Haushaltskürzungen: Zivilgesellschaftliches Engagement junger Menschen massiv bedroht – Verbände schlagen Alarm

Gemeinsame Pressemitteilung von BUND, NABU, NaturFreunden und ihren JugendverbändenBUNDjugend, NAJU, Naturfreundejugend

Vor dem Hintergrund der geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt 2024 im Bereich der Freiwilligendienste und Finanzierungslücken im Kinder- und Jugendplan senden drei große Umweltverbände und ihre Jugendorganisationen einen deutlichen Appell an die Ampelparteien im Bundestag. In einem offenen Brief fordern sie die Fraktionsvorsitzenden von SPD, FDP und Grünen auf, das Engagement und die Mitwirkung junger Menschen als treibende Kraft für gesellschaftliche Veränderungen anzuerkennen und die gravierenden Einschnitte für die Kinder- und Jugendarbeit und das zivilgesellschaftliche Engagement junger Menschen zu beenden.

Gerade in Zeiten von Krisen und negativen Entwicklungen suchten junge Menschen verstärkt nach Orientierung, Zusammenhalt und positiven Aussichten, so die Verbände. Auf Gremienveranstaltungen, Freizeiten und Gruppentreffen würden sie lernen, sich mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen, Verantwortung zu übernehmen und mit anderen Beteiligten und vielfältigen Meinungen in Dialog zu treten.

Zwar sei der kürzlich im Haushaltsausschuss angepasste Entwurf zur Fortschreibung des Kinder- und Jugendplans ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Jedoch werden die erhöhten Ausgaben für Verpflegung, Material, die Unterbringung von Teilnehmenden bei Veranstaltungen sowie Lohn- und Bürokosten weiterhin gänzlich außer Acht gelassen. Um die prekäre Situation in diesem Bereich zu verbessern, sei es unabdingbar, den Kinder- und Jugendplan langfristig zu sichern und finanziell anzupassen. Darüber hinaus drohen durch die geplanten Kürzungen im Bereich der Freiwilligendienste zahlreiche Stellen im zivilgesellschaftlichen Engagement wegzufallen. Die Verbände fordern vor diesem Hintergrund mehr Anerkennung und Wertschätzung und ausreichende finanzielle Mittel für das Engagement zahlreicher junger Menschen ein.

Jonathan Deisler, Mitglied des Bundesvorstandes für Finanzen der BUNDjugend: „Jugendverbände sind eine wichtige Quelle demokratischer Überzeugungen in der Gesellschaft. Tausende Jugendliche erfahren so Demokratie und ihre Vorzüge hautnah und werden die überzeugten Demokrat*innen, die unsere Gesellschaft vor autoritären Kräften schützt. Wer an den Jugendverbänden spart, spart auch an der Demokratie von morgen. In Zeiten des Rechtsrucks und der immer stärker werdenden demokratiefeindlichen Rechten ist diese Politik einfach nur verantwortungslos!”

Wendelin Haag, Bundesvorsitzender Naturfreundejugend Deutschlands: „Wer Jugendarbeit unterstützen, politische Bildung ermöglichen und Demokratie erhalten will, muss die plurale Zivilgesellschaft fördern. Für das ehrenamtliche Engagement junger Menschen ist die Planungssicherheit der Jugendverbände entscheidend. Die wiederholt angepassten Mittel aus dem Kinder- und Jugendplan müssen dafür endlich verstetigt werden."

Hannah Rosenbaum, NAJU-Bundesjugendsprecherin: „Unsere Verbände sind Werkstätten der Demokratie und fördern zivilgesellschaftliches Engagement sowie die aktive Teilhabe junger Menschen. Die Kürzungen gefährden diese wichtige Arbeit. Wir fordern politische und ausreichend finanzielle Unterstützung für den Kinder- und Jugendplan sowie den Bundesfreiwilligendienst, um Jugendbeteiligung zu gewährleisten.”

Antje von Broock, BUND-Bundesgeschäftsführerin Politik und Kommunikation: „Demokratie braucht Engagement. Bundesfreiwilligendienst und Freiwilliges ökologisches Jahr bietet tausenden Menschen einen Zugang zu Engagement. Das ist eine Investition in die Zukunft. Und Investitionen in die Zukunft – auch wenn sie mehr Schulden bedeuten – werden uns stärken und gegen neue Herausforderungen wappnen. Das gilt im Übrigen auch für Klima- und Naturschutz!“

Michael Müller, Bundesvorsitzender NaturFreunde Deutschlands: „Die Kinder- und Jugendarbeit unserer Verbände ist so wichtig, weil sie das Gemeinwohl stärkt und die Zukunft der Demokratie sichert. Doch seit der sogenannten ‚Zeitenwende‘ wird immer mehr Geld ins Militär gesteckt und fehlt dann an anderer Stelle. Hinzu kommt die extrem hohe Inflation. Der Kinder- und Jugendplan und die Freiwilligendienste müssen unbedingt besser finanziert werden, damit junge Menschen eine gute Zukunft haben! Wir wollen eine sozial-ökologische Zeitenwende.“

Jörg-Andreas Krüger, Präsident beim Naturschutzbund Deutschland (NABU): „Demokratie lebt vom zivilgesellschaftlichen Engagement junger Menschen. Mit ihrer Kreativität und ihrem Gestaltungs- und Veränderungswillen sind sie treibende Kraft der gesamtgesellschaftlichen Transformation. Gleichzeitig erhalten sie durch Angebote in der Kinder- und Jugendarbeit selbst Orientierung für ihre persönliche Entwicklung. Gerade in Zeiten drängender Krisen braucht diese wichtige Arbeit den Rückenwind aus der Politik statt weiterer Barrieren.“

Hintergrund: Der vorliegende Entwurf zur Haushaltsplanung sieht vor, etwa 78 Millionen Euro für die Freiwilligendienste zu streichen. Bei den finanziellen Mitteln des Kinder- und Jugendplans werden die gestiegenen Ausgaben für Verpflegung, Material, Unterbringung von Teilnehmenden bei Veranstaltungen sowie Lohn- und Bürokosten gänzlich außer Acht gelassen. Im Koalitionsvertrag hat die Bundesregierung hingegen festgeschrieben, den Kinder- und Jugendplan bedarfsgerecht auszustatten, das Investitionsprogramm für Kinder- und Jugendbildungsstätten fortzuführen und die Plätze für Freiwilligendienste auszubauen.

Zum offenen Brief an die Fraktionsvorsitzenden der Ampelparteien: www.NAJU.de/offener-brief-kjp