Bericht: Skihochtouren-Ausbildung in der Ortlergruppe

Wie der Ausbildungs- und Prüfungslehrgang Trainer*in B ­­– Skihochtouren Mitte April in Italien ablief – ein Bericht von Stephan Zapf

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Nachdem wir schon Anfang März von unserer Ausbilderin Moni Hümmer den groben Wochenplan für den NaturFreunde-Ausbildungs- und Prüfungslehrgang Trainer*in B – Skihochtouren erhalten hatten, der Mitte April in der Schweiz stattfinden sollte, konnten wir mit der Planung der Touren beginnen.

Der Plan war: Tag 1 vom Fisetenpass im Kanton Uri über den Gemsfairenstock zur Claridenhütte, Tag 2 die Claridenüberschreitung zur Planurahütte im Kanton Glarus, Tag 3 die Besteigung des Groß Schärhorn, Tag 4 die Besteigung des Tödi und am Tag 5 der Rückweg über das Tüfelsjoch zum Parkplatz Urnerboden.

Wetterbedingt wurde der Lehrgang nach Italien verlegt

Dann aber hatte das Wetter etwas gegen diese Planungen und der Ausbildungsort musste nur drei Tage vor Lehrgangsstart in die Ortlergruppe verlegt werden. Spontan organisierten wir die Anreise um: Zwei Teilnehmer reisten direkt ins Martelltal an, zwei Teilnehmer und ein Ausbilder mit einem Zwischenstopp im Pitztal und unsere Ausbilderin Moni kam aus der Schweiz.

Am ersten Tag des Lehrgangs stand dann nur noch der Aufstieg zur Marteller Hütte (2.610 m) und eine Übung des Anseilens auf dem Gletscher auf dem Programm. Danach planten wir den nächsten Tag: Aufstieg über die Zufallspitze (3.757 m) zum Monte Cevedale (3.767 m) und Abfahrt über den Vedretta di Cedec zur Pizzinihütte (2.178 m).

Nachdem einer der Ausbilder aus gesundheitlichen Gründen leider die Heimreise antreten musste, zogen wir am Dienstag unsere Spuren nur zu fünft über den hart gefrorenen Schnee des Zufallferners vorbei am Gletscherbruch Richtung Zufallspitze. Von dort ging es am Grat entlang auf den Monte Cevedale. Die aus Nordwest kommenden Sturmböen versuchten uns ständig vom Grat zu fegen, am Gipfel selbst wurden wir dann aber mit einem kurzen fast windstillen „Schönwetterfenster“ belohnt. Nach der kurzen Gipfelrast führte unser Weg über die knapp 40 Grad steilen Nordwesthänge des Cevedale und über den Vedretta di Cedec zur Pizzinihütte.

Sturmböen wollen uns vom Grat fegen

Dort bezogen wir unser gemütliches Zimmer und erholten uns von den Anstrengungen des Tages. Vor dem Abendessen planten wir noch in Zweiergruppen die Touren für den nächsten Tag: die Besteigung der Königsspitze sowie eine Alternativtour. Die Wetteraussichten für den kommenden Tag waren nicht die besten, auch die Beobachtungen der Schneeverhältnisse gingen in unsere Planung mit ein, denn auf eine aktuellen Lawinenlagebericht konnten wir auf der Pizzinihütte nicht zugreifen.

Wie erwartet, startete der Mittwoch mit schlechter Sicht. Wir zogen unsere Spuren über den harten Schnee Richtung Königsspitze, bis wir den Blick auf die erste Schlüsselstelle, das Königsjoch, werfen konnten. Eine steile Rinne, die den Zugang auf den 400 Höhenmeter langen Firnhang der Königsspitze bildet.

Schnell waren wir uns einig, dass die Besteigung zwar denkbar wäre, aber eine Abfahrt mit Ski bei diesen harten Bedingungen unmöglich ist. Somit änderten wir das Ziel auf die Überschreitung der Cima Pale Rosse von Süd nach Nord, aber auch dort wurden wir von extrem brüchigen Fels erwartet, der eine Überschreitung unmöglich machte.

