"Nirgendwo sonst ist Klimagerechtigkeit so dringend wie in Afrika"

Die Rede von Mamadou Mbodji, Präsident des afrikanischen NaturFreunde-Netzwerkes, zum 31. NaturFreunde-Bundeskongress

© 

Liebe NaturFreundinnen und NaturFreunde,

erlaubt mir, zu Beginn meiner Rede dem deutschen Bundesverband von ganzem Herzen zu danken, der mir die Ehre erwiesen hat, mich in dieses hohe Gremium eurer Organisation einzuladen.

Ich nutze die Gelegenheit meiner Anwesenheit hier, um im Namen des gesamten afrikanischen NaturFreunde-Netzwerks und in meinem eigenen Namen die hervorragende Partnerschaft mit unseren afrikanischen Verbänden hervorzuheben, von der beide Seiten profitieren.

Ich kann ohne Zweifel sagen, dass ihr ein ständiger Begleiter bei fast allen Projekten seid, die wir mit unseren lokalen Gemeinschaften auf partizipative und integrative Weise entwickelt haben.

An Beispielen mangelt es nicht und die Ergebnisse sind sichtbar: Vom Schutz der natürlichen Ressourcen über Jugend- und kommunale Partnerschaften bis hin zur Stärkung von Frauen und der Berufsausbildung von Mädchen habt ihr mit uns zusammengearbeitet, um die Resilienz schutzbedürftiger Bevölkerungsgruppen zu stärken.

Ich möchte hier nicht alle unsere gemeinsamen Erfolge aufzählen, aber ich kann nicht umhin, einen der jüngsten Erfolge zu erwähnen:

Mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und dank eurer tatkräftigen Unterstützung führen wir ein sehr ehrgeiziges dreijähriges Projekt zur Wiederaufforstung von Mangroven in St. Louis (Senegal) und Janjanbureh (Gambia) durch. Mit einer jährlichen Wiederaufforstung von 25.000 Mangrovenpflanzen soll das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der Treibhausgasemissionen leisten und Lebensgrundlagen für die lokale Bevölkerung schaffen. Diese Aktivitäten der Solidarität mit unserer Bevölkerung spiegeln die Philosophie wider, auf der unsere gemeinsame Organisation beruht.

Diese aktive Solidarität ist heute mehr denn je eine der Dimensionen unserer Partnerschaft, die es zu stärken und auszubauen gilt, denn genau wie ich wisst auch ihr, dass der Planet in der Krise steckt! Afrika befindet sich in einer noch nie dagewesen Krisensituation.

Und obwohl Afrika mit weniger als vier Prozent der Treibhausgasemissionen nur einen sehr geringen Anteil hat, ist es die Region in der Welt, die am stärksten von den verheerenden Auswirkungen des Klimawandels betroffen ist. Alle sozioökonomischen Sektoren sind davon betroffen. Die Landwirtschaft, die Fischerei und die Viehzucht, die die Hauptgrundlage für den Lebensunterhalt bilden, haben sich so schnell und tiefgreifend verschlechtert, dass sich große Teile der Bevölkerung auf den gefährlichen und dramatischen Weg der Migration begeben haben, um ihrem Schicksal zu entgehen.

Man muss zugeben, dass Afrika trotz aller eigenen Anpassungsversuche allein nicht in der Lage sein wird, dies zu bewältigen.

Ich möchte daran erinnern, dass die ökologische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Destabilisierung Afrikas niemanden gleichgültig lassen darf, da die globale geopolitische Stabilität auf dem Spiel steht.

Solange die Zeit noch reif ist, müssen wir an einem Strang ziehen, um die unglaublichen Ungleichheiten in der Widerstandsfähigkeit der betroffenen Gemeinschaften zu korrigieren. Sonst wird es morgen zu spät sein.

Wir alle können erkennen, dass dieser rasante Wettlauf um mehr Entwicklung, mehr Profit, mehr Reichtum mit unzureichenden Produktions- und Konsumsystemen die Hoffnung auf ein besseres Leben für alle, sowohl für die jetzigen als auch für die künftigen Generationen, endgültig zunichtegemacht hat.

Wie ihr seht, stellt sich hier die Frage der Klimagerechtigkeit für die Betroffenen einer Krise, die maßgeblich von den großen Emittenten in Industrie- und Schwellenländern verursacht wurde.

Nirgendwo sonst ist Klimagerechtigkeit so dringend wie in Afrika. Es liegt also in unserer individuellen und kollektiven Verantwortung, etwas gegen diese ungerechte Realität zu unternehmen.

Ich nutze diese Gelegenheit, um dafür zu plädieren, dass wir NaturFreunde in diesem gemeinsamen Kampf, der unser tägliches Handeln bestimmen sollte, unter keinen Umständen nachlassen dürfen.

Wenn wir diese steigende Kurve der Treibhausgase wirklich beeinflussen wollen, muss unser innerstaatlicher und zwischen den Generationen geführter Kampf einem internationalen und generationsübergreifenden Kampf weichen.

Ich appelliere an das Gewissen aller, sich individuell und kollektiv zu verpflichten, den eigenen Lebensstil gründlich zu überdenken und die stark betroffenen lokalen Gemeinschaften in ihrem täglichen Kampf um Anpassung und Widerstandsfähigkeit zu begleiten.

Abschließend möchte ich allen deutschen NaturFreunden unseren tiefen Dank dafür aussprechen, dass ihr uns zu euren privilegierten Partnern gemacht habt.

Ich möchte auch Michael Müller und all seinen Teams, die ihn bei der Entwicklung der Beziehungen zwischen eurer Organisation und dem afrikanischen NaturFreunde-Netzwerk begleitet haben, meine aufrichtige Anerkennung aussprechen.

Ich wünsche euch viel Erfolg mit eurem 31. Bundeskongress.

KELLE! Berg frei!

Mamadou Mbodji
Vizepräsident der NaturFreunde Internationale und Präsident des afrikanischen NaturFreunde-Netzwerkes