Natur- und Heimatkunde im Steinwald

Seminartagebuch vom 2. bis 10. Juni 2012

© 

Samstag, 2.6.2012

Anreisetag. Die Gruppe hatte in Friedenfels/Oberpfalz in der Pension Zeitler ihr Quartier. Gegen 16.30 Uhr machten sich die bis dahin angekommenen Mitglieder auf, die nähere Umgebung zu erkunden. Hierbei streiften wir das Fahrerlager des ADAC-Bergrennens, das dem Ein oder Anderen das Erreichen der Pension erschwert hatte.

Weiter ging es vorbei an der 300-jährigen Buche und am Waldfriedhof. Natürlich wurde am Wegesrand botanisiert, einige beobachteten Vögel. Pünktlich zum Abendessen waren dann alle Teilnehmer eingetroffen.

Sonntag, 3.6.2012

Wir fuhren zum Wanderparkplatz oberhalb der Blockhütte im Waldnaabtal. Bei der Wanderung durch das romantische Waldnaabtal machte uns unser NaturFreund Willy aus Bad Alexandersbad immer wieder auf botanische und geologische Besonderheiten aufmerksam.

Das Wetter meinte es gut, nur während der Mittagsrast in der Blockhütte regnete es. Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher nach Falkenberg und sahen uns die auf einen Granitfelsen gebaute Burg Falkenberg an. Abends informierte uns Herr Busel über die Geschichte im Bereich Steinwald.

Montag, 4.6.2012

Unser erstes Ziel war die Kontinentale Tiefenbohrung in Windischeschenbach. In der Zeit von 1990 bis 1994 hat man hier an der Nahtstelle zweier kontinentaler Platten (Afrikanische und Eurasische Platte) eine Bohrung bis in eine Tiefe von 9.101 Meter durchgeführt. Nach einer kurzen Information, weshalb man an dieser Stelle gebohrt hat, sahen wir einen Film zur Entstehung der Erde. Anschließend besuchten wir die Ausstellung. Es waren unter anderem Modelle der eingesetzten Bohrwerkzeuge zu sehen. Interessant war auch eine Plattform, mit der Erdbeben simuliert wurden. Hier stellten wir fest, dass Erdbeben mit geringerem Wert auf der Richterskala unangenehmer verspürt werden können als Beben mit höherem Wert.

Danach ging es weiter zum Parkstein. In der Mitte des gleichnamigen Ortes ragt ein gewaltiger Basaltkegel aus dem Boden. Sehr beeindruckend sind die gut erkennbaren sechseckigen gebogenen Basaltsäulen. Wenn man oben auf dem Parkstein steht, kann man noch ein paar Restmauern der einstigen Burg sehen. Nach einem kurzen Blick in die katholische Bergkirche St. Maria fuhren wir weiter zur KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.

In dem von 1938 bis 1945 existierenden Konzentrationslager waren cirka 100.000 Menschen eingesperrt, von denen etwa ein Drittel den Terror und die Folter nicht überlebte. Am Ende des Tages sahen wir uns noch die Burgruine Flossenbürg an. Nach dem wir über einen Pfad die Ruine erreichten, ging es noch einige Treppenstufen hinauf zum ehemaligen Wohnturm. Von hier aus hatten wir einen wunderbaren Rundumblick. Die Burg steht auf einem beeindruckenden Granitfelsen. Auffallend ist, dass die Erkaltungsrisse im Granit Zwiebelschalen ähnliche Schichten ausgebildet haben, was dem Berg ein außergewöhnliches Aussehen gibt.

Dienstag, 5.6.2012

Zunächst fuhren wir mit dem Bus zum Grenzlandturm nach Neualbenreuth. Herr Küblböck vom Oberpfälzer-Waldverein begrüßte uns und sagte etwas über die Entstehung des Turms. Leider konnten wir den Ausblick nicht so wie gewünscht genießen, da die Regenwolken den dominanten Tillenberg und die anderen Berge verhüllten.

