G20: Was ist eigentlich Gewalt?

Die Industrieländer tragen dazu bei, dass die Erde unbewohnbar wird

Die „sehr einseitige“ Debatte über Gewalt bei den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg kritisiert Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands:

Vom großen Sozialphilosophen Norbert Elias wissen wir, dass die Zivilisierung der Gesellschaft die soziale Disziplinierung der Gewalt bedeutet. Gerade weil auch wir NaturFreunde für Humanität und eine zivile Gesellschaft kämpfen, lehnen wir Gewalt ab. Sie ist kein Mittel, um zu einer humanen Gesellschaft zu kommen.

Unsere Aktionen – auch im Rahmen der G20-Proteste – sind konsequent, aber sie bleiben immer friedlich. Dasselbe gilt für alle Organisationen, die sich im Trägerkreis der „G20 Protestwelle“ engagieren, bei der am vergangenen Sonntag im strömenden Regen in Hamburg immerhin 25.000 Menschen für eine andere G20-Politik demonstrierten – friedlich.

Deshalb ist es sehr einseitig, dass viele Medien genauso wie der Bundesinnenminister den Eindruck erwecken, als drehe sich bei den G20-Protesten alles nur um Gewalt. In der Folge wird der Polizeipräsident häufiger interviewt als etwa die Organisatoren der friedlichen Proteste.

Von den G20 geht eine strukturelle Gewalt gegen die Zukunft aus

Sicherlich gibt es auch gewaltbereite Demonstranten. Das darf nicht akzeptiert werden und wird auch nicht akzeptiert. Dennoch ist nicht zu übersehen, dass auch von den G20 Gewalt ausgeht: eine Gewalt gegen die Zukunft. Auch diese Gewalt dürfte nicht akzeptiert werden. Sie wird aber akzeptiert.

Auch wenn die Waffen schweigen, so tragen doch vor allem die Industrieländer dazu bei, dass die Erde unbewohnbar zu werden droht. Einige Inselstaaten sind schon heute zu Opfern der Erderwärmung geworden. Man muss also auch die strukturelle Gewalt sehen, die von einem Wirtschafts- und Konsumstil ausgeht, der nur auf den kurzfristigen Gewinn ausgerichtet ist.

Die aktuelle Gewaltdebatte lenkt vom eigentlichen Thema ab: Die neoliberale Politik der G20 beutet Mensch und Natur aus, verschärft soziale Ungleichheiten und spaltet die Welt. Unter den negativen Folgen leiden die sozial Schwächsten, die Dritte Welt und die natürliche Mitwelt.
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