Naturschutz ist nicht unpolitisch

Ein Standpunkt von Hans-Gerd Marian und Michael Müller

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I. Unser Beitrag „Der Kampf um Lebensraum. Braune Ideologen im Umwelt- und Naturschutz“ in „Blätter für deutsche und internationale Politik“ [1] befasst sich vor allem mit den Bestrebungen der AfD und anderer rechtsextremer Organisationen, den Naturschutz völkisch zu definieren und ihn für ihre Ziele zu nutzen. Unter dem Motto „Naturschutz ist Heimatschutz“ predigen sie einen „exklusiven Heimatschutz“ gegen die universellen und kosmopolitischen Ideen der europäischen Moderne. Ihre Formel heißt: Naturschutz ist Volkschutz und Volkschutz ist Heimatschutz. Im 25-Punkte-Programm der NSDAP vom 24. Februar 1920 hieß es: „Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist. … Kein Jude kann daher Volksgenosse sein.“

Linke und liberale Positionen blieben im Naturschutz bis Anfang der 1970er Jahre eine Minderheit. Mit der Anti-Atombewegung drehte sich das. Nunmehr knüpft die neue Rechte wieder an nationalchauvinistische, antidemokratische und antisemitische Naturschützer*innen an, die zwar im Wilhelminischen Reich und in der Weimarer Republik nur eine Randrolle in der öffentlichen Debatte einnahmen, aber dennoch ein ideologischer Nährboden für den braunen Terror waren. Reichsforstminister Hermann Göring erkannte das Potenzial und förderte den völkischen Naturschutz, deren Vertreter*innen zu Kompliz*innen des NS-Regimes wurden. Von Beginn an gehörte es zur nationalsozialistischen Propaganda, die deutsche Natur als deutsche Heimat besonders herauszustellen.

„Die Kehre“, ein neues Öko-Magazin aus der rechtsextremen Szene, das mit Björn Höcke wirbt, formuliert als Ziel: „Den Grünen (gemeint ist die politische Linke) den Naturschutz nehmen“. Es beschwört einen völkischen Naturschutz und bezieht sich, wie auch Alexander Gauland [2], auf Martin Heidegger. Einbezogen werden „Kulturlandschaften, Riten und Brauchtum, also auch Haus und Hof“, heißt es in Heideggers Werk „Die Technik und die Kehre“, dessen Titel für die Namensgebung ausgesucht wurde. Theodor Adorno kritisierte Heideggers Werk, das die „Geschichte still ins Ungeschichtliche“ stellt, weil es das Ziel verfolgt, „die Unterordnung unter historischen Situationen zu rechtfertigen, als wären sie vom Sein selbst geboten“ [3].

II.

Unser Dank gilt der engagierten Redaktion der Blätter für die Veröffentlichung. Lange Zeit wurde der Zusammenhang zwischen Naturschutz und völkischer und antisemitischer Ideologiebildung verharmlost, ausgeblendet oder zumindest vernachlässigt. Die Naturschutzgesetze, die zwischen 1933 und 1935 in rascher Folge beschlossen wurden, sind noch 1949 von Hans Klose, der 1938 als Leiter der „Reichsstelle für Naturschutz“ ernannt wurde, als „hohe Zeit des Naturschutzes“ bezeichnet worden. Wer die Begründungen des Reichsnaturschutzgesetzes liest, wonach der Naturschutz als wichtige Voraussetzung für einen „arischen Rassenerhalt“ und für die „Festigung der deutschen Volksgemeinschaft“ beschrieben wurde, kann die Ausgestaltung des Naturschutzes nicht einfach als „zeittypisch“ abtun.

Die Stiftung Naturschutzgeschichte in Königswinter stellt zu Recht fest: „Etliche führende Naturschützer*innen mussten sich ab 1945 einem Entnazifizierungsverfahren stellen. Die damit verbundene Chance einer (selbst-) kritischen Auseinandersetzung mit dem ‚Dritten Reich‘ nutzten sie kaum. Eigene Verstrickungen in den Nationalsozialismus leugneten oder relativierten sie: Man habe stets nur im Interesse des Naturschutzes gehandelt. Auch in den folgenden Jahrzehnten war der Naturschutz Teil des allgemeinen ‚Beschweigens‘ der NS-Verbrechen“ [4]. So wurden viele dieser amtlichen Naturschützer*innen sogar in den 1950er und 60er Jahren mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet.

