Ostermärsche: gegen die Gefahr eines doppelten Selbstmords

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Zum Auftakt des heutigen Berliner Ostermarsches hat Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands, vor einem doppelten Selbstmord der Menschheit durch das neue Hochrüsten sowie das Überschreiten der planetarischen Grenzen gewarnt. „Beide Fragen gehören eng zusammen, denn sowohl die Aufrüstung als auch der Klimawandel sind Folgen eines alten Denkens und blinder Machtpolitik“, betonte Müller.

Zum einen drohe der schnelle Selbstmord durch die neue Hochrüstung, vor allem die atomare. Müller: „Es ist verantwortungslos, die Rüstungsausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu erhöhen. Deutschland wäre dann auf Rang drei bei den Rüstungsausgaben weltweit. Und es ist genauso verantwortungslos, den INF-Vertrag für ein Verbot der nuklearen Mittelstreckenraketen zu kündigen.“ Zum anderen drohe eine langsame Selbstvernichtung durch die vom Menschen verursachte Erderwärmung sowie durch das Überschreiten planetarischer Grenzen, warnte Müller.

Die Politik dürfe die Rüstungsausgaben nicht erhöhen und müsse sich für die Fortsetzung der Rüstungskontrollpolitik einsetzen. Gleichzeitig bedürfe es eines geschlossenen Einsatzes der Europäer für eine Fortführung des INF-Vertrages. Und es brauche eine sozial-ökologische Reformpolitik für Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit.

„Wir wollen den Wahnsinn der Hochrüstung stoppen und fordern Abrüstung statt Aufrüstung. Wir sagen auch Nein zu der Verantwortungslosigkeit, über den Klimawandel zwar öffentlich mit Sorge zu reden, aber dann doch nicht zu handeln. Und wir sagen Nein zur Herrschaft des Marktes und der Gier. Wir sind hier, weil wir die gefährliche Mischung aus Ignoranz, Kurzsichtigkeit und Militarisierung des Denkens nicht tatenlos hinnehmen“, so Müller in Berlin.

Angesichts der fatalen Bedrohungslage müsse die Friedensbewegung wieder so stark werden wie in den 1980er-Jahren. Gegen den Irrsinn der Aufrüstung und für eine neue Entspannungspolitik arbeite bereits ein Bündnis von Friedensgruppen, Gewerkschaften und Umweltbewegung.

Der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt hat historische Momente, die für die Entwicklung von Gesellschaften besonders entscheidend sind, als Rendezvous mit dem Schicksal bezeichnet. Müller: „Wir haben jetzt ein Rendezvous mit dem Schicksal: Wir erkennen die Tragweite der Entwicklung und wir zeigen Alternativen auf. Jetzt kommt es auf den Mut und die Kraft an, diese auch durchzusetzen.“