NaturFreunde-Workcamp in Tansania

Praktische Hilfe für das Nambala-Schulprojekt

Schüler im Garten des Nambala-Schulprojektes
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"Ein unglaublich schönes Erlebnis, das unvergesslich bleibt." Begeistert berichtet Carolin von der Naturfreundejugend Sachsen über ihre Teilnahme am Workcamp in Tansania im Oktober 2015. 17 NaturFreunde aus Sachsen haben für elf Tage den Ort Nambala in Tansania besucht, um das Nambala-Schulprojekt nicht nur ideell und finanziell zu unterstützen, sondern tatkräftig mitanzupacken. Sie halfen bei der Anlage eines Schulgartens und dem Herrichten eines Vorschulhauses.

Die NaturFreunde Dresden und die Naturfreundejugend Sachsen unterstützen das Nambala-Schulprojekt seit Jahren. Ihre Spenden ermöglichen Waisenkindern den Schulbesuch, aber auch die Unterhaltung von Schulgebäuden, den Kauf von Lehrmitteln sowie Freizeitsport für Mädchen und Jungen. Tatsächlich ermöglicht schon eine Fünf-Euro-Spende einem Waisenkind einen einmonatigen Grundschulbesuch.  In jedem Jahr reisen sächsische NaturFreunde nach Nambala, um die Arbeit vor Ort direkt zu unterstützen.

Hier ein Auszug aus dem Reiseblog von Almut Thomas, Mitglied der NaturFreunde Dresden und Landesvorsitzende der NaturFreunde Sachsen:

Donnerstag, 8. Oktober 2015
Los geht's
Es ist 11.11 Uhr, wir sitzen im Zug nach Frankfurt. Wir sind noch nie mit so viel Gepäck verreist. In Dresden-Neustadt konnte der Zug erst ein paar Minuten später abfahren, weil es dauerte, ehe alle Gepäckstücke im Zug waren. Ein Glück, dass wir nicht umsteigen müssen.

Freitag, 9. Oktober 2015
Geschafft
Nach 27 Stunden Reisezeit haben wir es geschafft. Nachdem Baraka uns mit unseren fast 30 Koffern gesehen hat, hat er wohl gedacht, wir wollen sechs Monate bleiben. Für zwölf Tage haben wir wirklich eine Menge Gepäck, das Meiste sind jedoch Spenden und Geschenke.

Samstag, 10. Oktober 2015
Auf geht's now
Heute haben wir erst einmal mit Vorurteilen aufgeräumt, von wegen Deutsche seien alle pünktlich. Eine halbe Stunde später als vereinbart haben wir es dann auch geschafft. Nach einem wundervollen Frühstück ging es mit einem "Daladala", so heißen die Kleinbusse hier in Tansania, zum ersten Patenkind. Doch auch wenn es nur ein paar Kilometer waren, dauert es, denn auf den unbefestigten Nebenstraßen sind maximal 20 km/h möglich. Es war rührend zu sehen, wie sich Zeituni über den Besuch ihrer Patin gefreut hat.
Danach haben wir uns die Primary School von Nganana angeschaut. Unvorstellbar, dass auf dem Gelände 400 Schüler unterrichtet werden, jahrgangsübergreifend und bis zu 5 Schüler teilen sich eine Schulbank. Heute war zwar keine Schule, aber ein paar Schüler haben wir dennoch angetroffen.
Für morgen ist Pünktlichkeit angesagt. "Auf geht's now": mit Barakas Lieblingsspruch wird es klappen.

