Wie Studierende zu Stärkenberater*innen werden

von Rachel Lankes, Koordinatorin der Stärkenberatung in Thüringen

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Unser dritter Ausbildungsgang der Stärkenberater*innen in Thüringen unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht zu den vorherigen. Nicht nur haben wir die Ausbildung stärker für verbandsexterne Personen geöffnet, sondern vor allen Dingen eine ganz neue Altersstruktur der Teilnehmer*innen erreicht.

Bevor wir den neuen Ausbildungsgang bewarben, überlegten wir, welche Zielgruppe wir für diesen Durchlauf ansprechen wollten. Wir waren uns einig, dass es von Vorteil ist, unterschiedliche Altersgruppen im Stärkenberater*innen-Pool zu haben, um unterschiedliche Belange der Ortsgruppen und Mitglieder bedarfsgerecht beraten zu können. Nachdem wir den Ist-Stand analysiert hatten stellten wir fest, dass besonders Menschen unter 30 Jahren unter den bisher ausgebildeten Stärkenberater*innen kaum zu finden waren. Das Ziel für die Akquise neuer Teilnehmenden war also vor allem die Aktivierung von etwa 15 jungen Erwachsenen, von denen etwa zehn NaturFreunde Mitglieder und fünf "Verbandsexterne" sein sollten. Neben unseren üblichen medialen Wegen, wie der Bewerbung über unsere Zeitschrift „kompass“, unsere Homepage, Flyer und Facebook-Postings, mussten wir nun neue Wege finden, um unser Ziel erreichen zu können.

Kontakte nutzen, Workshops geben, Mund-zu-Mund-Propaganda
Im Laufe eines Sommers haben wir also Kontakt zu Thüringer Universitäten und Fachhochschulen aufgenommen und das Stärkenberater*innen-Projekt vorgestellt. Bereits bestehende Kontakte unseres Projektteams kamen uns dabei zu Gute. Wir haben Dozent*innen, Professor*innen, Beiräte und Student*innen angesprochen und gebeten, die Information zu verbreiten. Unsere erste Idee baute auf dem Gedanken auf, dass Student*innen für eine absolvierte Ausbildung zu*r Stärkenberater*in auch entsprechende Leistungspunkte erarbeiten könnten. Allerdings mussten wir feststellen, dass die Prüfungsordnungen der Universitäten und Hochschulen weitaus komplizierter sind als angenommen.

Eine weitere, erfolgversprechende Idee funktionierte dafür umso besser: In Zusammenarbeit mit der Hochschulgruppe der Naturfreundejugend Erfurt haben wir ein Abendworkshop in den Räumen der Universität Erfurt angeboten. Inhaltlich wurden die Ehrenamtsstrukturen in Nichtregierungsorganisationen näher betrachtet und mit Hilfe von Gruppen- und Plenumarbeiten erste systemische Strukturen analysiert. Anschließend wurde die Ausbildung zu*r Stärkenberater*in vorgestellt und offene Fragen geklärt. Aus dieser Veranstaltung resultierten die ersten Anmeldungen.

Aber auch Hochschulgruppen haben wir direkt angesprochen und über das Ausbildungsangebot der NaturFreunde informiert. Weitere Student*innen erfuhren über Mund-zu-Propaganda über die Ausbildung und meldeten sich ebenfalls an. Der Altersdurchschnitt lag nun bei Mitte zwanzig.

Vorteile des Angebots deutlich machen
Natürlich haben wir auch die Naturfreundejugend und die Jugendorganisationen befreundeter Verbände auf unser Angebot aufmerksam gemacht. Denn die Stärkenberater*innen-Ausbildung ist auch eine gute Möglichkeit den Übergang junger Erwachsener aus dem Jugend- in den Erwachsenenverband zu ebnen. Drei Engagierte der Naturfreundejugend Erfurt meldeten sich so an.

Beim zuständigen Thüringer Ministerium stellten wir einen Antrag, um die Stärkenberater*in-Ausbildung als Bildungsurlaub anerkennen lassen zu können. Dieser Antrag wurde bewilligt und hat weitere Anmeldungen zur Folge gehabt.

Die Homogenität der Gruppe, die sich besonders durch die ähnliche Altersstruktur und hohes Engagement der Teilnehmenden auch in anderen Projekten zeigt, wirkte schnell als Magnet für weitere junge Menschen. Dieser Effekt verschaffte uns am Ende das erwünschte Ergebnis: 17 angemeldete Teilnehmer*innen, im Alter von Anfang zwanzig bis Anfang dreißig, die voller Elan und Begeisterung an dem ersten Modul teilgenommen haben. Auf das zweite Modul zum Thema Konfliktmanagement sind alle schon gespannt.  

Rachel Lankes
Koordinatorin der Stärkenberatung in Thüringen