Griechenland-Kritiker aus der Union ohne ökonomische Kompetenz

Die Krise wurde vom Finanzkapitalismus und seinen Geldhändler verursacht

„Ohne über anerkannte ökonomische Kompetenz zu verfügen, äußern sich die ‚großen Ökonomen‘ Volker Kauder, Wolfgang Schäuble, Horst Seehofer und Markus Söder fast täglich zur Griechenlandkrise“, kritisierte der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller: „Doch ihr scheinbar großes Fachwissen reduziert sich in Wahrheit auf schnelle Überschriften ohne ökonomische Substanz für die Regenbogenpresse.“

Kauder, Schäuble, Seehofer und Söder übertrügen betriebswirtschaftliche Ziele auf alle Bereiche der Gesellschaft, so Müller. Am Tag der Offenen Tür der Bundesregierung habe selbst Guido Westerwelle deutlich vernünftigere Töne gefunden. „Was von diesen ‚Spitzen‘-Politikern – immerhin der stärksten Volkswirtschaft in der EU – dahingequasselt wird, ist einfach nicht mehr zu ertragen. Es ist höchste Zeit, den Herren einen soliden Grundkurs in Volkswirtschaftslehre zu finanzieren“, empfahl Müller.

Die strukturellen Probleme Griechenlands würden von niemandem bestritten. Natürlich müssten der aufgeblähte öffentliche Sektor und die Rücksichtslosigkeit der Reichen, die ihr Land im Stich lassen, kritisiert werden. Doch die ökonomische Bedeutung des Landes für die EU sei nicht viel höher als die des Stadtstaates Bremen für die Bundesrepublik.

Michael Müller: „Die entscheidenden Verursacher der Krise leben nicht in Griechenland, sondern vor allem in London, New York und leider auch in Frankfurt. Es sind der Finanzkapitalismus und die grenzenlose Aufblähung des Geldschöpfungspotenzials, mit denen ein angeblich höheres Wachstum erreicht werden sollte, tatsächlich jedoch eine krisenhafte Spaltung. Dieselben Lautsprecher aus CDU/CSU und FDP haben aber bis heute wenig getan, um die Geldhändler endlich zu bremsen und die Finanzmärkte zu regulieren. Sie haben nicht begriffen, dass es in erster Linie um eine Gläubigerkrise eines sich verselbstständigten Finanzkreislaufes geht.“

Kauder, Schäuble, Seehofer und Söder hatten auch den Ankauf der Steuer-CD, die den Umfang der deutschen Steuerflucht transparent machen, durch das Land NRW kritisiert. Werde hier etwa mit zweierlei Maß gemessen, fragte Müller. „Die Herren haben den Bezug zur Realität verloren und sollten selbst unter griechischen Verhältnissen leben, damit sie begreifen, was es heißt, 30 bis 40 Prozent des Einkommens zu verlieren – bei den Normalbürgern wohlgemerkt, nicht bei den Reichen“, betonte Müller.
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