III.

Mit einer Passage über den Beitrag „Zur Verwissenschaftlichung des Naturschutzes in Deutschland (1900–1980)“ [5] in der Zeitschrift „Natur und Landschaft“ (NuL), die vom Bundesamt für Naturschutz herausgegeben wird, haben wir eine Kontroverse ausgelöst. Reinhard Piechocki, der Autor des von uns kritisierten Beitrages, weist mit Verve zurück, ein „rechter Vordenker“ zu sein. Wer unseren Beitrag liest, kann einen solchen Vorwurf allerdings nicht finden. Tatsächlich interpretiert Piechocki unsere Aussagen, um dann seine eigene Interpretation empört zurückzuweisen. Diese Methode kennen wir aus anderen Auseinandersetzungen, aber sie bleibt fragwürdig. Sie lenkt vom Thema ab.

Im Zentrum stand nicht Herr Piechocki, den wir als Verfasser des Beitrages in NuL kritisieren, sondern der Versuch der Identitären Bewegung und führender AfDler*innen, den Naturschutz für ihre Ziele zu instrumentalisieren. Das haben wir in die Zusammenhänge eingeordnet. Björn Höcke zieht die Schlussfolgerung aus der Geschichte: „Das wahre Grün ist blau“. Auch deshalb können und werden wir keine Darstellung akzeptieren, die den historischen Zusammenhang verharmlost und nicht eindeutig aufzeigt. Wir bleiben bei unserem Vorwurf eines leichtfertigen Umgangs mit der „grünen“ Geschichte, der auch der heute links-liberalen Ökologiebewegung nicht gerecht wird. Ihre Vorläufer waren nicht die braunen Ökolog*innen und ihre Basis war nicht die angebliche „Verwissenschaftlichung des Naturschutzes“ in der NS-Zeit. Auch mit den ideologischen Wurzeln des Naturschutzes vor 1933, auf die AfD und Co. sich beziehen, haben wir nichts zu tun. Eine derartige „Kehre“ kann die AfD machen, die Umwelt- und Naturschutzverbände aber nicht.

IV.

Wenn Piechocki nicht den notwendigen Platz in NuL gehabt hat, um die Komplexität des Themas zu bearbeiten, hätte er es besser gelassen. Nachträgliche Verweise auf andere Beiträge können nicht überzeugen. In seinem Beitrag macht der Autor nämlich nur rudimentäre und verkürzte Bemerkungen zur ideologischen Ausrichtung und Einordnung des bürgerlichen Naturschutzes in der damaligen Zeit („durchsetzt von der völkischen Ideologie dieser Jahre“). Nein, die völkische Ideologie trifft nicht nur auf die braunen Jahre zu, ihre Wurzeln gehen tiefer und weit über 1933 hinaus. Den meisten Naturschützer*innen fiel es deshalb nicht schwer, den Nationalsozialismus glühend zu begrüßen.

Wir fühlen uns auch deshalb der Kritik am völkischen Naturschutz verpflichtet, weil wir einen Umweltverband vertreten, der aus der Arbeiter*innenbewegung hervorgegangen ist und von den Nazis verboten wurde. Für den Widerstand gegen Hitler und Krieg haben die NaturFreunde einen hohen Blutzoll zahlen müssen. Für uns war und ist der Schutz der Natur ein „wichtiges Stück sozialer Fürsorge“, wie es bereits Karl Liebknecht formuliert hat. Das ist das Gegenteil einer völkischen Ideologie. Bei Piechocki findet das aber keine Erwähnung. Dabei ist heute unbestritten, dass eine nachhaltige Entwicklung der Kernpunkt einer modernen Umweltpolitik ist, die unbedingt ein Zusammenführen von sozialer Demokratie und ökologischer Verträglichkeit erfordert.

V.

„Natur und Landschaft“ ist kein amtliches Verlautbarungsorgan. Aber in einer Zeitschrift, die von einem Bundesamt (!) für Naturschutz herausgegeben wird, müssen wir mehr Sensibilität im Umgang mit der Geschichte verlangen. Piechocki lässt entscheidende Fakten weg, wichtige Zusammenhänge werden kaum erwähnt. Tatsächlich trug der völkische Naturschutz nicht nur rudimentär zur Legitimation der Blut-und-Boden-Ideologie des Nationalsozialismus bei, sondern aus voller Überzeugung des konservativen Bürgertums. Wir verstehen nicht, dass dieser Beitrag in einer offiziösen Zeitschrift des Bundes erscheinen konnte. Auf unsere Nachfragen bekamen wir entweder keine oder nur ausweichende Antworten.