Sonntag, 11. Oktober 2015
On time
Ja, heute haben wir es geschafft. Wir waren pünktlich, on time. Aber unser "Daladala" kam etwas später.
Fast pünktlich ging es dann nach Arusha, wir hatten uns einen Besuch des Masai Marktes gewünscht. Der Besuch des Marktes war ein kleiner Kulturschock. Am liebsten hätte uns jeder Standbesitzer in seinen Stand gezerrt. Ein Paradies allerdings für alle, die gern feilschen. Aber das Problem der Mitbringsel haben wir in fast drei Stunden super gelöst.
Platz haben wir ja in unseren Koffern, denn von unseren fast 30 Koffern waren fast die Hälfte mit Mitbringseln und Spenden gefüllt. Wir haben diese heute Abend mal zusammen ausgebreitet, etwa 6 Quadratmeter Geschenke sind zusammen gekommen.
Zwei Stunden später hatten wir diese auch schön verpackt, denn morgen ist unser erster richtiger Workcamp-Tag in der Schule und da werden wir sicherlich viele Schülerinnen und Schüler treffen, die sich über die eine oder andere Kleinigkeit freuen.

Montag, 12. Oktober 2015
Viele Hände, schnelles Ende
Ich kann erst heute von den gestrigen Erlebnissen erzählen, denn mit der Elektrizität ist Tansania ist es so eine Sache, mal ist sie da und mal eben nicht. Seit 7.11 Uhr heute Morgen ist der Strom wieder da, nachdem er sich gestern gegen 18.00 Uhr von uns verabschiedet hatte, parallel zu einem intensiven Regenguss. Aber der Reihe nach.
Pünktlich ging es in die Grundschule nach Nambala. Nach einer kurzen Vorstellung aller Lehrer*innen und einem Rundgang durch die Schule konnten wir beginnen.
Eine Gruppe mit dem Anlegen des Schulgartens. Es war beruhigend zu sehen, dass es 60 Quadratmeter sind, die wir "beackern" sollen und nicht 600 Quadratmeter, wie irrtümlich mal angenommen. Der Wassertank war schon installiert, die Beete zum Teil schon angelegt. Wir haben gestern das Bewässerungssystem auf die Beete gebracht und sie von alten Pflanzenteilen und Unrat befreit. Vor allem alte Plastikteile sind es, die überall im Boden zu finden sind. Leider.
Nach Schulschluss haben uns dann etwa 20 Schüler*innen ganz, ganz fleißig geholfen. Viele Hände, schnelles Ende.
Die andere Gruppe hat mit den Arbeiten im Vorschulhaus begonnen. Fenster abschleifen war angesagt, denn beim Einsetzen der Fenster wurden die Rahmen mit reichlich Putz versehen. Also Drahtbürste und Schleifpapier in die Hand und Putz wieder runter.
Nach unserem Arbeitseinsatz haben wir dann noch die Familien von den Zwillingen Simon und Mariamu und von Frederic und Jonson besucht. Insbesondere der Besuch von Simon und Mariamu wird lange in Erinnerung bleiben. Unvorstellbar, unter welchen Umständen Familien leben. Ein Raum kaum größer als ein Bett, in dem Bett aber schlafen alle fünf Familienmitglieder.

Dienstag, 13. Oktober 2015
Sing a song together
Mit dem Strom ist es so eine Sache hier, sobald es dunkel ist, ist er weg. Im Haupthaus gibt es dann zwar über einen Generator Licht, aber leider kein WLAN. Ohne Strom kein Blog und keine Bilder. Aber nun zu gestern, unser Tag begann etwas eher mit einer Führung durch die Behindertenwerkstatt, in deren Gästhaus wir hier untergebracht sind. Wenn ich es mir richtig gemerkt habe, sind es ungefähr 80 Schüler*innen die hier lernen, leben und arbeiten. Unter anderem gibt es eine Schuhwerkstatt, eine Näherei, eine Schweißerei und eine Bäckerei.
Nach unserer Führung war Arbeiten angesagt. Der Schulgarten nimmt schon richtig Gestalt an. Eigentlich müssen wir heute nur noch die Pflanzen, die schon gezogen worden sind, setzen und dann sind wir fertig. Glauben wir jedenfalls, aber wir sehen, was unsere Instruktors uns heute sagen.
Wir waren mit unseren Tagesaufgaben so schnell fertig, dass wir die verbleibende Zeit genutzt haben, um gemeinsam mit 30 oder 40 Kindern zu singen. Es war einfach nur schön.
Im Vorschulhaus gehen die Arbeiten auch zügig voran. Gestern wurde begonnen die Decke zu streichen. Decke, das heißt unbehandelte Spanplatten. Da werden wir heute noch drei oder viermal streichen müssen, damit es deckt.
Am 14. Oktober ist zwar Nationalfeiertag in Tansania, wir werden dennoch arbeiten, denn für Freitag ist die feierliche Übergabe des Schulgartens und des Vorschulhauses geplant, also ran ans Werk.

