Besuch einer NaturFreunde-Ortsgruppe
Eine Gruppe von 21 NaturFreund_innen besucht die Documenta 14 in Kassel. Vom Bahnhof Wilhelmshöhe führte der Weg als erstes zum Friedrichsplatz, wo die Nachbildung des Athener Parthenon-Tempels mit verbotenen Büchern bewundert wurde. Er erstrahlte im Sonnenlicht und die Teilnehmenden wunderten sich über so manch "harmloses" Buch, das hier seinen Platz gefunden hatte.
Gegenüber rauchte es von einem hohen Haus aus, in dem Müll aus Athen verbrannt wurde. Der Rauch sollte ein Gruß nach Athen sein. Gegenüber der Documenta-Halle wurden große Kanalröhren aufeinander gestapelt, in denen Miniaturwohnungen eingerichtet waren - eine Mahnung, die daran erinnert, wie viele Menschen auf der Welt kein gescheites Dach über dem Kopf haben. Überhaupt schien diese Dokumenta wesentlich politischer als diejenige vor 5 Jahren.
Von den Bootsflüchtlingen über die Versuche der norwegischen Regierung, die Gewohnheiten der halbnomadisch lebenden Samen zu beschneiden, über die Geschichte der Aborigine-Kolonisation bis hin zur Enteignung jüdischer Familien während der Nazizeit - all dem hatten sich Künstler gewidmet. Sehr beeindruckend war die elektronische Rekonstruktion des Internet-Cafés, in dem Halit Yozgat ermordet wurde, mit Analyse der unterschiedlich denkbaren Szenarien, die im Zusammenhang mit der ungeklärten Verwicklung des „Verfassungsschützers“ Andreas Temme getestet wurden. Aber es gab auch die Ausstellungsstücke, bei der sich den Besucher_innen die bekannte Frage „Ist das Kunst oder ...?“ stellt. Oder bei denen Erinnerungen an spontane Versuche aus dem schulischen Kunstunterricht einfallen nach dem Motto: „Das haben wir doch in der 8. Klasse auch mal gemacht.“ Unter der ortskundigen Anleitung von Gabi und Sigi Wenzel lernten die Teilnehmenden sechs Ausstellungsorte kennen.
Angeregt, aber müde kamen alle um 9 Uhr abends wieder am Frankfurter Hauptbahnhof an und stellten fest: Man müsste sich viel mehr Zeit für die Documenta nehmen.
Marianne Friemelt, NaturFreunde Hessen