Spontane Ausbildungseinheit im steilen Firnhang

Stattdessen legten wir einfach im steilen Firnhang eine Ausbildungseinheit ein: Steigeisenparcours, Einrichten einer Abseilstelle mit Steckski, Ablassen der Teilnehmer, Nachsichern der Teilnehmer im Aufstieg, rückwertiges Ablassen mit Ski sowie Aufbau und Begehen eines Fixseils.

Den zweiten Versuch die Cima Pale Rosse von Norden her zu besteigen mussten wir leider auch abbrechen, da uns ein mächtiges Triebschneepaket erwartete. Somit gelang uns nur die Besteigung des Col Pale Rosse.

Der Rückweg führte uns als erstes zur Pizzinihütte, in der wir unser restliches Gepäck zwischengelagert hatten. Über das breite Tal fuhren wir am Seil Richtung Brancahütte (2.493 m) ab, die unsere Unterkunft für die nächsten zwei Tage sein sollte. Das abendliche Ritual war natürlich wieder die Tourenplanung für den folgenden Tag: die Besteigung des Punta San Matteo (3.674 m). Die Wetteraussichten für die erste Tageshälfte waren gut, aber mit einer zu erwartender Temperatur von minus 15 Grad Celsius nicht gerade ideal.

Am nächsten Morgen wurden wir dann von einer relativ milden Temperatur überrascht. Gemütlich zogen wir unsere Spuren durch die Gletscherlandschaft, Steilstufe für Steilstufe konnten wir bewältigen, gewaltige Eisbrüche hingen über uns. Auch die Schlüsselstelle, ein knapp 40 Grad steiler Hang war kein Problem, so dass wir gegen 12:30 Uhr auf dem Gipfel standen.

Üben von Rettungstechniken an der Gletscherspalte

Dann schlug das Wetter wie angekündigt um, so dass wir bereits nach einer kurzen Pause bei äußerst schlechter Sicht wieder ins Tal abfuhren. Ein paar perfekte Schwünge konnten wir in den steilen Hang legen, bevor uns der hart gefrorene Firn wieder durchrüttelte.

Im Tal legten wir noch einen Stopp an einer Gletscherspalte ein, um Rettungstechniken am Gletscher zu üben: T-Anker mit Ski, T-Anker mit Pickel, Spaltenbergung im Mannschaftszug, Spaltenbergung mit loser Rolle, Halten eines Sturzes während der Abfahrt.

Zurück auf der Hütte mussten wir uns noch Gedanken machen, wie wir am Freitag wieder zurück zum Ausgangspunkt kommen wollten. Die Planung sah den Übergang zwischen Monte Pasquale und Monte Cevedale vor.

Der Gletscherrückgang machte eine geplante Route unmöglich

Der nächste Morgen startete eisig. Minus 11 Grad Celsius zeigte das Thermometer an der Hütte. Wir zogen in das Val di Rosole Richtung Norden. Der steile Übergang forderte nochmal alle Kräfte, bevor wir am Übergang feststellen mussten, dass der fortschreitende Gletscherrückgang unsere geplante Route unmöglich machte. Der Aufstieg zur Schulter des Monte Cevedale war nicht möglich.

Somit mussten wir erneut auf den Vedretta di Cedec abfahren und mühselig wieder 350 Höhenmeter auf den Vedretta del Cevedale aufsteigen, bevor wir bei immer schlechter werdender Sicht auf dem harten Gletscher Richtung Marteller Hütte abfahren konnten. Von dort noch über den Hüttenzustieg zur Zufallhütte. Nach dem Abschlussgespräch ging es über den engen Weg zurück zum Ausgangspunkt, den wir um Punkt 14:00 Uhr erreichten.

Fazit: Ein toller Lehrgang, mit super Ausbildern, super Teilnehmer*innen und super Touren.

Stephan Zapf
NaturFreunde Kirchenlamitz

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