Wie die Stärkenberatung die Ortsgruppe Waldshut unterstützte

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Viele NaturFreund*innen haben bereits durch die verschiedenen NaturFreunde-Medien von der sogenannten "Stärkenberatung" gehört. Doch was genau machen diese Stärkenberater*innen eigentlich? Wie läuft das ab, wenn eine Ortsgruppe die Stärkenberatung kontaktiert? Und wobei kann die Stärkenberatung überhaupt unterstützen?

„Bei unserer Beratung im Juli letzten Jahres ging es um die Zukunft unseres Naturfreundehauses“, erzählt Stefani Müller-Schumann, Vorsitzende der NaturFreunde Waldshut. Die Ortsgruppe stand vor der Frage, ob sie ihr Naturfreundehaus behalten oder verkaufen sollte? Und bei der Diskussion darüber ging nichts mehr voran. Die einen sahen das Haus als Ressource mit viel Potenzial, die anderen als mühsamen Ballast, für den man kaum Freiwillige findet. Die Situation schien festgefahren. Und wie so oft, blieb die Streitfrage auch nicht nur auf der Sachebene, sondern führte zunehmend zu persönlichen Konflikten in der Gruppe. „Da habe ich mich entschlossen, die Stärkenberatung anzurufen“, berichtet Stefani.

Stärkenberater*innen sind allesamt NaturFreund*innen, die in einer speziellen Ausbildung zu den Themen Freiwilligenmanagement, Kommunikation, Konfliktlösung und Moderation fortgebildet wurden. Die Ausbildung erstreckt sich über fünf Wochenenden, die von Trainer*innen des Netzwerks für Demokratie und Courage begleitet werden. Wichtig dabei ist der Ansatz der systemischen Beratung: „Wir unterstützen die Ortsgruppen dabei, selber Lösungen zu entwickeln“, erklärt Theresa Putzar-Sattler. Dazu gehören bestimmte Beratungsabläufe und Fragemethoden. Heilsbringer oder Problem-Wegzauberinnen sind die Stärkenberater*innen aber nicht. „Wir können neue Perspektiven bieten. Hinterher liegt es aber an der Eigeninitiative der Ortsgruppen, die gemeinsam erarbeiteten Lösungsideen auch umzusetzen“, so Theresa Putzar-Sattler.
www.naturfreunde.de/staerkenberatung

Zwei Wochen später kamen dann Theresa Putzar-Sattler und Nico Schmidt von der Stärkenberatung Baden-Württemberg nach Waldshut, um die Ortsgruppe dabei zu unterstützen, gemeinsam neue Lösungsansätze zu entwickeln. „Zunächst haben wir uns persönlich vorgestellt und den Raum dafür geöffnet, alle unterschiedlichen Positionen und Meinungen zu hören“ erzählt Theresa über den Auftakt des Abends. Zwar wurden dort die unterschiedlichen Positionen und zugrunde liegenden Konflikte durchaus deutlich, aber sie empfand das Gespräch von Anfang an als konstruktiv. „Ich glaube, das liegt zum einen an der Neutralität, die wir mitbringen. Alle wussten, sie werden zu Wort kommen und gehört werden. Zum anderen macht es viel aus, wenn ein Gespräch moderiert wird.“

Die Moderation der beiden Stärkenberater*innen half der Gruppe dabei, mögliche Ressourcen und Lösungsansätze strukturiert zu sammeln und auf ein paar neue Ideen zu kommen. Schließlich waren am Ende des Abends alle Anwesenden dafür, das Haus zu behalten. Auch Stefani resümiert: „Alle Teilnehmer*innen an dem Abend waren zufrieden mit dem, wie es gelaufen ist.“

Die Erfahrung, dass man doch gemeinsame Ziele hat und wieder zusammen an einem Strang ziehen kann, aber auch die neuen Perspektiven, die eine Ortsgruppe durch die Stärkenberater*innen erhält, sind Theresas Meinung nach wichtige Impulse, die die Stärkenberatung bieten kann. Nicht immer stehen die Ortsgruppen einem Besuch der Stärkenberatung nur positiv gegenüber: „Viele im Verband nutzen die Stärkenberatung nicht so, wie sie könnten“, findet Stefani. „Zum einen ist da nicht immer gleich Vertrauen, sondern die Angst vor Kontrolle. Zum anderen gibt es auch immer Mitglieder, die Vorbehalte haben, weil sie nichts verändern wollen“.

„Veränderungen rufen Widerstände hervor“, bestätigt Theresa. „Trotz dieser Widerstände den eigenen Idealismus und positives Denken zu bewahren, sind wichtige Kompetenzen, die man als Stärkenberater*in mitbringen sollte.“

Auch im Jahr 2022 gibt es in unterschiedlichen Bundesländern wieder eine neue Ausbildungsrunde für NaturFreunde-Mitglieder, die den Verband voranbringen möchten und Lust haben, sich mit anderen motivierten Mitgliedern in einem aktiven Netzwerk auszutauschen. „Neugier und Offenheit sowie die Fähigkeit zu Selbstreflexion sollte man mitbringen, wenn man Stärkenberater*in werden will“, findet Theresa Putzar-Sattler. Alles andere kann man im Laufe der Zeit dazulernen.

Durch die Ausbildung wird man methodisch vorbereitet und auch hinterher nicht alleingelassen. Netzwerkveranstaltungen sorgen dafür, den Kontakt zu anderen Stärkenberater*innen zu halten, gemeinsam Spaß zu haben und sich regelmäßig weiterzubilden. "Die NaturFreunde erhalten, mit Gleichgesinnten was vorantreiben und viele tolle Möglichkeiten zu nutzen, auch die Gesellschaft als Ganzes weiterzuentwickeln – das sind meine Beweggründe, bei der Stärkenberatung mitzumachen. Und dafür bietet die Stärkenberatung einen Blumenstrauß an Möglichkeiten“, sagt Theresa.

Und die Empfehlung an die Ortsgruppen? Einfach mal anrufen! „Keine Angst haben, neue Schritte zu wagen!“ sagt Stefani Müller-Schumann. „Wagt euch aus eurer Komfortzone raus. Es ist ein Zeichen von Stärke, sich Hilfe zu holen und positiv in die Zukunft zu gehen. Dafür sind die Stärkenberater*innen perfekt ausgebildet!“

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79837 Häusern
Übernachtungsplätze vorhanden
teilbewirtschaftet (mit Getränken)

Ortsgruppe/n