Sondierungsgespräche: FDP offenbart sich als Klimaskeptiker

Der Kohleausstieg ist eine Frage des politischen Willens und des Durchsetzens gegen kurzfristige Wirtschaftsinteressen

FDP-Parteichef Christian Lindner hat öffentlich Zweifel an der „physikalischen Machbarkeit grüner Energiepolitik“ geäußert. Dazu erklärt Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands:

Nach den Aussagen von Herrn Lindner zur Menschheitsherausforderung Klimawandel stellt sich die Frage, ob der FDP-Vorsitzende von den energiewissenschaftlichen Erkenntnissen der letzten drei Jahrzehnte tatsächlich nichts weiß oder ob er vielleicht zu den sogenannten Klimaskeptikern gehört, den Verweigerern der Wirklichkeit.

Zumindest hat Herr Lindner öffentlich das ganze Ausmaß seiner Uninformiertheit in ökologischen Fragen offenbart. Ihm habe bisher niemand erklärt, wie der Ausstieg aus der Kohle „physikalisch“ möglich sein solle. Dabei sind seit dem Jahr 1990 Kohlendioxid-Reduktionsszenarien aufgezeigt und immer wieder verfeinert worden. Alle führenden energiewissenschaftlichen Institute in Deutschland (rund 65) waren daran beteiligt.

Der Kohleausstieg ist demnach keine „physikalische“ Frage, sondern eine des politischen Willens und des Durchsetzens gegen kurzfristige und kurzsichtige Wirtschaftsinteressen.

„Physikalisch“ wichtig ist dagegen der Klimawandel, der sich immer schneller vollzieht und immer häufiger Wetterextreme produziert. Die Troposphäre reagiert auf die anthropogenen Eingriffe mit der Härte der Naturgesetze. Wer also ein physikalisches Wissen beansprucht, der muss vor allem kritisieren, dass der Klimaschutz so langsam vorankommt. Davon aber ist bei Herrn Lindner nichts zu hören.

In der Politik geht es auch um ein Gleichgewicht zwischen Aufklärung und Lernfähigkeit einerseits und Standhaftigkeit und Verlässlichkeit andererseits. Das funktioniert nur, wenn es keinen ideologischen Dogmatismus gibt. Ausgerechnet die Vertreter des politischen Liberalismus haben sich von diesem Grundprinzip weit entfernt. Bei FDP-Parteichef Christian Lindner weiß man nicht, was einen mehr erschrickt: die Dreistigkeit im Auftreten oder die Ignoranz in der Sache.

Die NaturFreunde Deutschlands beobachten die Sondierungsverhandlungen mit großer Sorge und befürchten weitere vier Jahre Stillstand im Klimaschutz. Dabei sind ökologische Reformen dringender denn je. Deutschland hat den Zenit seiner Stärke überschritten, auch weil es ökologisch nicht vorankommt.
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