Wie der erste Praxistest nach der Stärkenberaterausbildung verlief

Ein Bericht von Denise Küster aus der Ortsgruppe Dresden

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Nach erfolgreicher Ausbildung zu Stärkenberater*innen des ersten Durchgangs waren wir alle sehr motiviert, das Gelernte endlich im „wahren Leben“ einzusetzen. Zwar hatten wir viele Übungsberatungsfälle in der Ausbildung, die auch zum Teil auf tatsächlichen Problemen beruhten, aber die Beratungsnehmenden waren ja dann doch die Teilnehmenden der Ausbildung. Dann war es im Winter 2023 soweit, für zwei Stärkenberaterinnen fand der erst „richtige“ Einsatz statt: Eine Ortsgruppe hatte sich mit der Frage an uns gewandt, wie sie mehr Mitglieder gewinnen könnte.

Im Rahmen von zwei Sitzungen haben wir den Vorstandsmitgliedern mit den Techniken der systemischen Beratung geholfen, diese Frage für sich zu beantworten. Spannend war für alle Beteiligten die Auftragsklärung. Dies ist ein wichtiger Bestandteil der Stärken-, beziehungsweise systemischen Beratung. Gemeinsam mit den Beratungssuchenden haben wir erarbeitet, was die tatsächliche Problemstellung ist.

Interessanterweise stellte sich heraus, dass die Beratungsnehmenden voneinander abweichende Anliegen hatten. Als Stärkenberaterinnen konnten wir helfen, sich auf eine gemeinsame Frage zu fokussieren. Wichtig ist immer, sich zu vergewissern, dass alle sich einig sind bezüglich des Auftrages. In unserem Beratungsfall wurde aus der ursprünglichen Frage, der Auftrag: „Welche Angebote möchte unsere Ortsgruppe umsetzen, um neue Mitglieder anzusprechen und bestehende zu aktivieren?“

Um diesen nun spezifizierten Auftrag bearbeiten zu können, folgte als nächstes die sogenannte Kontexterhellung, bei der es darum geht, die Rahmenbedingungen, Hintergründe, Historie, sozialen Regeln und Rollen für die Beteiligten verständlich zu machen. Sie entwickelte sich zu einer lebhaften Diskussion, die von uns gelenkt und moderiert wurde und schließlich zum Lösungsansatz führte. Neben den bestehenden Angeboten sollen solche erarbeitet werden, die die Natur für Menschen auch mit geringem Geldbeutel zugänglich machen und somit gleichzeitig für soziale Gerechtigkeit einstehen. Dabei sollen nicht nur finanzielle Mittel beachtet, sondern auch Sprach- und Mobilitätsbarrieren abgebaut werden.

Gleichzeitig erkannte die Ortsgruppe durch die Beratung, dass es kein klares Aufgabenprofil für Ehrenamtliche gibt. In welchen Bereichen (Öffentlichkeitsarbeit, Betreuung der Internetseite, Durchführung von politischen Wanderungen, Finanzen, etc.) können Freiwillige tätig sein und wo soll Verantwortung übertragen werden? Um diese Frage zu lösen, will die Ortsgruppe eine Liste erstellen und damit gezielt Mitglieder aktivieren und neue anwerben.

Die Beratung wurde mit dem nächsten konkreten Schritt beendet, nämlich diese Angebotserstellung auf die Agenda der nächsten Programmsitzung aufzunehmen. Die Stärkenberaterinnen haben angeboten bei dieser Sitzung unterstützend teilzunehmen.

Der erste Praxiseinsatz als Stärkenberaterinnen war für uns sehr spannend und lehrreich. Es galt zunächst zu erläutern, was unsere tatsächliche Aufgabe ist. Denn die Stärkenberaterinnen liefern keine fertigen Lösungen, sondern unterstützen die Beratungssuchenden dabei, diese in sich selbst zu finden und helfen, die Ressourcen zu aktivieren, die selbst entwickelten Lösungen dann auch wirklich umzusetzen.

Denise Küster
NaturFreunde Dresden
(Dieser Artikel ist zuerst erschienen im Magazin der NaturFreunde-Sachsen Nauswärds, Ausgabe 1-24)