5.000 Tonnen Pestizide werden pro Jahr in Privatgärten eingesetzt

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Nicht nur in der Landwirtschaft ist der Einsatz von Pestiziden ein großes Problem. Rund zehn Prozent der in Deutschland verkauften „Unkrautvernichtungsmittel“ werden in Privatgärten eingesetzt. Das sind etwa 5.000 Tonnen im Jahr, 90 Tonnen davon enthalten das besonders in der Kritik stehende Glyphosat. Mit diesen „Garten-Pestiziden“ werden 65,7 Millionen Euro pro Jahr umgesetzt.

Während allerdings jeder Landwirt einen Nachweis im Scheckkartenformat benötigt, der seine Sachkunde bei der Anwendung der Pestizide dokumentiert, können Privatpersonen die „Pflanzenschutzmittel“ in Baumärkten, Gartencentern und natürlich im Internet ohne Auflagen kaufen – zwar nur in kleinen Verpackungen, doch auch wiederholte Käufe sind problemlos möglich.

Hohe Risiken für Natur und Umwelt

Deutschlands Gartenfreunde bringen jedes Jahr immense Mengen an Pestiziden aus, während nebenan die Tomaten wachsen. Dabei sind auch zugelassene Pestizide gefährlich für Mensch und Umwelt. Der Einsatz von Pestiziden im Garten ist zulässig, auf Wegen, Auffahrten und Terrassen allerdings verboten. Denn hier kann die Chemie besonders schnell in Grundwasser und Kanalisation gelangen.

Viele Hobbygärtner sind allerdings kaum über die Umweltgefahren informiert, greifen unbedacht zur Chemie, dosieren nicht richtig oder nutzen falsche Produkte. Und schädigen dann massiv das Leben im Boden, im Wasser und mit den Insekten auch in der Luft. Reicht angesichts dieser Risiken für Natur und Umwelt noch eine Aufklärungskampagne? Oder muss der Gesetzgebung eingreifen?

Kritisches Bewusstsein in Deutschland wächst

Frankreich geht den regulatorischen Weg. Ein nationales Gesetz verbietet schon seit dem Jahr 2014 den Einsatz von Pestiziden auf kommunalen Flächen. Ab Januar 2019 werden auch die Abgabe von Pestiziden an Amateurgärtner und der Einsatz in Haus- und Kleingärten verboten sein. Die Franzosen rechnen mit einer Reduzierung des Pestizideinsatzes von rund zehn Prozent. Die Niederlande, Belgien und Luxemburg verfolgen ähnliche Ziele.

Deutschland allerdings hat sich noch nicht für diesen Weg entschieden. Doch auch bei uns steigt das Bewusstsein für die gesundheitlichen und ökologischen Folgen des Pestizideinsatzes. Einige Baumärkte verzichten bereits freiwillig auf die Abgabe von Produkten, die Glyphosat oder die bienenschädlichen Neonikotinoide enthalten. Auch immer mehr Kommunen machen vor, dass es beim Gärtnern auf kommunalen Flächen ohne chemischen Pflanzenschutz geht. Das ist in doppelter Hinsicht ein Signal: Zum einen hat der Pestizidverzicht auf kommunalen Flächen quantitativ einen erheblichen positiven Einfluss auf die Umwelt, zum anderen fördern die Kommunen durch ihre Vorbildfunktion die Akzeptanz in der Bevölkerung für naturnahes Gärtnern.

Angelika Elak

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