Wer ist hier rassistisch?

Eine Einladung zur Reflexion und Solidarität von Lukas Nicolaisen

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An den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ vom 11. bis zum 24. März werden sich auch viele NaturFreund*innen beteiligen. Gerade vor dem Hintergrund einer sich menschenverachtend gebärdenden populistischen Rechten, die zunehmend auch gewalttätig rassistisch auftritt, ist es vielen NaturFreunden ein besonderes Anliegen, hier aktiv zu werden.

Wie wäre es, zu diesem Anlass auch einmal uns selbst und die eigenen Organisationszusammenhänge kritisch zu hinterfragen?

Zum Beispiel propagieren wir Offenheit und Vielfalt. Dennoch engagieren sich bei uns – gerade in verantwortlichen Positionen – wenige schwarze Menschen oder People of Color. Auf die Frage, warum das so ist, hört man meist, die Offenheit unsererseits sei ja vorhanden, nur kämen eben sehr wenige nichtweiße Menschen zu uns.

Damit machen wir es uns aber zu einfach. Wir verkennen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die strukturell rassistisch ist und das Weißsein als Normalität denken lässt. Ganz ungewollt verhalten wir uns deshalb oft auch rassistisch: Weil wir so handeln, dass die Folgen dieses Handelns den strukturellen Rassismus fortschreiben.

Konkret zeigt sich dies etwa in der Nichtbeachtung schwarzer Menschen und People of Color. Sie werden nicht angesprochen, nicht abgebildet, nicht in Funktionen gewählt. Wenn wir Veranstaltungen planen, denken wir zu oft an „ganz normale Menschen“, die wir ansprechen wollen. Und die sind in unseren Köpfen zu oft so wie wir, nämlich weiß und deutschsprachig, so dass sich am Ende auch nur solche Menschen angesprochen fühlen.

Die gemeinsame Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN) von NaturFreunden und Naturfreundejugend identifiziert rechtsextreme und menschenverachtende Ideologien und Denkmuster im Natur- und Umweltschutz und erarbeitet menschenbejahende und demokratiefördernde Gegenentwürfe. FARN wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. Dieser Standpunkt stellt keine Meinungsäußerung des BMFSFJ oder des BAFzA dar.
Mehr Informationen: Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN) ∙ www.nf-farn.de

Wollen wir diesen Kreislauf durchbrechen, müssen wir uns aktiv darum bemühen, diesen strukturellen Rassismus zu durchbrechen, der unbewusst „mitläuft“. Denn es gilt: Nicht die Absicht macht Sprache und Handlungen rassistisch, sondern ihre Wirkung.

Zum Beispiel könnte man in einem ersten Schritt bewusst nach Organisationen von schwarzen Menschen und People of Color Ausschau halten, mit ihnen in Kontakt treten und ihre Arbeitsschwerpunkte kennenlernen.

Nicht nur können wir so von ihnen lernen, sondern auch Dinge tun, die für die dortigen Kämpfe wichtig sind. Vielleicht entstehen so auch Anknüpfungsmöglichkeiten für eine zukünftige Zusammenarbeit.

Und um noch einmal den Punkt mit dem nicht gewollten Rassismus aufzugreifen: In diesen Tagen ist es sicherlich auch eine gute Übung, bei Hinweisen, unser Verhalten sei rassistisch, nicht sofort beleidigt oder abwehrend zu reagieren, sondern nachzufragen, zuzuhören und nachzudenken.

Lukas Nicolaisen
Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN)