Eine kurze Darstellung der Grundsätze und Ziele des nachhaltigen Tourismus
Für nachhaltige Reisen gelten einige Grundregeln: Sie belasten die Umwelt minimal, halten den CO2-Ausstoß gering und schonen Natur und Landschaft größtmöglich. Reiseziele sind Unterkünfte mit Umweltmanagement und fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen. Sie führen zudem an Orte und in Regionen, in denen vor allem Einheimische vom Tourismus profitieren und wirklich an dessen Entwicklung beteiligt sind.
Energieintensive Verkehrsmittel mit hohem Ausstoß an Treibausgasen und Schadstoffen sind nicht nachhaltig. Allein An- und Abreise können drei Viertel der CO2-Emissionen eines Urlaubs verursachen. Kreuzfahrten und Fernflüge sind dabei am schädlichsten. Zu Fuß gehen und Fahrrad fahren ist unproblematisch.
Wenig CO2 emittieren der elektrisch betriebene Zug und ein voller Reisebus. Im PKW sollten zumindest alle Plätze besetzt sein. Wer auf das Fliegen partout nicht verzichten kann, sollte an den Klimafonds der Naturfreunde Internationale (NFI) spenden oder einen Ausgleichsbetrag an ein Kompensationsportal zahlen, etwa an atmosfair.
Umweltverträgliche Mobilität am Ferienort
Ferienorte sollten Mobilität umweltverträglich anbieten, etwa Fahrräder oder Elektrofahrzeuge verleihen. Ihr öffentlicher Personennahverkehr sollte touristische Bedürfnisse berücksichtigen. Wichtig am Ferienort sind zudem der Umweltschutz, die klimafreundliche Energieerzeugung und der Schutz vor Lärm. Sensible Naturräume sind zu schützen und zu sichern. Gäste sind zu informieren und zu naturverträglichen Sport- und Freizeitaktivitäten anzuleiten. Wo es nötig ist, sind Besucher*innen-Ströme zu lenken oder es ist für eine verträgliche Gästezahl zu sorgen.
Möglichst sind Reiseanbieter und Unterkünfte zu nutzen, die Umwelt und Natur schützen, ökologische Standards beachten und ihre soziale Verantwortung wahrnehmen. Sie sind oft schon mit Öko- oder anderen Labels gekennzeichnet. Der „Wegweiser durch den Labeldschungel 2023“ der NFI informiert über die Qualität solcher Labels.
Feriengebiete müssen den Tourismus in eine nachhaltige Regionalentwicklung einbinden. Nur dann ist er für alle wirtschaftlich sinnvoll und erfolgreich. Tourismus fördert die Entwicklung, wenn er bevorzugt Produkte und Dienstleitungen der heimischen Wirtschaft nutzt und sich mit heimischen Produzent*innen und Akteur*innen vernetzt und mit ihnen kooperiert. Dazu gehört, bevorzugt umweltverträglich erzeugte Produkte wie etwa biologisch erzeugte Lebensmittel zu kaufen.
Faire Arbeitsbedingungen und angemessene Einkommen
Die lokal ansässige Bevölkerung sollte die Tourismusentwicklung angemessen und wirksam mitbestimmen. Dazu sind die Öffentlichkeit und alle relevanten Akteur*innen in Entscheidungen einzubeziehen. Stets müssen angemessene Arbeitsbedingungen im Tourismus und die Achtung der Menschenrechte gewährleistet sein. Die Beschäftigten brauchen faire Arbeitsbedingungen, ein angemessenes Einkommen und sollten möglichst ganzjährig im Tourismus tätig sein. Die Zahl der Gäste ist nötigenfalls auf ein sozial verträgliches Maß zu begrenzen, damit vor allem Wohnraum für Einheimische bezahlbar bleibt.
Auch für einkommensschwache Personen und Familien müssen hierzulande bezahlbare und nachhaltige Urlaubsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Ebenso müssen für Menschen mit Handicap Reisen ohne besondere Einschränkungen möglich sein.
So einleuchtend dies alles ist, in der Praxis ist es oft schwierig umzusetzen. In der Regel zeigen weder Politik noch Tourismuswirtschaft echtes Interesse, umfassend zu Nachhaltigkeit umzusteuern. Den Reisenden bleibt häufig selbst überlassen, sich unter vielen Angeboten ein eher nachhaltiges herauszusuchen. Vor allem zu ausländischen Reisezielen und Angeboten fehlen oft umfassende oder verlässliche Infos. Dass Informationen dann auch noch zu bewerten sind, erleichtert das nachhaltige Reisen nicht.
Bernd Räth
(Dieser Artikel ist zuerst erschienen im NaturFreunde-Mitgliedermagazin NATURFREUNDiN, Ausgabe 1-24.)