Adolf Ludwig: ein Beispiel für den Arbeiterwiderstand in Pirmasens

Auf Einladung der Stadt Pirmasens und des Arbeitskreises „Geschichte der Juden in Pirmasens“ referierte am 14. Februar der Landesarchivar der NaturFreunde Rheinland-Pfalz, Dr. Klaus J. Becker, über den Arbeiterwiderstand gegen Hitler in der Siebenhügelstadt. Als Fallbeispiel führte er dabei in die Biografie des NaturFreundes Adolf Ludwig ein:

Adolf Ludwig wurde am 27. Juni 1892 in Pirmasens geboren. Nach der Volks- und Realschule absol vierte er eine Schuhmacherlehre. 1908 wurde er Vorsitzender der Sozialistischen Arbeiterjugend in Pirmasens, 1910 Mitglied der SPD und der Schuhmachergewerkschaft. 1915 wurde er für den Kriegsdienst mobilisiert. Mit Begeisterung verfolgte er im November 1918 den Sturz der Wittelsbacher in München und wurde anschließend Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates in Pirmasens. Ludwig war zwischen 1917 und 1922 Mitglied der USPD und von 1920 bis 1930 Dritter Bürgermeister von Pirmasens. Zugleich war er Geschäftsführer des Schuhmacherverbandes in Pirmasens.

1932 wurde er Mitglied des bayerischen Landtages und lehnte dort 1933 Hitlers Ermächtigungsgesetz ab. Nach mehrmaliger Verhaftung musste er im Juli 1933 ins Saargebiet und von dort aus nach Frankreich emigrieren, wo er aktiv in der Internationalen Gewerkschaftsbewegung und der Exil-SPD war. 1940 musste er vor der Wehrmacht ins unbesetzte Frankreich fliehen und konnte sich dort der Verfolgung durch die Gestapo entziehen.

Nach der Befreiung 1944 wurde er Mitglied des Nationalkomitees Freies Deutschland für den Westen und kehrte im Oktober 1945 nach Pirmasens zurück. Er war führend beim Wiederaufbau von SPD und Gewerkschaften in der Pfalz und in Rheinland-Pfalz tätig, wurde Mitglied des Landtages und des Bundestages.

Am 18. Februar 1962 verstarb Adolf Ludwig in Pirmasens. Sein Sohn Werner – ebenfalls NaturFreund – war von 1965 bis 1993 Oberbürgermeister von Ludwigshafen.

Neben der Würdigung der Lebensleistung von Adolf Ludwig ging der Referent auf die besondere Situation der Arbeiterbewegung in Pirmasens zwischen 1918 und 1933 ein – insbesondere auf ihre verhängnisvolle Spaltung in SPD, USPD und KPD. Eine Folge dieser Spaltung war auch der frühe Aufstieg der NSDAP in Pirmasens.

Dr. Klaus Becker

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