Seminarbericht: Vor welchen Herausforderungen Bergbauern in Bayern stehen
Die Aufregung ist groß in Deutschland: Der Wolf ist zurückgekehrt, zunächst in die Lausitz und nunmehr auch nach Bayern in den Bayerischen Wald sowie in die Alpen.
Die einen sehen in ihm eine blutrünstige Bestie, die bei uns keinen Platz hat. Die anderen suchen nach Wegen zu einem friedlichen Miteinander. Im jährlichen NaturFreunde-Kooperationsseminar in der Georg-von-Vollmar Akademie in Kochel kamen beide Seiten zu Wort.
Die Vertreterin des Almwirtschaftlichen Vereins, Frau Regauer, prophezeite das Ende unserer Almen, wenn der Wolf nicht abgeschossen wird. Dem widersprechen jedoch sowohl internationale Vorschriften als auch das deutsche Naturschutzgesetz. Diverse Organisationen für Nutztierhalter fordern deshalb vehement eine Ausnahmeregelung, die sich im Behördendeutsch „letale Entnahme“ nennt.
Demgegenüber erläuterte Willi Reinbold, der seit mehreren Jahren ein Wolfsprojekt des Landesbundes für Vogelschutz leitet, Möglichkeiten, um Zwischenfälle auf ein Minimum zu beschränken. Dass Konflikte mit Nutztierhaltern vorprogrammiert sind, liegt auf der Hand, ebenso auch, dass sie bei der extensiven Viehhaltung im Gebirge besonders schwer zu lösen sind. Trotzdem überzeugten uns die Vorschläge, sie mit Hirten- und Herdenschutzhunden, Einzäunung und ähnlichen Maßnahmen weitgehend in den Griff zu bekommen.
Eine tröstliche Nachricht für uns Wanderer: Menschen gehören nicht in das Beuteschema des Wolfes.
Der Wolf ist aber nicht das einzige Problem für die Bergbauern. Die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für bäuerliche Landwirtschaft, Gertraud Gafus, berichtete anschaulich von dem erhöhten Arbeitsaufwand im Vergleich zu den Agrargroßbetrieben im Flachland. Ähnliches hörten wir auch bei unserer Exkursion zu einem in rund 1.000 Meter Höhe gelegenen Bergbauernhof im Garmischer Land.
Da nun auch noch der globale Wettbewerb hinzukommt, haben die meist kleinen Höfe in den Bergen keine Überlebenschance, es sei denn, sie betreiben als zweites Standbein zum Beispiel eine kleine Almgastwirtschaft oder die Direktvermarktung ihrer Produkte. Hierüber berichtete der Obmann einer Bio-Käserei-Genossenschaft aus dem benachbarten Tirol.
Ganz wesentlich ist aber in jedem Fall eine öffentliche Förderung, für die seitens der EU Vorgaben bestehen. Auf nationaler Ebene ist bei uns die Ausgestaltung der Fördertöpfe zwischen Landwirtschaftsministerium und Umweltministerium aufgeteilt ist. Wie diese aussehen sollen, diskutierten wir mit Florian von Brunn (MdL, SPD).
Unser aller Interesse und auch das besondere Anliegen von uns NaturFreunden ist es, die Kulturlandschaft in unseren Alpen zu erhalten, die im Laufe der Jahrhunderte von den Landwirten geschaffen wurde. Was sich in unserer Zeit alpenweit verändert hat, zeigten eindrucksvolle Vergleichsbilder von Alfred Ringler. Wenn die Bergbauern die Bewirtschaftung aufgeben, holt sich der Wald alles zurück, betreiben sie Intensivlandwirtschaft, degenerieren die Almwiesen mit ihren bunten Blumen zu eintönigen Agrarwüsten.
Die NaturFreunde fordern deshalb von der Politik geeignete Rahmenbedingungen, die der Bevölkerung vor Ort eine ausreichende Lebensgrundlage sichern und ihre Natur- und Umweltschutzleistungen gesondert honorieren.
Christine Eben
stv. Landesvorsitzende der NaturFreunde Bayern und Fachbereichsleiterin Natur und Umwelt