NaturFreunde sind Zukunft

Ein Beschluss des 31. Bundeskongresses der NaturFreunde Deutschlands

Berg frei, Mensch frei, Welt frei! Die wichtigsten Gründungsideen der NaturFreunde sind Freiheit, Solidarität, Gleichheit, die Verbindung von sozialer und ökologischer Gerechtigkeit sowie der Einsatz für Frie­den und Verständigung. Sie prägten unsere Ge­schichte und prägen sie auch heute. Unsere deutschlandweite Wanderung „Frieden in Bewegung“ ist da­für nur ein Beispiel.

Die NaturFreunde wandern, schützen die Natur, trei­ben Natursport, halten die Geschichte wach, kämpfen gegen völkisches Gedankengut, setzen sich für mehr Frieden und eine gerechte Weltwirtschaftsord­nung ein, organisieren einen sanften Tourismus und unterhalten rund 400 Häuser, in denen wir Bildungs­angebote machen, Erholung, Geselligkeit und Freizeit ermöglichen, Kultur und Sport pflegen.

Wir sind kein Verband der Spezialist*innen, sondern sehen immer auch die gesellschaftlichen Zusammen­hänge, die beachtet werden müssen, um zu gerech­ten und dauerhaften Lösungen zu kommen. Die Na­turFreunde sind ein Verband mit einem sozial-ökolo­gischen, demokratischen Grundverständnis. Das zeichnet uns aus. Das ist unser Alleinstellungsmerk­mal.

Seit Jahrzehnten sind die NaturFreunde das zu wenig gehörte ökologische Frühwarnsystem der Arbeiter*innenbewegung. Wir verbinden den Schutz der Natur mit sozialer Verantwortung, einer lebensfreu­digen Kultur und solidarischer Selbsthilfe. Wir prä­gen eine Alltagskultur, die anpackt, sozial und solida­risch ist und viele Ideen für ein besseres Leben hat.

Wir haben nicht nur eine Geschichte, auf die wir stolz sind, sondern werden auch heute gebraucht. Als frü­her Vorläufer der modernen Friedens- und Ökologie­bewegung weisen wir heute noch immer den Weg in eine solidarische, friedliche und ökologische Zukunft, gerade in unserer Welt tiefer Umbrüche.

Die große Idee der NaturFreunde ist die Leitidee der Nachhaltigkeit, die in unserem Jahrhundert eine zent­rale Rolle einnehmen muss. Auch deshalb müssen wir stärker werden. Wir wollen die jahrhundertealte Naturvergessenheit überwinden, ohne dass daraus eine neue Menschenvergessenheit wird.

Wir erklären den ökologischen, sozialen und kultu­rellen Wandel in erster Linie aus der historischen Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Die Fehler, die wir im Verhältnis zur Natur gemacht haben, kön­nen wieder beseitigt werden. Aber dafür ist eine neue, eine sozial-ökologische Emanzipation des Men­schen notwendig.

Die NaturFreunde vertreten damit weder ein roman­tisierendes noch ein antimodernes Naturverständnis. Im Anthropozän, der Menschenwelt, in dem wir nun­mehr leben, müssen wir die soziale wie die natürli­che Mitwelt gleichermaßen schützen und achten. Diese neue Erdepoche eröffnet uns und unseren programmatischen Ideen neue Bedeutung und neue Chancen.

Wir sind der erste Umweltverband, der sich grund­sätzlich mit den Herausforderungen des Anthropo­zäns beschäftigt. Wir sehen darin nicht nur die Ge­fahr einer Selbstzerstörung unserer Zivilisation, son­dern in erster Linie die Chance und die Aufgabe, den Menschen in seiner Rolle als Gestalter zu stärken. Das Anthropozän verlangt die Stärkung der Men­schen, eine neue sozial-ökologische Emanzipation.

Wir sind ein kritischer und ein selbstkritischer Ver­band, der die Utopie eines guten und solidarischen Lebens vertritt. Wir sind ein Verband der Selbstbe­stimmung, der Selbsthilfe, der Solidarität und des Friedens. Gerade in unserer Zeit, in der durch die In­dividualisierung die Bindungen zur Gesellschaft dünner geworden sind, zeigen wir ein Gegenbild auf, den mündigen und solidarischen Menschen, der sich in der Gemeinschaft gut und zufrieden findet. In diesem Sinne streben wir eine kulturelle Vielfalt in unserem Verband an: Menschen jeder kulturellen und sozialen Herkunft, jeder Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung, jeden Alters und Aussehens, jeden Glaubens und mit den unterschiedlichsten Erfahrun­gen sollen sich und ihre sozialen Bedürfnisse einbrin­gen, damit sie an unserer Solidarität gleichberechtigt teilhaben.

In unserem Verständnis von Moderne gehen wir nicht von einem mechanistischen Evolutionismus aus, der Fortschritt in erster Linie als Ergebnis des wirtschaft­lichen Wachstums und technischen Fortschritts sieht. Auch heute brauchen wir in erster Linie mehr Aufklä­rung und Verantwortung, mehr Demokratie und mu­tige Utopien eines guten Lebens und Zusammenle­bens.

Uns geht es erneut um die Emanzipation der Men­schen in Verantwortung für die Zukunft der Mensch­heit. Auch heute sagen wir: Mit uns zieht die neue Zeit, die Zeit der Nachhaltigkeit, die ökologische und soziale Gerechtigkeit zur Grundlage wirtschaftlicher Innovationen und des friedlichen Zusammenlebens macht. Dafür wollen wir mehr Demokratie verwirkli­chen.

In allen unseren Bereichen – vom Natursport bis zum Naturschutz, von der solidarischen Kultur bis zum Häuserwerk – sind wir ein Verband mit einem beson­deren Profil, eingeordnet in unsere Geschichte und in unsere Überzeugungen.  Deshalb rufen wir dazu auf, die NaturFreunde stark zu machen. Werbt auf allen Ebenen für den Verband! Jedes neue Mitglied, jede einzelne Spende, jede Stunde ehrenamtlichen Enga­gements sind ein Beitrag für unsere Zukunft.

Verabschiedet vom 31. Bundeskongress der NaturFreunde Deutschlands, der vom 8.–10. Oktober 2021 in Falkensee bei Berlin tagte.

Tags