Der Watzmann mit NaturFreunde-Emblem

Warum Berchtesgadener NaturFreunde schon zwei Kreuze auf den Jenner stellten

Das neue Gipfelkreuz am Jenner wird mit Hilfe eines Hubschraubers gesetzt.
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Die Schinderei war geradezu unmenschlich, als Mitglieder der Berchtesgadener Naturfreundejugend im September 1954 ein vier Zentner schweres Holzkreuz auf den Jenner schleppten. Die jungen NaturFreunde mussten mehr als 1.000 Höhenmeter überwinden, insbesondere die letzte Passage war extrem steil und felsig.

Vom 1.874 Meter hohen Gipfel hat man einen traumhaften Blick in den Berchtesgadener Kessel, kann den benachbarten Watzmann sehen und den tief unten gelegenen Königssee. Wohl auch deshalb wurde das Gipfelkreuz mit der NaturFreunde-Inschrift eines der meistfotografierten Motive im Berchtesgadener Land. Aber in den letzten 60 Jahren hatten Stürme, Schnee und unzählige Blitze an der Substanz genagt.

Weil damit auch das Haftungsrisiko der NaturFreunde immer größer wurde, hatte der Vorstand der Ortsgruppe schon länger überlegt, das Jennerkreuz auszutauschen – oder gleich ganz abzubauen. Immerhin würde der Austausch etwa 4.500 Euro kosten. Doch die Berchtesgadener hängen an diesem Kreuz „und dann hat es ja auch einen gewissen Werbeeffekt für uns“, sagt Ulrich Schäfer, Vorsitzender der Ortsgruppe.

Konkrete Planungen für ein neues Lärchenkreuz begannen im Frühling, nachdem Landratsamt und Nationalpark ihr Einverständnis signalisiert hatten. Peter Ziegler, Berchtesgadener NaturFreund und Schreiner, kümmerte sich um die Ausführung sowohl im Tal als auch auf dem Gipfel. Denn mit der reinen Anfertigung war die Arbeit ja nicht getan. Das neue Kreuz sollte ohne haltende Stahlseile stehen. Also setzte Peter ein kleines Betonfundament und fixierte darauf mit 80 Zentimeter langen Schrauben einen Eisenschuh, der das neue Kreuz nun hält.

Ganz anders als vor 60 Jahren schwebte das übrigens via Helikopter ein und wurde gleich passgenau eingesetzt, bevor der Hubschrauber das ausgemusterte Kreuz wieder mitnahm. Peter Ziegler (schwarz gekleidet im Foto unten links) ließ es sich natürlich nicht nehmen, diese Millimeteraufgabe persönlich zu beaufsichtigen.

Rund 200 Gäste kamen am 11. Oktober zur Einweihung und machten sofort Bilder vom neuen Jennerkreuz – jetzt sogar mit einem großen geschmiedeten NaturFreunde-Emblem.

Samuel Lehmberg
Dieser Artikel ist zuerst erschienen in NATURFREUNDiN 4-2014.