduktion. Diese Funktionen sind im Bundes-Bodenschutzgesetz beschrieben und sollen durch das Gesetz geschützt werden. Wie sieht es mit diesem Schutz aus?

Die historischen und aktuellen Bodenbelastungen sind enorm und vielfältig. Es kommt vermehrt zu Stoffeinträgen von toxischen Elementen und Nährstoffen. Die Versiegelung von Böden zerstört seine natürlichen Funktionen, und der Lebensraum geht verloren. Die landwirtschaftliche Nutzung und der zunehmende Einsatz von schweren Maschinen führen zu Bodenerosion und -verdichtung. Der Klimawandel und eine eintönige Bewirtschaftung verändern den Kohlenstoffgehalt der Böden und verschlechtern so die Leistungsfähigkeit.

Böden entwickeln sich über Jahrtausende. In Europa entsteht pro Jahr etwa 0,1 Millimeter neuer Boden; in 100 Jahren dann also 1 Zentimeter neuer Boden. Die Zerstörung des Bodens hingegen schreitet schnell voran und ist nicht wieder rückgängig zu machen. Sanierungsmaßnahmen stellen lediglich eine Ersatzmaßnahme dar. Einmal zerstört steht der ursprüngliche Boden mit seinen Funktionen nachfolgenden Generationen nicht mehr zur Verfügung. Der Flächenverbrauch geht ebenso in großen Schritten weiter. In Deutschland sind bereits 13,5 Prozent der gesamten Fläche bebaut und versiegelt. Der Flächenverbrauch ist zwar von 130 Hektar pro Tag auf 74 Hektar gesunken, die aus der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie geforderten 30 Hektar pro Tag bis 2020 werden jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach deutlich verfehlt. Wo liegen die Ursachen hierfür?

Ein wesentlicher Grund ist die Tatsache, dass viele Schäden und Belastungen schleichende Prozesse darstellen und zunächst nicht offensichtlich und gravierend sind. Ein Bewusstsein über die Bedeutung des Bodens für den Naturhaushalt und für den Menschen kann sich nur schwer einstellen. Bodenerosion und Flächenverbrauch finden auf großen Flächen statt oder sind auf viele Standorte verteilt, so dass die Veränderungen lokal nur schwierig zu erkennen sind. Viele Beeinträchtigungen spielen sich zudem unter der Erdoberfläche ab und sind ebenso kaum wahrnehmbar. Die Ausrufung des Internationalen Jahres des Bodens 2015 durch die Vereinten Nationen soll an die Bedeutung der Böden erinnern und sie verdeutlichen. Wir müssen allerdings mehr tun.

Erforderliche Neuregelungen in der Bodenpolitik

In Deutschland bilden das Bundes-Bodenschutzgesetz von 1998 zusammen mit der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung von 1999 die maßgebliche gesetzliche Grundlage. Fast ausschließlich wird hier für die Böden das Gefahrenabwehrrecht im Zusammenhang mit der Altlastenbearbeitung gesetzlich geregelt. Das Bodenschutzrecht findet somit in zahlreichen Fällen zum Thema Bodenschutz keine Anwendung.

Die auf europäischer Ebene angestrebte Bodenrahmenrichtlinie soll das Bodenschutzrecht in den EU-Mitgliedsstaaten harmonisieren. Von der Europäischen Kommission im Jahr 2006 vorgelegt, ist das Regelungskonzept 2014 wieder zurückgezogen worden. Erst neun Mitgliedsstaaten haben eigenständige, gesetzliche Regelungen zum Bodenschutz geschaffen. Hier besteht enormer Handlungsbedarf. Die Initiative für eine europäische Richtlinie sollte wieder aufgegriffen werden. Internationale Abkommen wie das UN-Umweltprogramm (UNEP) 2013 oder das UN-Übereinkommen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) beschränken sich auf vereinzelte Ziele oder Gebiete. Es ist erforderlich, den Boden in einen Zusammenhang mit anderen sozialen und ökologischen Problemen zu stellen und die UN-Konventionen entsprechend anzupassen. Dazu ist es nötig, dass solche Anstrengungen nicht von den Mitgliedsstaaten verhindert werden.

Die Forderungen der NaturFreunde Deutschlands

Die NaturFreunde fordern eine Konvention auf nationaler Ebene zum nachhaltigen Umgang mit Böden, die geeignete Rahmenbedingungen zum Schutz der Böden und für ein nachhaltiges Flächenmanagement schafft. Dazu gehören Maßnahmen, die zu einer Verringerung des Flächenverbrauchs, zu einer Bewusstseinsbildung für die Bedeutung der Böden führen und zu einer ökologischen Landnutzung führen:

Nachhaltiges Flächenmanagement

Planungsverantwortliche in der Raumplanung müssen von den Landesregierungen angeleitet und mittels Planungshilfen unterstützt werden, eine zukunftsfähige Siedlungsentwicklung zu konzipieren. Die Flächeninanspruchnahme soll durch ein regional abgestimmtes Bestandsmanagement und ein erfolgreiches Flächenrecycling minimiert, qualitativ verbessert und nachhaltig gestaltet werden. Das Land Rheinland-Pfalz hat diesbezüglich eine Vorreiterrolle inne und liegt bereits heute schon unter der geforderten Zielmarke.

Bewusstseinsbildung

Ebenso spielt das Bewusstsein für die Bedeutung der Böden eine herausragende Rolle. In der land- und forstwirtschaftlichen Ausbildung besitzen die Funktionen des Bodens und die Prozesse, die sich in ihm abspielen, einen geringen Stellenwert. Der Boden wird hier vielmehr als Stützsubstrat für Pflanzen betrachtet. Die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), die zum nachhaltigen Denken und Handeln befähigen soll, ist dazu geeignet das Bewusstsein für die Bedeutung der Böden zu wecken und das Wissen über die Zusammenhänge zu vermitteln. Besonders Kinder und Kleinkinder sollen Zugang zu Boden bekommen und durch die Bewirtschaftung kleiner Flächen Verantwortung übernehmen. Ebenso bedeutsam ist die Erwachsenenbildung, damit sich ein nachhaltiger Umgang mit Böden durch alle Bereiche zieht.


Ökologische Landnutzung

  • Die landwirtschaftliche Nutzung der Böden trägt erheblich zur Bodenerosion sowie Bodenverdichtung bei und ist maßgeblich für den Eintrag von Nährstoffen in den Boden verantwortlich. Die NaturFreunde fordern, in Zukunft nur noch ökologische Aspekte und Umweltdienstleistungen – wie beispielsweise die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und die Bindung von Kohlenstoff im Boden – finanziell stärker zu fördern. Geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit sind die Winterbegrünung mit Zwischenfrüchten sowie der Fruchtwechsel zwischen Getreide und Hülsenfrüchten. Das Anpflanzen von Bäumen und Büschen im und am Feld hilft den Boden festzuhalten und die Windgeschwindigkeit zu verringern.
  • Die Bio-Landwirtschaft besitzt durch ihre Methoden und Konzepte Vorzeigecharakter. Sie verzichtet auf Mineraldünger, verringert so die Stoffeinträge und sorgt für eine gute Bodenstruktur. Die NaturFreunde fordern, den Anteil der zertifizierten Öko-Landwirtschaft zu erhöhen und finanziell stärker zu subventionieren.