Der Beitrag wurde sowohl von der Fachabteilung im Bundesministerium für Umwelt (BMU, Abteilung N) als auch von der Stiftung Naturschutzgeschichte in einem double blind peer review-Verfahren begutachtet und zurückgewiesen („heftigst kritisiert“). Beide Gutachter kamen zu dem Urteil „gründliche Überarbeitung“, wobei das BMU keine Wiedervorlage vermerkte. Der Gutachter der Stiftung Naturschutzgeschichte vermutet, dass er im weiteren Verfahren „zu leichtgläubig, vielleicht auch zu naiv“ war. „Da der Drucktermin bevorstand“, stimmte er einer Freigabe auf der Basis der Stellungnahme des Autors ohne Prüfung des geänderten Textes zu. Zur Kritik der NaturFreunde schreibt der Gutachter: „Die geäußerte Kritik ist vollberechtigt“, der Beitrag habe nicht die „unbedingt notwendige historische Kontextualisierung“ vorgenommen.

VI.

Bei der Beschreibung der von Piechocki herausgestellten Naturschützer*innen in der NS-Zeit fehlt jede weitere Kommentierung ihrer Rolle. Über den „Reichslandschaftsanwalt“ Alwin Seifert heißt es, dass er „die Einbindung ökologischer Erkenntnisse in gesamtgesellschaftliche Planungsansätze“ forcierte, nicht aber, dass Seifert dem inneren Kreis des NS-Staates angehörte und sich für die „Aufnordung der deutschen Wehrlandschaften“, die zuvor „judenfrei“ gemacht werden müssten, durch eine arische Landschaftsgestaltung stark machte. Dass dazu auch der „Generalplan Ost“ gehörte, mit dem millionenfache Vernichtung verbunden war, wird mit keiner Zeile erwähnt.

Der ebenfalls zitierte Walter Schoenichen fürchtete schon in den 1920er Jahren, dass dem deutschen Volk ein „rassenhygienischer Untergang“ drohe. 1934 schrieb er: „Soll die neue Volksgemeinschaft in wahrhaft deutschem Sinne Wirklichkeit werden, so müssen die ursprünglichen, naturgewollten Seelenlagen unserer Rasse wieder voll zum Durchbruch kommen“. Der deutsche Naturschutz würde die „Verwahrlosung des Volkes verhindern.“ Wenn Piechocki schreibt, dass Schoenichen wie die Mehrzahl der Naturschützer*innen die „Machtergreifung … euphorisch begrüßt“ hat, dann hätte man von ihm auch ein genaueres Hinsehen erwarten müssen.

Kommentarlos wird ebenfalls der Naturschützer Hans Klose erwähnt. Er begründete das Reichsnaturschutzgesetz (RNG) von 1935 wie folgt: „Nur ein Staatswesen, dass die inneren Zusammenhänge von Blut und Boden, von Volkstum und Heimat erkennt, … vermag dem Natur- und Heimatschutz sein Recht zu geben …“ Und Hans Schwenkel, sein Mitautor am RNG, schrieb 1937: „Nach dem ersten Buch Mose kennt der Jude keinen Naturschutz, denn Gott gibt den Kindern Israels alle Pflanzen und Tiere, alles was kreucht und fleucht zur Speise. Erst der Kulturmensch, und zwar ausschließlich der nordische Mensch, gewinnt ein ganz neues Verhältnis zur Natur.“

NS-Landschaftsplaner Heinrich Wiepking wollte die „Grausamkeiten der ostischen Völker“ beseitigen, die sich „in der Fratze ihrer Herkommenslandschaft eingefurcht hatten“. Ihn stellte Piechocki für die Entwicklung „eines modernen, naturwissenschaftlich fundierten Ausbildungsprogramm für Naturschützer“ heraus.

Zu den „Bestrebungen einer wissenschaftlichen Fundierung des Naturschutzes“ zählte Piechocki auch die Aufträge von Fritz Todt, Generalinspektor für das Straßenwesen und Reichsminister für Bewaffnung und Munition, an Reinhold Tüxen, die Autobahntrassen mit „deutschen Pflanzen“ zu begrünen. Tüxen wirkte an der Schaffung von Wehrlandschaften bis hin zur Begrünung der Krematorien in Auschwitz mit. Das unter „Bestrebungen einer Verwissenschaftlichung des Naturschutzes“ zu fassen, ist abwegig, Pardon, aber das geht einfach nicht.

