Gute Idee: Das „Saftmobil“ der NaturFreunde Löhne

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Im nordrhein-westfälischen Löhne verfaulen geschätzte 70 Prozent der Äpfel aus Privatgärten. Weil die NaturFreunde Löhne dies für ein ungenutztes Potential für mehr Nachhaltigkeit halten, laden sie jedes Jahr zur Erntezeit zu einer Saftpress-Aktion ein, bei der Äpfel aus dem eigenen Garten mitgebracht und zu Saft verarbeitet werden können.

Im September fand die Aktion bereits zum achten Mal statt; etwa sieben Tonnen Äpfel wurden dieses Jahr verarbeitet. Organisiert wird die Aktion von der Löhner Naturfreundejugend, die sich damit nicht nur für einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln einsetzt, sondern auch die Vereinskasse aufbessert.

Wie Apfelsaft Regionalität und Nachhaltigkeit fördern kann

Das sogenannte „Saftmobil“, das die Aktion möglich macht, leihen die NaturFreunde vom BUND aus Düren aus. Der Anhänger enthält alles, was man zum Saftpressen und Haltbarmachen vor Ort braucht und der BUND stellt auch Begleitpersonen, die die Maschinen erklären und fachkundig bedienen. In diesem Jahr wurde der Wagen auf dem Gelände des Hofes Ulenburger Landbau in Löhne-Ulenburg aufgebaut.

„Wir hoffen, dass die Menschen durch die Saftpress-Aktion ein Bewusstsein für den Wert von selbst erzeugten Lebensmitteln bekommen und die Motivation entwickeln, die Obstbäume im eigenen Garten zu erhalten“, sagt Oliver Schmidt von den NaturFreunden Löhne. „Außerdem werden so alte Apfelsorten erhalten und die Produktionswege von der Ernte über die Saftproduktion bis hin zum Verzehr deutlich verkürzt und ökologischer gestaltet. Und für uns ist es eine tolle Möglichkeit, unsere Nachbarinnen und Nachbarn kennenzulernen und die NaturFreunde bekannter zu machen.“

Die Äpfel werden am „Saftmobil“ gewaschen, dann zerkleinert und schließlich durch ein Sieb gepresst, so dass Kerne und Fasern vom Fruchtsaft und getrennt werden. Der gepresste Saft wird schonend auf etwa 80° C erhitzt und so pasteurisiert. Anschließend wird er in wiederverwendbare Fünf-Liter-Kanister mit Zapfhähnen verpackt, in denen der Saft lange haltbar ist.

Wer über 100 Kilogramm Äpfel mitbringt, kann seinen Saft ausschließlich aus den eigenen Äpfeln pressen. Ansonsten werden die Äpfel gemischt verarbeitet. Die „Kunden“ zahlen lediglich fünf Euro für die wiederverwendbare Verpackung, eine Wiederbefüllung ist kostenlos.

Ein Plus in der Vereinskasse und mehr Bekanntheit für die Ortsgruppe

Die Naturfreundejugend presst jedoch nicht nur Obst, das Interessierte aus der Nachbarschaft zum „Saftmobil“ bringen, sondern verarbeitet auch gespendete Äpfel und die Ernte der eigenen Streuobstwiesen. Den daraus gewonnenen Saft bietet sie im Bio-Laden „Fruchtboden“ in Löhne zu einem günstigen Preis an. Mit dem Erlös werden zum Beispiel Aktionen der Ortsgruppe wie Wanderungen oder Vereinsfeiern gefördert oder Fahrtkosten bezahlt.

Der selbst produzierte Saft hat für die Naturfreundejugend noch einen weiteren Vorteil: Sie schenkt den Apfelsaft an Infoständen oder bei Aktionen kostenlos aus und kommt so ganz leicht mit Passant*innen ins Gespräch und kann ihre Aktivitäten vorstellen.

Viele der Interessierten kommen jedes Jahr, um ihr Obst am „Saftmobil“ pressen zu lassen, einige sind schon von Anfang an dabei. Die Löhner NaturFreunde kündigen die Saftpress-Aktion öffentlich an, damit sich Interessierte anmelden können – am Tag der Aktion kommen aber meist spontan noch weitere Interessierte hinzu. In diesem Jahr konnten leider wegen des hohen Interesses nicht alle Äpfel angenommen werden.

Nächstes Jahr wollen die NaturFreunde Löhne darum gemeinsam mit dem Hof Ulenburger Landbau gleich zwei Termine mit dem Saftmobil anbieten, damit zukünftig niemand mehr ohne Apfelsaft nach Hause gehen muss.
 

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