Der ausgewiesene Nachhaltigkeitsexperte und stellvertretende Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Kai Niebert wurde heute von der Mitgliederversammlung des Deutschen Naturschutzrings (DNR) zum neuen DNR-Präsidenten gewählt. Der 36-jährige NaturFreund ist damit der jüngste Präsident, den der Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzverbände je hatte.
Prof. Dr. rer. nat. Kai Niebert leitet zurzeit den Lehrstuhl für Didaktik der Naturwissenschaften und der Nachhaltigkeit an der Universität Zürich und ist zudem Gastprofessor an der Fakultät Nachhaltigkeit der Leuphana Universität Lüneburg. Von 2005 bis 2011 war Niebert Bundesjugendleiter der Naturfreundejugend Deutschlands, im März 2011 wurde er stellvertretender Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands. Ab 2008 vertrat Niebert, der seit seiner Geburt durchgehend NaturFreunde-Mitglied ist, die Jugendumweltverbände im DNR-Präsidium. 2012 wurde er dann als Beisitzer in das Präsidium des Deutschen Naturschutzrings gewählt.
Der größte Fehler der Umweltbewegung
Kai Niebert engagiert sich sowohl politisch als auch fachlich seit vielen Jahren für den Klimaschutz und die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft. Am Herzen liegen dem sehr gut vernetzten Wissenschaftsdidaktiker dabei insbesondere die Förderung eines besseren gesellschaftlicheren Verständnisses der Nachhaltigkeit: „Es war der größte Fehler der Umweltbewegung, eine Idee von Nachhaltigkeit zu akzeptieren, in der Ökologie, Ökonomie und Soziales scheinbar gleichberechtigt nebeneinanderstehen“, so Niebert.
„Immer wenn es ernst wird, drängt das Streben nach Wirtschaftswachstum die Umwelt und den Menschen an den Rand.“ Niebert sucht mit seinen Teams nach alternativen Deutungsrahmen, um eine nachhaltige Zukunft zu ermöglichen. „Wir müssen Nachhaltigkeit verstehen als ein Wirtschaften, das den Menschen heute und morgen dient. Aber das kann und darf nur innerhalb der planetarischen Grenzen stattfinden. Unser Lebensstil überschreitet diese Grenzen und geht eindeutig zulasten kommender Generationen.“
Das Menschenzeitalter muss eine nachhaltige Epoche werden
Nachhaltigkeit sei immer auch eine Frage der Verantwortung: „Der Mensch hat die Erde mittlerweile in so vielen Bereichen verändert, dass er erstmals in der Geschichte zum stärksten Treiber geoökologischer Prozesse geworden ist. Wir müssen akzeptieren, dass wir nicht mehr im Holozän leben, sondern im sogenannten Anthropozän, dem Menschenzeitalter angekommen sind. Die Folgen unseres Lebensstils heizen die Atmosphäre auf, verändern ganze Landschaften, übersäuern die Meere und vernichten tagtäglich Arten. Wir müssen uns dieser Verantwortung endlich stellen und viel, viel nachhaltiger leben“, betont Niebert. „Diese ‚Menschenzeit‘ zu einer nachhaltigen Epoche werden zu lassen, ist eine wichtige Aufgabe, der wir uns als Netzwerk der Umwelt-, Natur- und Tierschutzverbände stellen. Die am Montag beginnende Klimakonferenz in Paris wird dabei ein wichtiger Schritt sein. Die Menschheit muss endlich gemeinsam zeigen, dass sie den Klimawandel stoppen will und kann.“
Ökologische Probleme von heute sind die sozialen Probleme von morgen
Die Verknüpfung von ökologischer und sozialer Gerechtigkeit bildet einen weiteren Schwerpunkt seiner Arbeit: „Im Anthropozän spürt der Mensch die Übernutzung der Erde am eigenen Leib“, warnt Niebert. „Klimawandel, Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch zerstören die Lebensgrundlagen und sind die sozialen Probleme von morgen. Eine nachhaltige Politik, die uns aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern befreit, ist deshalb nichts anderes als Sozialpolitik: Politik für die Menschen. Gemeinsam mit Partnern aus Kirche, Kultur, Gewerkschaften und Jugendverbänden wird der Deutsche Naturschutzring für eine umwelt- und menschenfreundliche Gegenwart streiten“, verspricht der neue DNR-Präsident Kai Niebert.
„Die NaturFreunde Deutschlands gratulieren Kai Niebert herzlich zur Wahl als DNR-Präsident“, erklärte Hans-Gerd Marian, Bundesgeschäftsführer der NaturFreunde Deutschlands. Es sei einen Versuch wert auszuloten, ob der DNR aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden könne, insbesondere wenn es darum gehe, die großen ökologischen und sozialen Herausforderungen wieder stärker auf die politische Agenda zu setzen.
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