Gute Idee: Vorstandsarbeit mal anders!

Ein Bericht von Renate Ernst, NaturFreunde Barsinghausen

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Um junge und motivierte Menschen für die Mitarbeit im Verein und im Vorstand zu finden, braucht es Arbeitsweisen, welche die Situation jüngerer Generationen berücksichtigen. Anstatt uns nach früheren, scheinbar „besseren“ Zeiten zurückzusehnen, haben wir in unserer Ortsgruppe Barsinghausen neue Herangehens- und Arbeitsweisen entwickelt und machen damit die besten Erfahrungen.

Ein anderer Blick auf die Vorstandsarbeit

Der Gedanke, als Vorstand von „oben herab“ Entscheidungen für den Verein zu treffen oder gar die komplette Veranstaltungsorganisation zu übernehmen, war uns als Vorstandsteam von Beginn an fremd. Vielmehr arbeiten wir klar nach der Prämisse „Jeder Verein ist so gut wie seine Mitglieder!“.

Alle Mitglieder unserer Ortsgruppe sind herzlich eingeladen, an unseren Vorstandssitzungen teilzunehmen, wo wichtige Entscheidungen diskutiert und getroffen werden. Unsere Sitzungen sind Orte des Austausches und der Entwicklung und wir stehen jederzeit für Fragen zur Verfügung. Entscheidungen treffen wir gemeinsam – egal, ob jemand ein Vorstandsmandat hat oder nicht. Uns geht es um Beteiligung und darum, wahrzunehmen, was unsere Vereinsmitglieder denken. Daraus entwickelt sich ein Miteinander und neue Vorstandsmitglieder wachsen in die Vorstandsaufgaben quasi „nebenbei“ hinein. Die Aktiven aus unseren Sparten folgen unserer Einladung gerne, denn sie sehen, dass ihre Meinung geschätzt wird.

Mit dem Blick auf die in der Vergangenheit oft langatmigen Vorstandssitzungen können wir sagen: Unsere Sitzungen sind konstruktiv und effektiv und dauern in der Regel nicht länger als zwei Stunden. Eine gute Vorbereitung, eine gute Moderation und eine klare Tagesordnung helfen bei dieser Umsetzung. Für Themen, die wir intensiv diskutieren wollen, nehmen wir uns eine Auszeit und machen einen Klausurtag, an dem – wie übrigens bei allen anderen Sitzungen auch –  alle Anwesenden als kleines „Dankeschön“  zu Essen und Getränken eingeladen sind.

„Wir wurden als NaturFreunde geboren!“

Diesen Satz haben wir in der Vergangenheit oft gehört, erleben aber bei unseren heutigen Mitgliedern etwas ganz anderes. Gerade unsere jüngeren Mitglieder bleiben dem Verein nur so lange treu, wie er ihnen etwas „bietet“ oder eine Plattform schafft, ihr Engagement und ihre eigenen Interessen umsetzen zu können.
Als Vorstand hat uns das vor die Frage gestellt, wie wir auf die veränderten Anforderungen reagieren können und was die Konsequenz daraus sein soll. Unsere Antwort war, einen Versuch zu starten: die Interessen der Vereinsmitglieder abzufragen und sie mit ihren Interessen an den Verein anzubinden. Und siehe da: Es gelingt!

Ein Beispiel: Seit vielen Jahren gibt es das Angebot „KidsPower“, bei dem Eltern und Kinder gemeinsam Bewegungsspiele erleben. Leider verließen die Eltern und Kindern den Verein, sobald die Kinder etwa 6 Jahre alt wurden und Schule eine neue Herausforderung darstellte.

Mittlerweile haben die jungen Eltern aber die Möglichkeiten erkannt, die Verein und Haus ihnen bieten. Entwickelt hat sich ein tolles selbstorganisiertes Angebot „von Eltern, für Eltern“ – wir als Vorstand haben lediglich die Türen aufgemacht, zugehört, bei Bedarf unterstützt oder ein wenig Geld zur Verfügung gestellt.

Engagement bei den NaturFreunden – viel Aufwand ohne Geld?!

Unsere eigene Vereinsgeschichte, die wir in einem Zeitzeugenfilm festgehalten haben, macht deutlich, mit welchem unglaublichen Engagement Generationen vor uns bei den NaturFreunden aktiv waren. Das Haus wurde ehrenamtlich aufgebaut, Menschen haben jeden Tag vor Ort verbracht, geputzt und dafür gesorgt, dass es den Gästen gut ging. Irgendwann gab es aber keine Nachfolger_innen mehr für diese Arbeit. Das ist mittlerweile anders: Wir haben unser Haus verpachtet, aber mit der Pächterin einen Vertrag geschlossen, der uns auch weiterhin eine Nutzung des Hauses einräumt und uns „Vereinspreise“ garantiert. Eines unserer ältesten Mitglieder sagte vor einiger Zeit: „So habe ich mir das hier früher immer vorgestellt!“.

Nach anfänglich großer Sorge sind heute alle mehr als zufrieden, denn das Haus wird professionell bewirtschaftet und das macht sich im Angebot, im Service und damit in der Attraktivität des Hauses bemerkbar.

Außerdem haben wir uns entschieden, dass unsere regelmäßigen Gruppenleiter_innen (KidsPower, Waldgruppe etc.) nicht mehr ausschließlich ehrenamtlich arbeiten müssen. Um Kontinuität herzustellen und die wöchentliche Arbeit zu honorieren, zahlen wir eine Übungsleiter_innen-Pauschale. Die Ausgaben decken wir aus unseren Mitgliedsbeiträgen, denn dafür sind sie ja da! Mit den Beiträgen gestalten wir unsere Angebote und wenn das Geld mal nicht reicht, schreiben wir Förderanträge.

Die NaturFreunde Barsinghausen gehen auf die Bühne!

„Tue Gutes und rede darüber!“ ist zu einem festen Bestandteil unserer Arbeit geworden. Wir wollen sichtbar sein und der Öffentlichkeit zeigen, was bei uns alles los ist. Dafür finden sich immer wieder gute und neue Formate.

Zu unserem Musikprojekt mit der Gruppe Spätlese gibt es zum Beispiel auf unserer Webseite ein Video anzuschauen. Neben kleineren Auftritten bei Vereinsveranstaltungen hat uns die Gruppe zu einem Konzert nach Hannover eingeladen und wir standen im Theater in der List gemeinsam auf der Bühne. Musik ist seit dem ein fester Bestandteil unserer Arbeit. Aktuell arbeiten wir an einem Musik- und Filmprojekt mit geflüchteten Menschen.

Auch beim NDR haben wir angeklingelt und das Team von „Tietzer kommt“ in unser Bullerbachtal eingeladen. Zu dem Bericht haben wir viele tolle Rückmeldungen erhalten.

Und natürlich legen wir viel Wert darauf, eine gute und aktuelle Website zu haben. Wir sind auch auf facebook unterwegs, denn gerade dort erreichen wir die jüngere Generation, was uns die Zugriffszahlen auf neu eingestellte Artikel immer wieder bestätigen.

Unsere Mitgliederzahlen sprechen für sich: wir werden jedes Jahr ein kleines bisschen größer, unsere Ortsgruppe ist mittlerweile mit über 400 Mitgliedern die größte in Niedersachsen und hat einen Altersdurchschnitt von etwa 30 Jahren.

Für den Vorstand der NaturFreunde Barsinghausen
Renate Ernst