„Der Umweltklub hat mein Leben verändert“

Die NaturFreunde Togo haben 1.500 aktive Schüler – vier von ihnen berichten hier

Schulkinder in Togo sammeln Plastikmüll
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Dass gespendete Gießkannen bei Schülern mehr Jubel auslösen als Fußbälle, ist schon außergewöhnlich, insbesondere in Afrika. Aber genau das haben wir bei der letzten NaturFreunde-Reise nach Togo erlebt.

Dort gibt es etwa 3.000 NaturFreunde, organisiert unter dem Dach von CASE Togo – Amis de la Nature. Eines ihrer Schwerpunktthemen ist die Umweltbildung an Schulen. In den letzten sieben Jahren konnte CASE Togo bereits 27 Umweltklubs gründen, in denen etwa 1.500 Schüler lernen, wie man Abfälle vermeidet, was es mit dem Klimawandel auf sich hat oder wie wichtig Wälder sind. Das kommt nicht von ungefähr: Wie in vielen westafrikanischen Ländern haben in den letzten Jahren auch in Togo insbesondere die Entwaldung und der Plastikmüll beunruhigende Ausmaße erreicht. Allen Schülern gemein ist der unbändige Wille, die Umweltsituation zu verbessern. Die NATURFREUNDiN stellt vier von ihnen vor.

Joël Tassinga (18), Gymnasiast in Kpalimé, ist jetzt seit drei Jahren Mitglied im Umweltklub, in dem sich rund 50 Schüler engagieren. „Als ich gehört habe, dass die Umweltverschmutzung viele Krankheiten verursacht, wollte ich etwas dagegen tun. Ich habe hier sehr viel gelernt, der Klub hat mein Leben verändert. Vorher war mir die Natur ziemlich egal, jetzt denke ich darüber nach, wie wir Menschen mit ihr umgehen.“ Joël will später Ingenieur werden und umweltfreundliche Fahrzeuge entwickeln.

Akofa Konu (21), Gymnasiastin in Adéta. Seit vier Jahren arbeitet sie schon im Umweltklub mit. „Ich habe selbst lange in einer sehr verschmutzten Gegend gelebt. Überall gab es Müll, das wollte ich ändern und bin Mitglied im Umweltklub geworden.“ In Adéta arbeiten knapp 150 Schüler im Umweltklub, davon 80 Mädchen. Besonders wichtig ist ihnen die Aktion „Saubere Stadt“. Das Schulgelände und die Viertel, in denen Mitglieder des Umweltklubs wohnen, sind jetzt sauberer. Akofa möchte Krankenschwester werden.

Essoréké Bamazi (18), Gymnasiast in Lavié, ist seit drei Jahren im Umweltklub aktiv. „Als ich ans Gymnasium kam, habe ich eine Aufgabe gesucht und der Umweltklub klang interessant. Bei einer Kulturwoche haben wir dann unsere Eltern und Freunde eingeladen, mit ihnen über Umweltprobleme gesprochen, gemeinsam Plastikmüll aufgesammelt und Bäume gepflanzt.“ Im Umweltklub von Lavié arbeiten zurzeit 25 Schüler. Essoréké möchte später im Umweltschutz tätig sein.

Jacques Edjallé (17), Gymnasiast in Kpalimé, ist jetzt seit zwei Jahren im Umweltklub. „Ich bin sehr unzufrieden darüber, wie die Leute bei uns mit dem Wald umgehen. Sie holzen ab, aber pflanzen nicht neu. Das muss sich ändern. Die Arbeit im Umweltklub hat mein Leben sehr verändert. Ich bin jetzt Teil einer Gruppe und arbeite mit anderen zusammen. Ich habe auch verstanden, wie gefährlich der Plastikmüll ist und versuche selbst, so wenig wie möglich Plastikbeutel zu verwenden.“ Jacques möchte Medizin studieren und Neurologe werden.

Dank internationaler NaturFreunde-Unterstützung konnten an 20 Umweltklubs Baumschulen eingerichtet werden, deren Startkosten bei umgerechnet 300 Euro liegen. Die NaturFreunde Sachsen haben gerade eine Kampagne zur Finanzierung der 21. Baumschule beschlossen.

Ein weiteres Praxisprojekt haben die NaturFreunde Bremen initiiert: Hier geht es unter anderem um vor Ort hergestellte „Sparkocher“, die 30 Prozent weniger Holzkohle verbrauchen und an Familien von Schülern verteilt werden, die sich bereits in CASE-Togo-Baumschulen engagieren. Ein Kocher kostet 20 Euro. Erst vor Kurzem hat die Ortsgruppe Bielefeld durch eine ungewöhnliche Sammelaktion 30 Kocher finanziert. Vielleicht ist auch in deiner Ortsgruppe etwas
möglich?

Petra Müller
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in NATURFREUNDiN 2-2014.