Kinderarmut ist Familienarmut

"Herausforderungen in einem reichen Land" – Fachtagung der NaturFreunde Thüringen zur Kinderarmut

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Was bedeutet Armut im Alltag von Kindern und deren Familien? Was könnte beziehungsweise müsste zur Bekämpfung und Prävention von Armut geleistet werden? Und wer sollte dies tun?

Unter diesen Fragestellungen fand am 16. März eine familienpolitische Fachtagung der NaturFreunde Thüringen in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, dem Landesbüro Thüringen und dem Zukunftsforum Familie statt.

Mehr als 30 Expertinnen und Experten aus Kindergärten und Schulen, Politik und Fachverbänden, der Kinder- und Jugendhilfe, der Familienförderung sowie den Fachverwaltungen folgten der Einladung der NaturFreunde nach Mühlhausen.

Den Auftakt machte Frau Dr. Richter-Kornweitz aus Hannover zum Thema "Kommunale Handlungsstrategien zur Prävention von Kinderarmut". Sie zeigte in ihrem Vortrag auf, dass Familien vor allem drei Dinge benötigen: Zeit, Geld und Liebe.

Familien in Armutslagen fehlt oftmals insbesondere das Geld, um ihren Kindern ein Aufwachsen im Wohlergehen zu ermöglichen. Um mehr Chancen für alle Kinder zu ermöglichen, sei deshalb eine armutssensible Haltung bereits in den Kommunen nötig. So könnten Präventionsketten vor Ort aufgebaut werden, die eine frühzeitig beginnende und andauernde Förderung der betroffenen Kinder ermöglichten.

Frau Kaufhold von der Stabsstelle Sozialplanung des Unstrut-Hainich-Kreises veranschaulichte diesen Ansatz durch einen Einblick in das praktische Handeln des Landkreises zur Armutsprävention. Durch eine integrierte und dialogische Planung wurde die Agenda sozialpolitischer Schwerpunktsetzung für mehr Chancen und weniger Armut im Unstrut-Hainich-Kreis entwickelt.

Frau Michelfeit vom Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie ergänzte in ihrem Kurzvortrag um die Perspektive des Freistaates auf die Armutsprävention. Mit Hilfe des neuen Landesprogramms Solidarisches Zusammenleben der Generationen wird den Landkreisen und kreisfreien Städten dauerhaft die Möglichkeit geboten, die soziale Infrastruktur auszubauen.

Das Ausmaß von Kinder-und Familienarmut in unserer reichen Gesellschaft sorgt regelmäßig für Betroffenheit, oft verbunden mit Hilflosigkeit. Mit unserer Fachtagung unter der Überschrift „Kinderarmut ist Familienarmut – Herausforderungen in einem reichen Land“ konnten wir an die aktuelle Diskussion um die Kindergrundsicherung in der Bundesrepublik anknüpfen.

Das Bündnis Kindergrundsicherung , in dem sich auch die NaturFreunde engagieren, besteht seit nunmehr 10 Jahren. Das Modell des Bündnisses sieht dabei vor, alle bestehenden Leistungen für Kinder zu einer einzigen Leistung zusammen zu fassen und unabhängig vom Familieneinkommen auszuzahlen, damit das kindliche Existenzminimum in allen Familien gewährleistet werden kann.

Mit der Kindergrundsicherung sind große Erwartungen verbunden. SPD, Grüne, Linke und FDP sehen mittlerweile darin eine reale Option, Kinderarmut zu bekämpfen.

Es ist höchste Zeit zu handeln. Alle Infos zum Bündnis unter: www.kinderarmut-hat-folgen.de

Kristine Müller
NaturFreunde Thüringen