Nach ein paar Minuten Busfahrt hielten wir in der Nähe eines ehemaligen Grenzübergangs nach Tschechien. Von hier aus gingen wir zu einem  Aufschluss eines vulkanischen Schlackenkegels, dem Eisenbühl. Nach der Mittagspause, der Regen hatte aufgehört, stand eine  Stadtführung in Eger (Cheb) auf dem Plan. Hier erwartete uns eine tschechische Stadtführerin, die sehr gut deutsch sprach. Da wir nur eine gute Stunde Zeit hatten, sahen wir uns hauptsächlich auf dem Marktplatz um. Eger wurde 1061 erstmals urkundlich erwähnt. Rund um den Marktplatz stehen prächtige Bürgerhäuser. Am unteren Rand des Marktplatzes befindet sich ein Häuserblock, der den Stadtbrand von 1270 überstanden hat. Die elf ehemaligen Krämerhäuser heißen im Volksmund Stöckel.

Weiter ging es zum Naturschutzgebiet Soos in der Nähe von Franzensbad. Hier treten in einem Sumpfgebiet, das durch Holzstege begehbar gemacht wurde, Gase in so genannten Mofetten an die Oberfläche. Die Gase stammen aus Magmablasen, die etwa 30 Kilometer tief unter der Erdoberfläche liegen.

Mittwoch, 6.6.2012

Unser Programm begann mit einem Besuch des Fischereimuseums in Tirschenreuth. Hier erfuhren wir einiges über die Geschichte des Fischfangs und der Teichwirtschaft und welche Fische welche Bereiche von Fließgewässern (Bach, Fluss)  bevorzugen. Außerdem sind im gleichen Museum auch Ausstellungen über Krippen, Porzellan und Stadtgeschichte zu sehen.

Der nächste Termin war im Knopfmuseum von Bärnau. In einem Film zur Einstimmung konnten wir sehen, wie sich die Herstellung der Knöpfe im Laufe der Jahre mit der Industrialisierung und der Änderung der Materialien, aus denen Knöpfe gefertigt wurden, entwickelte. Im Geschichtspark Bärnau machten wir uns ein Bild vom Wohnen und Leben im Mittelalter. In dem Freilandmuseum sind Häuser aus verschiedenen Regionen und Epochen nachgebaut und teilweise bewohnt.

Nach einer kurzen Kaffeepause fuhren wir zur Friedhofskapelle nach Wondreb. An der Decke der Kapelle befindet sich eine seltene Darstellung aus 28 Bildern gleichen Formats. Die Tafeln zeigen acht Totenköpfe und 20 Totentänze. Nach dem Abendessen zeigte uns Werner Sidowski anhand einiger Bilder, was wir im letzten Jahr im Elbe-Havelwinkel erleben durften.

Donnerstag, 7.6.2012 (Fronleichnam)

Waldsassen stand auf dem Programm. Auf dem Weg vom Parkplatz zum Kräutergarten der Basilika konnten wir eine Prozession verfolgen. Der Naturerlebnisgarten ist parkartig gestaltet mit Bereichen von Heilpflanzen sowie Einrichtungen zur Nutzung von Sonnenenergie und Zonen der Entspannung. In einem Pavillon konnte man die Aufzucht von Vögeln im Nest beobachten.

Nach dem Besuch des Gartens sahen wir uns die Klosterbibliothek an. Diese wurde 1726 im Übergang vom Hochbarock zum Rokoko vollendet. Der Saal beeindruckt durch Stuckarbeiten, Deckengemälde sowie Schnitzereien von lebensgroßen  Figuren und aufwendigen Geländern entlang der Galerien. Heute stehen noch etwa 3.500 Bücher hier. Nach der Führung warfen wir noch einen Blick in die Basilika.

Zum Mittagessen waren wir im Naturfreundehaus Waldsassen angemeldet. Auf dem Weg zur Wallfahrtskirche Kappel machten wir einen kurzen Halt an der Köllergrün, der Gründungsstelle des Klosters Waldsassen, wo an einem wunderschönen Waldsee mit Schutzhütte ein Gedenkstein an die Kapelle erinnert, die hier einst stand. Die Dreifaltigkeitskirche steht von weitem sichtbar auf dem Glasberg bei Waldsassen. Sie symbolisiert mit ihren drei Türmen und mit den sich im Innenraum treffenden drei halbkugelförmigen Kuppeln die Dreifaltigkeit.