VII.

Die drei zentralen Punkte unseres Beitrages bleiben bestehen:

(1) Naturschutz ist nicht unpolitisch. Er muss in gesellschaftliche und politische Zusammenhänge eingeordnet werden. Wir haben dabei auch auf einen missratenen Beitrag in NuL von 1995 verwiesen, in dem behauptet wurde, der „Naturschutz sei nicht brauner als andere bürgerliche Bewegungen“ gewesen. Interpretationen von Naturschutz und Blut-und-Boden erschienen „eher zusammengesucht, undifferenziert, unsystematisch und oberflächlich als historisch belegt“. Piechocki legt Wert auf die Feststellung, dass dieser Beitrag nicht von ihm stammt. Das ist gut so, wir haben das auch nicht behauptet, wohl aber das Verharmlosen in NuL kritisiert. Das haben andere Wissenschaftler*innen auch gemacht.

(2) Die Geschichte des Naturschutzes zeigt enge Verbindungen zwischen völkischen Naturschützer*innen und der Blut-und-Boden-Ideologie der Nationalsozialisten. Die große Mehrheit der Naturschützer*innen vertrat schon vor 1933 antisemitische, völkische und antidemokratische Positionen. Sie haben mit ihrer elitären Ideologie dem deutschen Faschismus mit den Boden bereitet. Die Hegemonie der NSDAP ist das Ergebnis eines längeren Prozesses. Sie ist nicht vom Himmel gefallen.

(3) In der AfD und mit der Identitären Bewegung gibt es Kräfte, die an den völkischen Naturschutz anknüpfen. Die neue Rechte versucht, die unselige Tradition neu zu beleben. Umso wichtiger ist Klarheit, auf welchen ideologischen Grundlagen die blauen und braunen „Ökolog*innen“ aufbauen.

VIII.

Die „bürgerlichen Naturschützer*innen“ waren schon in der „Inkubationszeit“ des Faschismus eine ideologische Stütze der heraufziehenden Blut-und-Boden-Demagogie. Als Reaktion auf die Zweite industrielle Revolution mit ihrem „großstädtischen Zerstreuungstaumel“ bildete sich vor allem im Bürgertum eine rechtskonservative bis rechtsextreme Denkweise heraus. Im Verständnis einer „exklusiven Heimat“ behauptete schon 1900 Paul Förster, Gründer des Deutschen Volksbundes, dass die größte Gefahr von den Juden mit ihrem „undeutschen Denken“ ausginge, das die „deutsche Volksseele“ und die „deutsche Natur“ zerstöre [6]. 1904 gründete Ernst Rudorff den Deutschen Bund Heimatschutz, um die Ideen der „roten Internationale“ zu bekämpfen.

Die Rede „Mensch und Erde“ auf dem „Ersten Freideutschen Jugendtag“ von Ludwig Klages, gehalten 1913 auf dem Hohen Meissner bei Kassel, wurde zu einer Art Gründungsmanifest des völkischen Naturschutzes [7]. Er prangerte darin die Industrialisierung, den Massenkonsum und den Tourismus an, die Demokratie, die Idee des Fortschritts wurde als profane Vermassung und „Ausdruck schlechten Blutes“ diffamiert. „Wo aber der Fortschrittsmensch die Herrschaft antrat, deren er sich rühmt, hat er ringsum Mord gesät und ein Grauen des Todes.“

Über die Juden schrieb Klages: „Er ist nicht etwa verlogen, sondern die Lüge selbst. Wir stehen also an einem Punkt zu entdecken, der Jude ist überhaupt kein Mensch.“ Viele völkische Naturschützer*innen haben sich, auch wenn sie nicht Mitglied der NSDAP waren, nach 1933 weiter radikalisiert. Nicht wenige waren an der Vernichtungspolitik des europäischen Judentums aktiv beteiligt.

