100 Jahre bewegte Geschichte des Naturfreundehauses Breitnau
Im Juli 2019 feierte das Naturfreundehaus Breitnau sein 100-jähriges Jubiläum. Ein Bericht von Gabi Rolland:
In einer Höhe von 1.060 m gelegen erfreut sich das Naturfreundehaus Breitnau der NaturFreunde Freiburg großer Beliebtheit bei Natursportler*innen und ist Ort der Begegnung für Einheimische und Reisende. Kaum zu glauben, was die Generationen vor uns an Mühen auf sich genommen haben, um dieses Haus zu bauen und zu betreiben – so dass wir dieses Jahr sein100-jähriges Jubiläum feiern können.
Trotz anhaltenden Regens kamen am Sonntag, dem 28. Juli 2019, über 100 Gäste zum Jubiläumsfest „100 Jahre Naturfreundehaus Breitnau“ in das eigens dafür aufgestellte Festzelt. Der Bürgermeister von Breitnau, Josef Haberstroh, überbrachte mit seinen Glückwünschen einen klimaangepassten Baum und bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit den NaturFreunden Freiburg. Er nutzte die Gelegenheit, um die Ortsgruppe einzuladen, Mitglied in der Energiegenossenschaft des Bioenergiedorfes Breitnau zu werden, was die NaturFreunde gerne annehmen werden.
In ihrer Festrede spannte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, den Bogen von den allgemeinen politischen Klimazielen hin zum Naturfreundehaus und den NaturFreunden mit ihrer konkreten Arbeit. Die Bundestagsabgeordnete betonte, dass sich die NaturFreunde gegen Rassismus einsetzen und zu vielen weiteren gesellschaftlichen Fragen Stellung beziehen.
Ein Haus mit einer besonderen Geschichte
Werner Kästle, Naturgestein der Freiburger NaturFreunde, erzählte in seiner bekannt kurzweiligen und launigen Art über die Geschichte der Landschaft wie auch des Naturfreundehauses. Diese begann 1918, kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges, als die Ortsgruppe beantragte, ein Haus auf dem Fahrenberg bauen zu dürfen. Wenige Monate später konnten die NaturFreunde eine Flugwachthütte für 1500 Mark ersteigern. Die Hütte musste allerdings noch an den richtigen Ort gezogen werden. Mit Hilfe von Ochsen- und Pferdegespannen wurde sie an ihren neuen Platz verbracht. Die Hütte wurde anschließend sukzessive aus- und umgebaut, wobei die Behörden stets Wert darauf legten, dass das Gebäude den typischen „Schwarzwaldcharakter“ erhalten sollte. Im Jahr 1923 erfolgte der Anschluss an das Stromnetz.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 erfolgte die Verfolgung der politischen Gegner*innen und das Verbot von Organisationen im sozialdemokratischen Umfeld, zu denen auch die NaturFreunde gehörten. Das Naturfreundehaus Breitnau wurde geschlossen und beschlagnahmt und als Schulungsstätte der NSDAP übereignet.
Noch heute ist das Haus ein Ort der Begegnung
Im Oktober 1945, also wenige Monate nach Kriegsende, trafen sich die NaturFreunde Freiburg wieder und konnten von der französischen Militärregierung die beiden Naturfreundehäuser Breitnau und Feldberg zur vorläufigen Nutzung zurückerlangen. Das Breitnauer Haus war in einem sehr schlechten Zustand. Mit großem ehrenamtlicher Einsatz wurde das Haus nutzbar gemacht und der Zustand des Hauses in den Folgejahren in seiner Nutzung stetig verbessert. Die größte Erweiterung erfuhr das Haus Breitnau 1984. Es wurde eine Quelle gefasst, um die Wasserversorgung zu sichern, ein Anbau kam hinzu, die Zimmer wurden wohnlicher gestaltet und die sanitären Anlagen vollständig erneuert. Erst vor wenigen Jahren wurde der Brandschutz im Haus mit einer modernen Brandmeldeanlage, Rauchmeldern und einer Fluchttreppe auf den neuesten Stand gebracht. Um das Haus auch für die Zukunft attraktiv zu halten, soll es energetisch saniert werden, an die öffentliche Wasserversorgung und an das Breitbandnetz angeschlossen werden.
Diese gesamten Veränderungen wären nicht möglich gewesen, wenn Freiwillige nicht unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit in den Betrieb des Hauses investiert hätten. Sowohl der Gaststätten-, als auch der Beherbergungsbetrieb wurde vereinsintern organisiert. Die Bettwäsche wurde früher selbst gewaschen und im Wald zum Trocknen aufgehängt. Heute ist der Betrieb des Hauses verpachtet an die Familie Benitz, die mit viel Engagement auch dafür Sorge trägt, dass die Beliebtheit des Hauses weiterhin ungebrochen ist.
Zum Abschluss des Festaktes überreichte Moritz Riesinger von der Gewerkschaft IG Metall den NaturFreunden das Schild „Respekt“, als Auszeichnung für einen Ort des respektvollen Miteinanders, unabhängig von Herkunft, Kultur oder Religion.
Gabi Rolland
NaturFreunde Freiburg