„Seedbombs“ sind ideal zur Aneignung des öffentlichen Raums
Man nehme etwas Ton, ein wenig Mutterboden und Pflanzensamen. Dann knete man das Ganze mit etwas Wasser zusammen und forme kleine Kugeln. Fertig sind die „Samenbomben“.
Zugegeben, der Begriff klingt etwas martialisch, dabei bezeichnet er nur praktische kleine Werkzeuge, mit denen Brachen, Grünflächen und verlassene Orte floral belebt werden können. Denn dahin werden die Samenbomben geworfen, meist mehr oder weniger im Vorbeigehen. Den Rest erledigt die Natur.
Allerdings: Stellt jede Samenbombe tatsächlich eine ökologische Bereicherung dar? Leider ist gut gemeint nicht immer auch gut gemacht. Denn gerade scheinbar ungenutzte Brachen bieten seltenen tierischen und pflanzlichen Bewohner* innen häufig gute Rückzugsräume. Dann entwickeln sich Kleinstökosysteme, in die nicht jeder Samen hineinpasst oder gar eine Bereicherung darstellt. Deshalb geben wir hier Tipps für den nachhaltigen Einsatz von Samenbomben.
Saatgut Nutze regional produziertes, samenfestes Saatgut, am besten aus biologischem Anbau. Bevorzuge einjährige Gräser und Kräuter, die in deiner Region bereits wild lebend vorkommen. Kaufe keine fertigen Samenbomben: Selbst Basteln macht mehr Spaß und zugleich weißt du, welche Pflanzen du verbreitest.
Standort In Naturschutzflächen, auf gepflegten Beeten oder in Gärten haben Samenbomben nichts zu suchen.
Menge Nicht die Masse macht es, sondern die Qualität: Gerade abgelegene Orte können dank der kompakten Pflanzkugeln als Lebensraum geöffnet werden.
Zusammensetzung (Beispiel für sechs Samenbomben): Nimm fünf Esslöffel Tonerde und sechs Esslöffel Blumenerde (torffrei) und einen Teelöffel Samen und Wasser, damit die Mischung zusammenklebt. Statt künstlichen Düngers nutze eine Prise Kaffeesatz. Die Masse zum Ball formen und trocknen lassen.
Darf man das eigentlich? Auf fremden Flächen ganz klar: Nein! Das ungewollte Ausbringen von Samen auf Flächen, ob privat oder öffentlich, ist eine Sachbeschädigung.
In der Praxis wird beim verantwortungsbewussten Umgang mit den Samenkugeln allerdings oft ein Auge zugedrückt. Einige Städte bieten als Alternative zum wilden Ausbringen von Samen auch Patenschaften für Bäume oder die Nutzung von grünen Inseln in der Stadt an. Eine Nachfrage in der Kommune kann sich lohnen.
Martin Kürth
NaturFreunde Thüringen