Wie umgehen mit Klimaskeptikern im Bundestag?

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„Es ist derzeit nicht nachweisbar, dass die Klimaerwärmung menschgemacht ist.“ Diese Aussage stammt von Georg Pazderski, Berliner Landeschef der AfD. „Deutschland ist für zwei Prozent des Kohlendioxid-Ausstoßes in der Welt verantwortlich! Und von diesen zwei Prozent sind 95 Prozent nicht menschengemacht.“ Das sagt Alexander Gauland, Chef der AfD-Bundestagsfraktion. Deshalb sei die ganze Energiewende Quatsch, die AfD werde damit Schluss machen.

Beide Aussagen sind natürlich hochgradiger Unsinn. Seit dem ersten Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC aus dem Jahr 1990 ist sich die Wissenschaft einig, dass der Mensch das Klima aus dem Takt bringt. Nimmt man die Treibhausgase, die bislang in Summe vom Menschen in die Atmosphäre geblasen wurden, so liegt Deutschland auf Rang vier – hinter den USA, China und Russland – mit dem kleinen Unterschied, dass in den USA und Russland gut dreimal mehr Menschen leben, in China gar 16-mal mehr.

Deutschland hat also eine historische Schuld und deshalb eine moralische Pflicht nach Lösungen aus der Klimakrise zu suchen. Zudem gibt es mit vielen konservativen Wirtschaftspolitikern Einigkeit darüber, dass die Energiewende der deutschen Exportwirtschaft auf die Beine hilft. Wenn sie denn jetzt endlich wieder flott gemacht wird. Mit der AfD im Bundestag wird das – wie vieles andere auch – schwieriger.

Der Klimawandel ist keine Glaubensfrage
Die AfD hat das Leugnen des Klimawandels zum festen Bestandteil ihrer Politik gemacht. Dahinter steckt eine gefährliche Politstrategie: Wissenschaftler, die gar nicht anders können, als nach Lösungen für das Problem der Erderwärmung zu suchen, werden im „Lügenpresse“-Stil diffamiert, dass sie „mit denen da oben“ gemeinsame Sache machen. So gaukelt die AfD eine „Alternative für Deutschland“ vor, die gar nicht existiert.

Gefährlich wird dies auch, weil plötzlich andere, die ebenfalls den Klimawandel leugnen, nicht mehr im Abseits stehen. So moniert FDP-Generalsekretärin Nicola Beer ein „angebliches Auftreten von mehr Extremwetterereignissen“. Oder die ARD-Talkerin Sandra Maischberger: Holt Klimaskeptiker zu sich in die Sendung und inszeniert die Frage nach der Erderwärmung als eine Glaubensfrage.

Dabei ist der Klimawandel Wissenschaft – messbar, nachweisbar, prognostizierbar. Im globalen Durchschnitt ist die Temperatur bereits um ein Grad über das vorindustrielle Niveau angestiegen, 15 der 16 wärmsten Jahre seit Beginn der Klimaaufzeichnungen liegen im 21. Jahrhundert.

Fakt ist: Es ist wissenschaftlich gut gesichert, dass Extremwetter-Ereignisse mehr werden und dass dies mit dem Klimawandel zu tun hat. Mittlerweile ist das Auftreten von mehr Extremwetterereignissen auch von den Meteorologen gemessen. Fakt ist, dass dank des Weltklimarates IPCC kein anderes Thema in der Menschheitsgeschichte so gut erforscht ist wie die Erderwärmung. Fakt ist auch, dass uns Kohlelobbyisten oder die Gewinner der Klimakrise weiszumachen versuchen: Es gibt kein Problem, ihr müsst gar nichts ändern.

„Keiner hat das Recht auf eigene Fakten“
Der ehemalige US-Senator Daniel Patrick Moynihan sagte einmal: „Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung. Aber keiner hat das Recht auf eigene Fakten.“ Deshalb sollen hier einige hilfreiche Medien vorgestellt werden, die beim Umgang mit Fakenews und Klimaleugner-Propaganda helfen können.

Da ist zunächst das Internetportal klimafakten.de, wo sich erfahrene Wissenschaftler und Journalisten mit den Argumenten der Klimaskeptiker auseinandersetzen. Die Erderwärmung macht eine Pause? Schuld ist die Sonnenaktivität? Kann man sich auf die Klimaforschung verlassen? Wer solche Fragen hat, dem wird auf klimafakten.de geholfen.

Klimawiki.org versteht sich als eine Art Bildungsserver, der die wissenschaftlichen Grundlagen sehr gut erläutert, ohne allerdings näher auf die Argumente der Klimaskeptiker einzugehen.

Ähnlich – mit dem Fokus auf die politischen Entwicklungen – tritt die Bundeszentrale für Politische Bildung an.

Hilfreich ist auch der Klima-Lügendetektor (für den der Autor dieser Zeilen zuweilen arbeitet): Wer wissen will, ob ein Politiker, Lobbyist oder Umweltschützer lügt, kann sich per E-Mail mit seiner Frage an die Lügendektor-Redaktion wenden.

Nick Reimer