Zu den Entwicklungen des internationalen Spitzenfußballs erklärt der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller:
Eric Dunning, einer der profiliertesten Schüler des Zivilisationsforschers Norbert Elias, hat in seinen Arbeiten die Entwicklung des modernen Fußballs mit den Entwicklungen der modernen Gesellschaft verglichen: So wie sich in der Gesellschaft Regeln, Verhaltensweisen und Kultur herausbilden, so wurde auch aus einem wilden Straßenkampf ein geregeltes System – heute natürlich globalisiert und organisiert von Profis statt von Amateuren.
Der internationale Fußball ist ein Megageschäft, das Spiel zum Vehikel der Rendite verkommen. Kein Wunder, dass viele führende Fußballklubs mittlerweile im Besitz von Spekulanten sind.
Soldaten in Tarnanzügen schützen die deutsche Nationalmannschaft
Die Menschen lieben die Welt des Fußballs, doch der international organisierte Spitzenfußball ist längst aus dem Ruder gelaufen. So sind die neuen Fußballstadien in Brasilien insgesamt teurer als die der beiden vorherigen Weltmeisterschaften zusammengerechnet.
Für das Quartier der deutschen Nationalmannschaft wurden extrem abgeschottete Luxusvillen gebaut, die jetzt von Soldaten in Tarnanzügen geschützt werden müssen. Für das Luxusleben der deutschen Nationalmannschaft, die in der heute wie selbstverständlich aufgestellten Rangliste des Geldes mit 602 Millionen Euro an zweiter Stelle hinter Spanien liegt, wurde sogar ein Teil des Urwaldes abgeholzt. Das ist pervers, letztlich aber nur ein Spiegelbild der abgehobenen Lebensweise der Akteure im internationalen Spitzenfußball.
Kunst soll dem DFB ein intellektuelles Image geben
Um der „Mission“ auch einen kulturellen Anstrich zu geben, hatte Teammanager Oliver Bierhoff den Kunstmanager Helge Achenbach beauftragt, den deutschen Spielern ein wenig Kultur beizubringen. Deren Villen sind nun geschmückt mit Werken von Andreas Gursky und Claus Föttinger. Das wirkt wie die Verdrehung des wahnwitzigen Films Fitzcarraldo von Werner Herzog, in dem ein Abenteurer im peruanischen Dschungel ein Opernhaus bauen will, damit Caruso den Ureinwohnern Donizetti vorsingen kann. Wobei Fitzcarraldo europäische Kultur noch zu den Ureinwohnern bringen wollte, der Deutsche Fußball-Bund seinen mitgereisten Spielern aber nur ein intellektuelles Image verpasst – das durch eine schnöde Tischtennisplatte vor den Kunstwerken gleich wieder konterkariert wird.
In den letzten Jahren ist der Fußball genauso wie die Gesellschaft schneller, vor allem aber kommerzieller geworden: ein Instrument des internationalen Kapitals. Amateure spielen in der hoch professionellen und perfekt geschmierten Fußballindustrie keine Rolle mehr.
Die Fußball-WM wäre eine gute Gelegenheit für alle Akteure, die Auswüchse des Spitzenfußball gründlich überdenken – nicht nur wegen der korrupten FIFA. Denn die ist letztlich auch nur ein Spiegel des Spitzenfußballs und der Gesellschaft.
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