Gemeinsame Pressemitteilung von BUND, Campact, foodwatch, NaturFreunde Deutschlands und Umweltinstitut München
Der 2018 durch die Bayer AG übernommene Agrarmulti Monsanto hat in mindestens sieben europäischen Ländern Listen mit konzernkritischen Personen angelegt, auf denen unter anderem deren Privatadressen und Hobbies erfasst worden sein sollen. Zudem ließ der für seine aggressiven Methoden berüchtigte Konzern eine Liste mit vermeintlichen Gegnern aus dem Umfeld der EU-Institutionen anlegen. Die Listen dienten nach Medienberichten dem Ziel, Kritikerinnen und Kritiker zu „erziehen“ und zu überwachen.
Angesichts der Tragweite und der politischen Dimension dieses Skandals fordern deutsche Umweltverbände die vollständige Information aller Betroffenen auf diesen Listen noch vor der Europawahl sowie die lückenlose Aufklärung durch die Bayer AG. Das Bündnis behält sich rechtliche Schritte vor.
„Bayers Listen enthalten wohl auch Monsanto-kritische Politiker*innen. Wir müssen jetzt wissen: Welchen Kandidat*innen für die Europawahl wurde dadurch gezielt geschadet? Die Fakten müssen noch vor dem Wahlsonntag auf den Tisch“, erklärt Maritta Strasser, Geschäftsführerin der NaturFreunde Deutschlands.
„Dass die Überwachungslisten von der Bayer-Pressestelle als 'Stakeholder-Mapping' bezeichnet werden, ist eine grobe Verharmlosung und weckt ernsthafte Zweifel am Aufklärungswillen des Konzerns”, erklärt Fabian Holzheid, politischer Geschäftsführer beim Umweltinstitut München. „Wozu braucht ein Agrarmulti Informationen über die privaten Hobbys von politischen Gegnern? Das ist kein 'Stakeholder-Mapping', das sind Stasi-Methoden, mit denen Umweltschutzorganisationen überwacht, eingeschüchtert oder mundtot gemacht werden sollen.”
Chris Methmann, Kampagnendirektor bei Campact: “Hätte Bayer-Monsanto Glyphosat so akribisch geprüft wie seine Kritiker*innen, wären uns viele Umwelt- und Gesundheitsgefahren erspart geblieben. Eine Entschuldigung reicht nicht. Der Skandal zeigt: Das Unternehmen setzt grundfalsche Prioritäten. Bayer muss endlich Umwelt und Gesundheit nach vorne stellen.”
„Dass Monsanto die Daten von Kritiker*innen gesammelt hat, ist mehr als nur beunruhigend. Es ist ein weiteres Zeichen dafür, dass wir als kritische Zivilgesellschaft und mit uns kritische Journalist*innen und Politiker*innen immer stärker unter Druck geraten, weil die Mächtigen der Welt ihre zerstörerischen Geschäftsmodelle beibehalten wollen”, so Olaf Bandt, Bundesgeschäftsführer Politik und Kommunikation des BUND e.V..
„Bayer ist in der Pflicht, zu erklären, was sie schon vor Übernahme wussten. Wir fordern, dass die gesammelten Daten den Betroffenen gegenüber noch vor der Europawahl vollständig transparent gemacht werden und Bayer sich öffentlich zu den durchgeführten und angedachten Zwecken der Datensammlung erklärt. Wir als möglicherweise Betroffene fragen uns, ob den Hinweisen auf die illegale Datensammlung umgehend nachgegangen wurde, sobald die Übernahmeverhandlungen zwischen Bayer und Monsanto starteten. Falls nicht, dann wäre das ein schwerer Verstoß von Bayer, dem dann auch von deutschen Behörden nachgegangen werden muss“, ergänzt Bandt.
„Erst Studien unter Verschluss halten, um einer aufgeklärten Debatte keine Grundlage zu geben – und gibt es doch Kritiker, dann sollen diese eben ‚umerzogen‘ werden. Die unseriösen Gebaren von Monsanto sind paradigmatisch dafür, wie meilenweit sich Konzerne von ihrer gesellschaftlichen Verantwortung entfernt haben“, sagt Martin Rücker, Geschäftsführer der Verbraucherorganisation foodwatch. „Für Bayer sollten die Enthüllungen Anlass sein, an vorderster Front für einen dringend erforderlichen Kulturwandel zu kämpfen: Konzerne müssen dazu gebracht werden, dem Gemeinwohl zu dienen.“