Mittwoch, 14. Oktober 2015
Kreislaufwirtschaft
Der Schulgarten ist so gut wie fertig. Trotz des tansanischen Nationalfeiertages waren wir heute fleißig und mit uns circa 30 Schüler*innen des örtlichen Schulklubs. Im Nu waren die Setzlinge in der Erde. Im Vorschulhaus wartet allerdings noch reichlich Arbeit auf uns.
Aufgrund des Nationalfeiertages haben wir heute nach dem Mittag unsere Arbeit beendet und die freie Zeit für einen Besuch des Tengeru Marktes genutzt. Baraka sagte, dies sei der "Kaufland Tansanias". Es war ein regelrechter Kulturschock, Menschenmassen und Massen an Dingen, die man käuflich erwerben kann. Obst, Gemüse, Schuhe, Bekleidung und unzählige Dinge für den Haushalt.
An der Bekleidung lässt sich eine interessante Kreislaufwirtschaft beobachten. Hergestellt in Bangladesch oder China, gefertigt für den europäischen Markt, dort getragen und von der Kleiderspende auf einen afrikanischen Markt. Die Frage ist, ob man so eine eigene Textilindustrie in Tansania etablieren kann.

Donnerstag, 15. Oktober 2015
Wir haben Schnee gesehen
Für heute Morgen 10.00 Uhr ist die Übergabe des Schulgartens und der Vorschule geplant, also hieß es gestern noch einmal ranklotzen. Mit dem Sonnenuntergang haben wir unsere Werkzeuge beseitegelegt. Der Schulgarten ist fertig und richtig schön geworden. Gestern haben wir noch ein paar Bananen zur Begrenzung gepflanzt. In der Vorschule sind noch kleine Restarbeiten notwendig, wir hoffen unsere tansanischen Kollegen haben schon angefangen.
Am Vormittag hatte ich die Gelegenheit einer Versammlung der Mikrofinanzgruppe beizuwohnen. Wirklich toll, was Baraka da auf die Beine gestellt hat. 30 Frauen haben einen Kredit erhalten, um damit ein kleines Business zu starten und ihren eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren.
Wir haben gestern noch organisiert, dass die Schule heute noch Lehrbücher erhält. Ganze 10 Lehrbücher hat die Schule gegenwärtig, bei 471 Schüler*innen. 50 Euro erhält eine Schule pro Jahr als Budget von der Regierung, um Lehrmittel zu kaufen. Damit lässt sich auch in Tansania keine Schule ausstatten.
Als hätte der Kilimanjaro gewartet, bis wir unsere Arbeit getan haben, hat er sich gestern erstmals gezeigt. In herrlichem Licht. Wir haben Schnee gesehen.

Freitag, 16. Oktober 2015
The Big Potatoes
Gestern war es soweit. Der Schulgarten und das Vorschulgebäude wurden offiziell übergeben. Kleine Vorarbeiten haben wir noch am Morgen erledigt. Und dann startete die Übergabezeremonie. Allerdings mit etwas Verspätung, da "the big potatoes"  sich verspäteten. So werden hier hohe Verwaltungsbeamte betitelt. Muss ich mir merken.
Erst wurde die Vorschule übergeben, moderiert übrigens von dem wunderbaren Entertainer Immanuel, der eigentlich Mitarbeiter der Schulverwaltung ist. In seiner Freizeit arbeitet er allerdings als DJ, das merkte man ihm an.
Danach wurde der Schulgarten übergeben. Wir hoffen, dass der Schulgarten in den Unterricht integriert wird. Projektarbeit, das haben wir gemerkt, ist hier noch gänzlich unbekannt. Als wir erzählt haben, dass Schulgarten ein Unterrichtsfach in Deutschland ist, wurde dies mit großem Staunen aufgenommen.
Bei der Zeremonie fühlten wir uns an Zeiten vor 1989 erinnert, aber auch Tansania war mal sozialistisch. Wir haben jedoch gemerkt, wie wichtig es unseren tansanischen Freunden war, uns zu danken.
Während der offiziellen Zeremonie wurde Baraka für seinen Einsatz für die Schule geehrt.
Nach dem Mittagessen hieß es Abschiednehmen. Abschiednehmen von ganz vielen tollen Schüler*innen, die uns in der Woche an Herz gewachsen. Ein paar werden wir zwar noch auf der Safari wiedersehen, wir wussten zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht, welche Schüler*innen von der Schule ausgewählt worden sind.
Am Nachmittag haben wir den Schüler*innen der Sekundarschule Kikwe noch einen kurzen Besuch abgestattet und ihnen neue Fußballtrikots, Basecaps und einen Fußball übergeben. Sie haben sich riesig gefreut.

Samstag, 17. Oktober 2015
100 freudige Gesichter
Heute Safari gemeinsam mit 40 Kindern der Grundschule Nambala und 40 Kindern der Grundschule Nganana sowie fast allen Patenkindern unserer Reisegruppe. Verteilt auf vier "Daladalas" hieß es auf zum Arusha-Nationalpark.
Einfach nur überwältigend die Freude zu sehen, die die Kinder beim Anblick eines Tieres versprüht haben. Affen, Zebras, Giraffen, Büffel, Nilpferd, Adler, Antilopen konnten wir heute im Arusha-Nationalpark bewundern. Gemeinsam haben haben wir noch im Nationalpark gepicknickt. Die Kinder haben die Tiere immer zuerst entdeckt. Zwischendurch hieß es immer wieder gemeinsam lachen, spielen und Süßigkeiten naschen.
Dann hieß es Abschied nehmen von unseren Kindern. Die eine oder andere Träne mussten wir uns verdrücken.

Dienstag, 20. Oktober 2015
Pole Pole (Langsam langsam)
Seit gestern sind wir wieder in Deutschland zurück. Am Flughafen in Addis Abbeba hatten wir noch einmal die Gelegenheit, einer typischen Kaffeezeremonie beizuwohnen. Die getankte Kraft war gut für die Rückreise. Mehrfach umsteigen und eine stundenlange Zugverspätung wegen eines Notarzteinsatzes stellten uns vor eine Geduldsprobe. Aber nach einer Woche "pole pole" konnte uns kaum etwas aus der Ruhe bringen. Außer vielleicht die Temperaturen. 20 Grad Temperaturunterschied sind schon hart.
Es war ein tolles und beeindruckendes Erlebnis, das wir auf jeden Fall wiederholen werden. Egal, ob in ein oder zwei Jahren.

Den ungekürzten Blog lest ihr unter naturfreundedresden.blogspot.de

Weitere Informationen zum Projekt findet ihr unter:  www.nambala-help.org

Weitere Bilder

NaturFreunde aus Sachsen besuchen das Nambala-Schulprojekt

Abfahrt in Dresden
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Fahrt nach Nambala
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Friends Support for Community Development
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Fröhliche Schüler in Nambala
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Schüler in Nambala
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Arbeit im Schulgarten
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Tengeru Markt
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Die Wände des Vorschulhauses müssen gestrichen werden
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Hilfe für das Nambala-Schulprojekt in Tansania
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Schnee auf dem Kilimandscharo
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Feierliche Übergabe des Schulgarten und der Vorschule
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Besuch im Unterricht
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Fußballtrikots für die Schüler
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Auf der Fahrt zur Safari
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Geschenk für Baraka
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