Um uns einen Eindruck von der heutigen Teichwirtschaft zu verschaffen, hatten wir uns mit dem Fischwirtschaftsmeister Thomas Beer in Kleinensterz verabredet. Bei einem Rundgang um die Fischteiche erklärte uns Herr Beer die Arbeitsweise der modernen Teichwirtschaft von der Brut bis zum Speisefisch. In der Zwischenzeit hatte seine Frau mit Unterstützung seines Vaters für uns ein Abendessen zubereitet. Hier noch mal ein besonderer Dank an die Küchenmannschaft, denn beim Anmelden hatten wir abgesprochen, dass ich mich noch mal melden sollte. Dieses hatte ich aber vergessen.

Freitag, 8.6.2012

Wir trafen uns gegen 10 Uhr mit Herrn Reger, dem Vorsitzenden des Vereins Steinwaldia, an der Burgruine Weißenstein. Der Verein hat in jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit die Ruine Weißenstein ausgegraben und rekonstruiert. Hierüber und über die geschichtlichen Gegebenheiten rund um die Burg konnte Herr Reger anschaulich berichten. Nach der Mittagspause im Marktredwitzer Haus fuhren wir zur Glasschleife Pullenreuth. Bei einem Rundgang, der ein Stück entlang des Fränkischen Gebirgsweges verlief, erklärte uns „Claudia“ die ehemalige Einrichtung der Glasschleife und  geschichtliche Hintergründe.

Im Anschluss sahen wir uns im Infohaus noch einige Fundstücke an, die bei den Arbeiten an der Burgruine Weißenstein zu Tage gekommen sind.

Samstag, 9.6.2012

Wir starteten mit einem Besuch in Erbendorf. Das Heimat- und Bergbaumuseum ist zwar klein, aber liebevoll und mit viel Engagement zusammengestellt. Es zeigt alte und zum Teil  ausgestorbene Berufe sowie Mineralien, Weihnachtsbaumschmuck, einen Tante- Emma-Laden und vieles mehr. Im Anschluss fuhren wir zur Burgruine Waldeck. Sie war eine Gipfelburg auf dem 641 Meter hohen Basaltkegel des Waldecker Schlossbergs und eine der ältesten Burgen der Oberpfalz. Am Fuße des Berges sind noch alte Eingänge, die in früheren Zeiten als Keller in den Berg gehauen wurden, zu sehen.

Nachdem wir uns ein Bild über die Ausmaße der ehemaligen Burg gemacht hatten, fuhren wir zu einem Marmorsteinbruch nach Unterwappenöst. Hier befindet sich im Bereich der Fränkischen Linie das südwestlichste isolierte Vorkommen des Wunsiedler Marmors. Nun ging es weiter zur Wallfahrtskapelle auf dem Armesberg. Zwischen einer Hochzeit und einer Pilgergruppe hatten wir die Gelegenheit, in die denkmalgeschützte Kirche hineinzuschauen. Nach einer kurzen Pause in der Gaststätte unterhalb der Kirche wollte uns Willy noch den seltenen Serpentinitstreifenfarn zeigen. Wir  fuhren nach Grötschenreuth. Hier im Naturschutzgebiet Föhrenbühl wurden wir nach einer kurzen Gehzeit fündig.

Zum Abschluss bedanken wir uns ganz herzlich bei unserm Willy aus Bad Alexandersbad, der uns die ganze Woche über die Schätze des Steinwaldes gezeigt hat. Und das, obwohl er in dieser Woche Geburtstag hatte und seine Frau krank zu Hause saß. Ein weiterer Dank gilt Reinhold Scheuch und Siegfried Brettschneider aus Mitterteich, die uns bei der Vorbereitung dieser Woche unterstützt haben.

Ich hoffe, wir sehen uns im nächsten Jahr gesund wieder, wahrscheinlich an der Goldenen Aue zwischen Südharz und Kyffhäuser.

Berg frei!
Jürgen Hapke
 

Weitere Bilder

Heimatkunde_Galerie_2012_Steinwald

© 
© 
© 
© 
©