Bericht: Wanderleiter*innen-Fortbildung „Spurensuche im verschwundenen Sudetenland“

© 

Das Bundeslehrteam Wandern der NaturFreunde Deutschlands beschreitet gern neue Wege bei  lizenzerhaltenden Fortbildungen und Qualifizierungen von Wanderleiter*innen zu Trainer*innen C – Wandern. So auch beim Fortbildungslehrgang „Geschichte und Kultur“, der Ende Oktober sowohl in Dresden als auch im tschechischen Usti nad Labem stattfand. Geografische Grenzüberschreitungen gehörten dazu.

Der Lehrgang beschäftigte sich mit der Kultur- und Siedlungsgeschichte in Böhmen sowie dem über 800 Jahre dauernden Zusammenleben von Deutschen und Tschechen in der Mitte Europas. Das hier erlernten Hintergrundwissen hilft Wanderleiter*innen bei Touren in Tschechien, Zusammenhänge besser erklären zu können.

Lebhafte Diskussion über deutsch-tschechische Geschichte

Im Theorieteil am Freitagabend sahen die Teilnehmenden statt der üblicherweise präsentierten Powerpoint-Vorträge zahlreiche filmische Sequenzen aus der dreiteiligen Dokumentation„1.000 Jahre Geschichte von Deutschen und Tschechen“ (Teil 1 , 2, 3) sowie aus dem tschechischen Dokumentarfilm „Töten auf Tschechisch“. Im Anschluss wurde lebhaft über die Filme diskutiert.

Die Ausbildungsstruktur und -termine der NaturFreunde-Bundesfachgruppe Wandern findest du hier: www.naturfreunde.de/ausbildung-wandern

Am Samstag folgte dann der von den Teilnehmenden freudig begrüßte Praxisteil: Wir begaben uns auf eine „Spurensuche im verschwundenen Sudetenland“ durch die Stadt Usti nad Labem (früher: Aussig an der Elbe). Erster Höhepunkt war die Fahrt mit dem Wanderexpress „Bohemica“ durch die zauberhaften Landschaften der Sächsisch-Böhmischen Schweiz und des Böhmischen Mittelgebirges.

Dieser Fahrt schlossen sich eine geführte Stadtwanderung durch Usti n.L. und der Besuch der Ausstellung „Naši Němci – Unsere Deutschen“ im Stadtmuseum an. Kulinarischer Höhepunkt war die Schlusseinkehr in der Minibrauerei „Na Rychtě“, bei der sich die Teilnehmenden von der vorzüglichen böhmischen Gastronomie überzeugen konnten.

Gewonnene Erkenntnisse in praktisches Handeln überführen

Wie können gewonnene Erkenntnisse in praktisches Handeln umgemünzt werden? Diese Frage beschäftigte die Teilnehmenden schließlich am Sonntagvormittag. Anhand von inspirierenden Praxisbeispielen wurden Ideen ausgetauscht, wie spannende Themen gefunden und zu erlebnisreichen Wanderungen entwickelt werden können. Die Exkursion vom Vortag bot dazu viele Anknüpfungspunkte.

Gute Beispiele haben es verdient, Schule zu machen. Sie dürfen nachgemacht und weiterentwickelt werden. Wenn es den Teilnehmenden gefallen hat, erzählen sie es weiter und kommen wieder. Das spricht sich herum und zieht weitere Neugierige und Interessierte an.

So funktioniert modernes, soziales Wandern: Erlebnisorientierung in Verbindung mit Natur- und Kulturgenuss, Toleranz und Wertschätzung. Man kann es auch erlebnisorientiertes Bildungswandern nennen.

Ralf Schmädicke
Bundesfachgruppen- und Ausbildungsleiter Wandern