Kleidertausch ist angesagt

Eine Studentin auf Umweltwegen

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Mittwochabend. Während andere sich von der fast geschafften Arbeitswoche ausruhen, freue ich mich darauf meine Freundin Amelie zu besuchen. Es ist kein normales „Treffen und Plaudern“, sondern es gibt einen Anlass und ich bin nicht der einzige Gast. Schuhe aus, Jacke an den Haken, ich folge ihr in ihr altes WG-Zimmer. Auf dem Bett, dem Schreibtisch und an einer Kleiderstange hat sie die Sachen, die sie bei ihrem Umzug nicht in die neue Wohnung mitnehmen will, aufgehängt und ausgelegt.

Es ist echt viel: Kleider, Pullis, Schals, kleine Accessoires wie ein Porzellanelefant, Broschen von der Großmutter, eine Handpuppe „böser Zauberer“ und Notizhefte. Ich fange an zu stöbern. Es ist irgendwie aufregend. Aber noch sind nicht alle da. Wir gehen in die Küche und fangen an, Gemüse für das Essen zu schneiden. Der Plan ist nämlich folgender: Amelie zieht um und hat in dem Zuge eine Menge aussortiert. Anstatt das wegzuschmeißen, ist es der Aufhänger für einen gemeinsamen Abend geworden, an dem wir zusammen kochen, Kleidung anprobieren, quatschen und am Ende glücklich nach Hause gehen, und Amelie zufrieden auf den geschmolzenen Berg von Dingen blicken kann, die nicht mit umziehen sollen.

Als das erste Tablett Ofengemüse fertig ist, sind alle Eingeladenen da. Nach dem Essen fangen, wir an uns umzugucken und Sachen anzuprobieren. Wir sind in einem Gewusel aus tanzen, lachen und rumalbern. Wir stoßen auf Amelie an! Ich hatte einen echt schönen Abend und bin mit zwei schönen Sommerkleidern, einem cremefarbenen Stoffmantel und einer Chino-Hose nach Hause gegangen.

Gerade unter dem Gesichtspunkt Nachhaltigkeit was Kleidung betrifft, war die Aktion super. Es werden jährlich mehr als 80 Millionen neue Kleidungsstücke produziert. Dabei leidet meistens nicht nur die Umwelt unter den giftigen Chemikalien, die während des Produktionsprozesses der Textilien in die Natur gelangen. Auch die Arbeitsbedingungen der Menschen, die die Kleidung herstellen, sind katastrophal. Der Abend bei Amelie ist eine umweltfreundliche Alternative zum Neukaufen. Das nächste Mal Aussortieren will ich auch so feiern!

Sophie Gröning
sophie_groening@web.de