Die AfD und rechtsextreme Gruppen brauchen sich für ihre Positionen nicht auf die Zeit von 1933 bis 1945 zu beziehen, sie greifen auf die Anhänger*innen der „Konservativen Revolution“ wie Klages, Heidegger oder Friedrich Georg Jünger zurück, die statt einer bürgerlich-parlamentarischen Regierungsform eine autoritär-nationalistische Führung in Deutschland haben wollten. Dieser Kamarilla war es ein Traum, dem parlamentarischen System von Weimar den Todesstoß zu versetzen.

IX.

Neben Konstruktionsfehlern im Aufbau der Weimarer Republik und ihrer Verfassung hat die damalige Belastung durch historische, soziale und ideologische Konflikte ein Ausreifen eines politisch wachen Bürgersinns in der Weimarer Republik verhindert, ohne den eine demokratische Ordnung nicht bestehen kann. Erst eine fortwährend lebendige, von allen Teilen der Bevölkerung getragene soziale Gestaltung des öffentlichen Lebens verbürgt eine demokratische Stabilität. Ein überwiegendes Bedürfnis nach bloßer Ordnung, Geborgenheit, Unterwerfung und Sicherheit auch um den Preis von Freiheit und Gerechtigkeit hatte schon den Verlauf der Revolution von 1918 geprägt.

Diese innenpolitische Atmosphäre besiegelte die Wehrlosigkeit gegenüber einer autoritären und totalitären Umwandlung des Staates, die sich seit der Wirtschaftskrise von 1929 immer stärker abzeichnete. Durch die krisenhafte Verschärfung, die fast durchweg die parlamentarische Demokratie als Sündenbock sah, begann die Gesellschaft zu bröckeln und Stück für Stück einzustürzen. Der Hitlerfaschismus ist nicht vom Himmel gefallen, sondern er war das Ergebnis eines längeren Prozesses. Dazu hat auch die völkische Ideologie der Naturschützer*innen beigetragen.

X.

„Ehrlicher Umweltschutz ist Heimatschutz“, behauptet der Umweltsprecher der AfD-Bundestagsfraktion Karsten Hilse. Zu dem politischen Arsenal der neuen Rechten gehören Unterstellungen, Ausblendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und gezielte Fehlinformationen. Der AfD geht es nicht um eine inhaltliche Debatte. Sie will die mit dem Naturschutz verbundenen Konflikte wie Windkraft oder Dieselfahrzeuge für sich nutzen, um Spannungen, Ängste und Emotionen aufzubauen. Fakten stören da nur. Deshalb arbeitet die AfD auch eng mit den „Klimaleugnern“ zusammen.

Die Umweltbewegung und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter werden als linke „Emanzipationsideologen“ diffamiert. Die AfD will einen heimatlichen Naturschutz zum Schwerpunkt ihrer Politik machen. Die neue Rechte sieht, wie schon ihre Vorgänger im letzten Jahrhundert, den Liberalismus als Zeichen der Auflösung jeder Ordnung. Für sie zählt nur ein „exklusiver Heimatschutz“. Als globale Aufgabe wird Umweltschutz geleugnet. Wenn es keine Erderwärmung gibt, kann es, so die Unlogik der AfD, auch keine Klimaflüchtlinge geben.

Politisch sein heißt, Zusammenhänge verstehen, unter die Oberfläche schauen und längerfristige Entwicklungstrends erkennen. Das gilt auch für den Natur- und Umweltschutz. Seine Bedeutung wird in den nächsten Jahren weiter stark zunehmen. Von daher müssen wir wachsam sein – auch und gerade dann, wenn es um die Geschichte geht.

Michael Müller (Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands)
Hans-Gerd Marian (ehemals Bundesgeschäftsführer der NaturFreunde Deutschlands)

Quellennachweis

[1] Marian Hans-Gerd; Müller, Michael (2020): Braune Ökologen. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, Ausgabe 2/2020. Berlin
[2] Gauland, Alexander (2019): Nachhaltigkeit als konservatives Prinzip. Berlin
[3] Vergl. Martin. Bernd (1960: Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920 – 1960. Freiburg
[4] Frohn, Hans-Werner u.a. (2019): Zum Umgang mit der NS-Vergangenheit im Naturschutz. München
[5] Piechocki, Reinhard (2016): Zur Verwissenschaftlichung des Naturschutzes in Deutschland (1900 – 1980). In: Natur und Landschaft, Heft 9/10. Bonn
[6] Förster, Paul (1900): Gedenke, dass Du ein Deutscher bist!. Leipzig
[7] Klages, Ludwig (1913): Mensch und Erde. Jena