Blind im Seil

Was machen die denn da? Klettern mit Augenbinde? Ohne zu sehen? Warum denn das? Wir sind beim Pilot-Lehrgang Trainer*in C – Sportklettern Inklusion, der von den NaturFreunden Deutschlands und der IG Klettern München & Südbayern organisiert wird. Zehn Teilnehmende probieren gerade aus, wie es wäre, wenn sie nichts mehr sehen und trotzdem klettern möchten. Kurz vorher hat die blinde Bergsportlerin Judith Faltl von ihren Erfahrungen berichtet, jetzt geht es um das praktische Nachempfinden des Kletterns mit Einschränkungen.

Das könnten auch Taubheit, motorische oder geistige Behinderungen sein. Oder schwere Erkrankungen, Armut und Fluchtbiografien, die genauso die gesellschaftliche Teilhabe – hier das gemeinsame Klettern – behindern können. In Trainingssituationen sind deshalb sowohl Empathie als auch ein sensibler Umgang mit der Zielgruppe gefragt. Genau solche Fertigkeiten schult dieser Lehrgang und ermöglicht auch das Ausprobieren von Hilfsmitteln wie etwa den CeeCoaches: Mit solchen Funkgeräten können sehende Kletterpartner*innen Griffe und Tritte ansagen, ohne durch die Halle schreien zu müssen.

Wichtig ist, dass Inklusion Spaß macht. Das beginnt bereits in der siebentägigen Ausbildung (zwei Wochenenden) zum*zur Trainer*in C – Sportklettern Inklusion, die sich auch mit der Entwicklung von inklusiven Strukturen im Verein beschäftigt. Denn tatsächlich ist es so: Nicht die Einschränkungen hindern Menschen meist wirklich am Klettern. Eher sind es Vereinsstrukturen, die Angebotsgestaltung oder barrierereiche Räume, welche eine Teilhabe von Menschen ver- und behindern. Gut, dass es „Bayerns beste Gipfelstürmer“ gibt, ein Sozialprojekt der IG Klettern, das mit seinen Erfahrungen aus vielen
Jahren inklusivem Klettern in diesen Lehrgang zeigt, wie es auch anders geht.

Voraussetzung zur Teilnahme ist die Qualifikation Ausbilder*in künstliche Kletteranlagen der NaturFreunde oder Fachübungsleiter*in Sportklettern für künstliche Anlagen der IG Klettern. Lizenzgeber sind die NaturFreunde.

Nora Wildenauer