Krank durch Toner

Die Stiftung nano-Control kritisiert gesundheitsgefährdende Laserdrucker

Emissionen aus Laserdruckern
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Nanopartikel sind extrem klein. Man kann sie nicht sehen, nicht schmecken und nicht riechen. Dabei können sie extrem gesundheitsgefährdend sein, insbesondere die im Toner von Laserdruckern. Erst vor Kurzem hat eine Studie wieder darauf hingewiesen. Gesundheitsgefährdend meint: Entzündungen, Allergien und Krebs.

Laserdrucker, die heute in jedem Büro stehen, wirbeln in zehn Minuten bis zu einer Billion Nanopartikel in die Raumluft. Das ist eine Eins mit zwölf Nullen oder anders ausgedrückt: tausend Milliarden Teilchen. Im Büro tätige Menschen atmen pro Stunde davon mehr als 7,5 Millionen Partikel ein.

Nun atmen wir alles Mögliche ein: Ausdünstungen von Chemikalien, Spuren von Zigarettenrauch, Stäube aller Art. Doch die Sache mit den Nanopartikeln hat noch mal eine andere Dimension. Denn Nanopartikel sind winziger als winzig. Das Verhältnis ihrer Größe zu der eines Fußballes entspricht in etwa dem eines Fußballes zur Erdkugel. So sind sie zum einen federleicht: Bis sie in der Büroluft zu Boden sinken, dauert es Stunden. Entscheidend für unsere Gesundheit aber ist: Sie sind chemisch hoch reaktiv. Denn gemeinsam mit weiteren Mikropartikeln im Druckertoner bilden sie riesige Oberflächen. Ein Beispiel: Ein Titanwürfel hat eine Kantenlänge von einem Zentimeter und eine Oberfläche von sechs Quadratzentimetern. Würde man diesen Würfel nun in Nanowürfel mit jeweils 10 Nanometern Kantenlänge zerschneiden, ergäbe das eine Trillion Würfel mit Oberflächen von insgesamt 600 Quadratmetern. So wird sogar Titan toxisch, das sich eigentlich an chemischen Vorgängen nicht beteiligt.

Tonerteilchen reagieren mit Körpergewebe
Das Problem also ist: Diese winzigen Tonerteilchen schweben lange in der Luft, sind unglaublich zahlreich und reagieren mit anderen Stoffen, zum Beispiel Schwermetallen, Industrierußen, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) oder flüchtigen organischen Verbindungen (VOC). Alles hochgiftig. Und sie können mit dem menschlichen Körpergewebe reagieren. Mit der Atemluft gelangen sie über das Blut in die Organe. Die Winzlinge können sogar die sogenannte Bluthirnschranke überwinden und ins Gehirn wandern. Im menschlichen Körper reichern sie sich an und verursachen oxidativen Stress, Entzündungen, Allergien oder verändern die Erbsubstanz.

Achim Stelting ist Vorsitzender der internationalen Stiftung nano-Control. Ausführlichere Informationen: www.nano-control.de oder www.sicher-drucken.de

Das klingt dramatisch und ist es auch. Zwar ließen sich die Nanopartikel aus Druckertonern herausfiltern, doch das wird kaum gemacht. Es gibt einfach kein Gesetz, das zum Einbau von Filtern verpflichtet. Forschungsbudgets und der politische Wille fehlen. Im Gegenteil: Das Umweltbundesamt vergibt sogar den „Blauen Engel“ – ein Umweltzeichen, mit dem eigentlich besonders umweltschonende Produkte ausgezeichnet werden – an Laserdrucker, die bis zu 350 Milliarden Partikel innerhalb von zehn Minuten in die Atemluft blasen. Erst Ende November 2014 hat der Hersteller Kyocera sogar den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Laserdrucker mit Blauem Engel erhalten.

Achim Stelting
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in NATURFREUNDiN 1-2015.