Spaß und Abenteuer mit dem „Flusskäfer“

Manuel Fischer vom NaturFreunde-Bundeslehrteam Kanusport über die Faszination Riverbug

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Im ersten Moment sieht es schon sehr lustig aus, wenn sich diese kleinen gelben, roten oder orangen Bananenboote, angetrieben durch Hand- und Fußflossen über die Wasseroberfläche von Flüssen oder auf dem See bewegen. Tiefer betrachtet steckt in diesen Riverbugs aber sehr viel Potential und das nicht nur für erfahrene Wildwasserpaddler*innen.

Das Riverbug (dt.: „Flusskäfer“) stammt aus Neuseeland und wurde dort durch den pfiffigen Tüftler Graeme Boddy erfunden. Ursprünglich sollte es als Einstieg für den Wildwassersport dienen, wurde mit der Zeit aber weiterentwickelt, steht nun den bekannten Kajaks in nichts mehr nach und macht Befahrungen bis Wildwasser IV / IV+ (teilweise auch schwerer) möglich.

Aufbau: Das Riverbug setzt sich aus zwei Schlauchkörpern, einem Kopfteil und einer Sitzplatte zusammen (anders als angenommen, wird mit dem Riverbug nicht im Liegen, sondern im Sitzen gepaddelt). Die Fortbewegung erfolgt durch Hand- und Fußflossen, welche zum lustigen Aussehen beitragen. Um eskimotieren zu können (Rollen wie beim Kajak), wird das Riverbug um einen Gurt erweitert. Hierfür ist aber dann doch etwas Übung notwendig.

Ausrüstung: Wie bei jeder Wildwassersportart setzt sich die Ausrüstung aus Neoprenanzug, Neoprenschuhen (in diesem Fall vorzugsweise Boots), Helm und Prallschutzweste zusammen.

NaturFreunde-Ausbildungen: Die NaturFreunde Deutschlands bieten jedes Jahr einen Grundlagenkurs Riverbug an. Dabei wird auf alle Besonderheiten des Sportgeräts eingegangen und viel Zeit auf dem Wasser verbracht. Weiterqualifizieren kann man sich danach zum*zur Teamer*in Wassersport Riverbug oder Trainer*in C Riverbug. Die Ausbildung Teamer*in befähigt zu Spielangeboten auf stehenden Gewässern und die Ausbildung Trainer*in C zu Flussbefahrungen bis Wildwasser III.

Paddeltechnik: Anders als zu erwarten, wird mit dem Riverbug „falsch herum“ gepaddelt. Das bedeutet, dass das Fußende in Richtung „Fluss abwärts“ ausgerichtet wird. Wer nun eins und eins zusammenzählt, wird feststellen, dass das Paddeln mit den Beinen in dieser Konstellation wohl eher nicht mehr möglich ist. Der Hauptvortrieb erfolgt durch abwechselndes Paddeln mit den Händen. Um schnell an einen bestimmten Ort zu kommen oder um Kehrwasser anzufahren, kommen die Fußflossen zum Einsatz und geben die benötigte Geschwindigkeit, um das Wasser, beziehungsweise die Richtung gezielt zu kontrollieren.

Kommunikation: Jede*r, die*der schon einmal neben einem Wasserfall gestanden hat oder im Wildwasser unterwegs war, weiß, dass es dort sehr laut sein kann. Deshalb wird bei der Kommunikation auf Signal- und Handzeichen zurückgegriffen. Diese orientieren sich im Allgemeinen am Kanusport, um hier eine Vereinheitlichung zu ermöglichen, es gibt aber auch einzelne sportartspezifische Zeichen. 

Das Potential des Riverbugs entfaltet sich durch das riesige Spektrum an Einsatzmöglichkeiten, welche sich nicht nur im schweren Wildwasser finden. Wildwasser wird grundsätzlich in sechs Kategorien eingeteilt: WW I (leichte Strömung) bis WW VI (nicht mehr wirklich befahrbar).

Für Wassersportneulinge (zum Beispiel für den Einstieg in den Kajaksport) eignet sich das Riverbug perfekt als Wegbereiter für das Wassergefühl. Durch die Sitzposition und den durchgehenden Wasserkontakt entwickelt sich das Gespür für Strömungen intensiver und auch die Rückmeldung auf Fahrtechniken erfolgt unmittelbar. Auch für das Rollentraining (Eskimotieren) bietet das Riverbug hervorragende Eigenschaften, um mehr Gefühl für den Bewegungsablauf zu erlangen.

Im Gegensatz zum Kajak, welches nach dem Kentern mit Wasser vollläuft und erst wieder aufwendig zum Einsatz gebracht werden kann, ist eine Befahrung von Wildwasser II mit einem Riverbug auch schon nach einer kurzen Einweisung möglich. Mit etwas mehr Übung ist dann der Übergang zu Wildwasser II–III gegeben und die Technik kann sich kontinuierlich weiterentwickeln.

Neben dem Befahren von Flüssen kann das Riverbug auch für Veranstaltungen/Team-Events beim Riverbug-Ball eingesetzt werden. Zwei Mannschaften von jeweils fünf Spieler*innen treten dabei gegeneinander an und müssen versuchen, den Ball in den gegnerischen Korb zu werfen.

Manuel Fischer
NaturFreunde-Bundeslehrteam Kanusport

(Dieser Artikel ist zuerst erschienen in NATURFREUNDiN 2-24).

Weitere Bilder

Galerie Riverbug

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Riverbug-Gruppe der NaturFreunde im Halbkreis
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Riverbug
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Riverbugs und Topos während des Sommercamps
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