Die deutsche Tourismuspolitik muss sozialökologischer werden

Die Bedürfnisse der vom Tourismus betroffenen Menschen sollten im Mittelpunkt stehen

Anlässlich des Beginns der Internationalen Tourismus Börse (ITB) in Berlin erklärt Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands:

Die Bundesregierung muss ihre Tourismuspolitik dringend verändern: Statt der wirtschaftlichen Interessen der internationalen Tourismuskonzerne müssen endlich die Bedürfnisse der vom Tourismus betroffenen Menschen in den jeweiligen Zieldestinationen in den Mittelpunkt gestellt werden. Diese benötigen bedarfssichernde Löhne und menschenwürdige Arbeitsbedingungen sowie den dauerhaften und verlässlichen Schutz ihrer natürlichen Ressourcen.

Seit mehr als 100 Jahren führen die NaturFreunde Menschen in die Natur, damit sie sich dort erholen können. Doch der vorherrschende, stark ökonomisch dominierte Massentourismus gefährdet mittlerweile massiv die sozialökologischen Grundlagen des Tourismus.

Verschärfter Wettbewerb führt zu sozialen und ökologischen Problemen
Besonders kritisch sehen die NaturFreunde, dass durch den verschärften Wettbewerb und die Zunahme der „last-minute-Angebote“ touristische Leistungen oft weit unter dem Gestehungspreis angeboten werden. Der zunehmende Kostendruck führt besonders in den Zieldestinationen zur weiteren Missachtung von Umweltschutzvorschriften und verhindert die Durchsetzung von sozialverträglichen Arbeitsbedingungen und existenzsichernden Löhnen.

Die NaturFreunde Deutschlands fordern eine grundsätzliche Umorientierung hin zu einem nachhaltigen Tourismus. Sie setzen sich für die Festlegung von internationalen Mindeststandards bei der Sicherung der Arbeitsbedingungen der im Tourismus Beschäftigten sowie den Schutz der Umwelt in den Tourismusdestinationen ein.

Die NaturFreunde Deutschlands fordern von der Bundesregierung,
> die Mittel im Bundeshaushalt für die Entwicklung und Finanzierung von Projekten im Sektor des sozialen und ökologischen Tourismus deutlich aufzustocken;

> alle öffentlichen Förderungen für Tourismusunternehmen und -verbände an die Einhaltung von sozialen und ökologischen Mindeststandards und die Einhaltung von Tarifverträgen zu koppeln;

> sich für die Schaffung von effektiven Kontrollmechanismen zur Einhaltung von Menschenrechten im Tourismussektor einzusetzen;

> sich dafür einzusetzen, dass alle internationalen Abkommen zur Förderung des Tourismus und zur Förderung von Investitionen internationaler Tourismusunternehmen so weiterentwickelt werden, dass die Umwelt geschützt, Menschenrechte gesichert und die Rechte der vom Tourismus Betroffenen gewahrt werden.

Die bedeutet vor allem:
• international verbindliche Standards durchzusetzen, damit in wasser- und landarmen Tourismusgebieten der Bau von Golfplätzen und großen Hotelanlagen den Zugang der Bevölkerung zu Wasser und Land nicht verhindert;

• internationale Regeln für Kreuzfahrtschiffe weiterzuentwickeln, damit die zunehmende Verschmutzung der Meere durch den Kreuzfahrttourismus eingedämmt wird;

• international verbindliche Standards durchzusetzen, damit durch den zunehmenden Massentourismus in Ländern des globalen Südens die Rechte auf Nahrung, sauberes Trinkwasser und sanitäre Grundversorgung nicht eingeschränkt werden;

• ein verbindliches internationales Abkommen durchzusetzen, das Tourismusunternehmen verpflichtet, die ILO-Kernarbeitsnormen, die UN-Leitlinien über Wirtschaft und Menschenrechte sowie die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen konsequent einzuhalten.
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