Wir bewegen – für ein solidarisches und emanzipatorisches Sportverständnis

Beschluss des 27. Bundeskongresses der NaturFreunde Deutschlands

Die Einstellung zum Körper prägt auch die Einstellung zum Sport. Die NaturFreunde sind sich bewusst, dass sportliche Vorlieben und Trends in weiten Teilen Produkte eines gesellschaftlichen Prozesses sind. Im Laufe der Geschichte wurde auch der Körper durch Mechanisierung, Transportmittel und Telekommunikationsmedien zunehmend aus den Zentralbereichen moderner Gesellschaften verdrängt. Andererseits zeigt sich gerade im Freizeitbereich die unreflektierte Hinwendung zum Körper.

Der Körper verschwindet nicht, sondern verändert sich und wächst sogar in seiner Bedeutung. Körper und Körperlichkeit werden zum Gegenstand der Selbstdarstellung und zum Objekt der Kontrollinteressen von Krankenkassen und Arbeitgebern: Der Wunsch nach Schönheit und Jugendlichkeit treibt auch viele von uns in Fitnessstudios, Wellness-Center und Diätgruppen. Mit Bonusmodellen und Gutscheinen bringen uns die Krankenkassen in Bewegung und sortieren die „guten“ von den „schlechten“ Mitgliedern. Mit Gesundheits-Checks und Firmen-Fitness wollen Arbeitgeber nicht nur unsere „Work-Life-Balance“ sondern in erster Linie unsere Leistungsfähigkeit verbessern.

Diesem gesellschaftlichen Wandel werden die NaturFreunde in den nächsten drei Jahren mit einem Selbstverständigungsprozess über Form, Inhalt und gesellschaftliche Auswirkungen ihrer sportlichen Angebote Rechnung tragen. Wir wollen uns – mit Hilfe einiger Impulse und Themenbereiche – unsere Grundwerte und Wurzeln ins Bewusstsein rufen, sie diskutieren und ein Bild entwickeln, was und wie wir NaturFreunde es anders machen.

Die NaturFreunde Deutschlands führen in den nächsten drei Jahren eine intensive Diskussion für ein sportpolitisches Leitbild. In das Leitbild einfließen sollen die Aspekte:

• Sport und Gesundheit
• Sport und Körper
• Sport und Nachhaltigkeit
• Sport und Geschlecht
• Sport und soziale Ungleichheit
• Sport und Konkurrenz
• Sport und Rassismus

Der Bundesvorstand wird beauftragt in enger Abstimmung mit dem Fachbereich Sport und den Landesverbänden die Entwicklung des sportpolitischen Leitbildes zu koordinieren. Die Leitbild-Diskussion soll möglichst breit im Verband geführt werden. Dazu sollen auch die NATURFREUNDiN genutzt werden und geeignete Fachveranstaltungen durchgeführt werden.

Das Leitbild soll Eingang in die Ausbildungs- und Prüfungsrichtlinien der NaturFreunde finden, ohne dass die Anerkennung der NaturFreunde beim DOSB und den zuständigen Fachverbänden gefährdet werden darf. Um die Leitbild-Diskussion möglichst breit im Verband zu führen, wird ein Fachsymposium „Sport und Körper“ durchgeführt sowie eine Schwerpunktausgabe „Sport und Körper“ der NATURFREUNDiN erstellt.

Beschlossen durch den 27. Bundeskongress der NaturFreunde Deutschlands in Mannheim.