Stolperstein-Spaziergang

Eine Veranstaltung im Rahmen der Aktionstage „90 Jahre Verbot und Verfolgung der NaturFreunde“

24.03.2023 17:00 - 17:00 Uhr

Am Freitag, 24. März, findet um 17 Uhr ein Stolperstein-Spaziergang ,,90 Jahre Verbot und Verfolgung der NaturFreunde Göppingen" statt. Beginnen wird der Spaziergang in der Göppinger Karlstraßenallee, bei der ersten Kastanie von der Innenstadt aus gesehen, die zum hundertjährigen Bestehen der NaturFreunde International am 10. Juni 1995 gepflanzt worden ist.

Ganz in der Nähe befindet sich der Stolperstein von Theodor Kynast, einem Bewohner der damaligen Heilanstalt Christophsbad. In seinem „Nachlass“, der damals seinen Eltern überstellt wurde, fand sich in einer Tasche seiner Kleidung ein Keks mit eingeritzter Inschrift: „Abt. Mörder“, der inzwischen in der Dauerausstellung des Hauses der Geschichte in Stuttgart zu sehen ist.

Der Spaziergang führt zu einigen weiteren Stolpersteinen, die in Göppingen für ermordete jüdische Mitbürger*innen, Bewohner*innen des Christopphsbads, psychisch oder körperlich eingeschränkte Personen und politisch Andersdenkende verlegt wurden. Letzteres gilt für Albert Schuler, den eine unbedachte Äußerung über Hitler und den Kriegsverlauf das Leben kostete. Schuler war einer der Industriellen der Göppinger Geschichte und lässt die willkürliche Auswahl der Opfer durch das menschenverachtende Regime der Nationalsozialisten erahnen. Auch NaturFreunde wurden verfolgt und getötet. Da die meisten Unterlagen, auch die Mitglieds-Nachweise, vernichtet worden sind, konnte dies geschichtlich bis jetzt aber nicht nachvollzogen werden, weswegen es in Göppingen noch keine Stolpersteine gibt, die mit NaturFreunden in Zusammenhang gebracht werden können.

Dafür steht allerdings die Kastanie des Vereins auch als Mahnmal, das immer daran erinnern soll, was im Jahre 1933 geschehen ist. Am 19. März 1933, fast auf den Tag genau vor 90 Jahren, wurde die Ortsgruppe Göppingen verboten und enteignet. Dies geschah genau einen Tag vor der geplanten Einweihung eines Erweiterungsbaus des Boßlerhauses. Das Besondere daran: An den Tagen zuvor waren Bäume, dieses Mal keine Kastanie, sondern sieben Walnuss-Bäume, am Haus gepflanzt worden.

Diese Bäume stehen nach wie vor, ihre Wurzeln sind so tief und dadurch die Bäume so standfest, wie auch die NaturFreunde fest mit der Stadt Göppingen aber auch der Demokratie verwurzelt sind und nach wie vor zum Antifaschismus stehen. Die Bäume sollen aber auch die finstere NS-Zeit nie vergessen lassen.

Im Anschluss an den Spaziergang findet dann die Jahreshauptversammlung der Göppinger NaturFreunde statt, in deren Rahmen eine Vitrine in der Stadthalle enthüllt wird, die die schwere und düstere Zeit des Boßlers, der Naturfreunde Göppingen und ihres Boßlerhauses beleuchtet. Im Anschluss wird die Vitrine dann auf dem Boßlerhaus in die Ausstellung zu dessen 100-jährigem Jubiläum eingegliedert.

Ort/Unterkunft/Treffpunkt: 
Karlstraßenallee, Göppingen
Auskunft & Anmeldung: 

NaturFreunde Göppingen
(07164) 26 31
www.naturfreunde-gp.de

Ortsgruppe/n