Was ist vom Ergebnis der Pariser Klimakonferenz im Dezember 2015 zu halten? „Unter zwei Grad?“ heißt das Buch, das die Herausgeber Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde, und Jörg Sommer, Vorsitzender der Deutschen Umweltstiftung, jetzt zum Thema vorgelegt haben. In diesem analysieren Experten aus Wissenschaft, Politik, Medien und NGOs Hintergründe und Konsequenzen des neuen Weltklimavertrages.
taz-Journalist Manfred Kriener führt ein ins Thema Erderwärmung, Susanne Schwarz, Journalistin bei klimaretter.info zeichnet die Geschichte der Klimadiplomatie nach, ihr Kollege Christoph Seidler vom Spiegel – alle drei sind seit Jahren Beobachter der Klimakonferenzen – analysiert, warum Paris diplomatisch zu einem Erfolg wurde.
Der zweite Teil des Buches – überschrieben mit „Wissenschaft“ – nimmt den größten Raum des Buches ein. Hier beschreiben Koryphäen wie Ottmar Edenhofer, Chefökonom des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, oder der Meteorologe Prof. Mojib Latif, warum die Welt heutiges Handeln billiger kommt als eine Reparatur am Klimasystem in einigen Jahren. Das ist nicht neu, gehört aber natürlich zum Thema dazu.
Ab jetzt drastisch weniger Treibhausgase
Interessant wird es deshalb im dritten Kapitel, das mit „Staat und Politik“ überschrieben ist. Die Treibhausgas-Emissionen der Bundesrepublik lagen 2015 gegenüber 1990 – dem Kyoto-Basisjahr – 27,7 Prozent niedriger.
Das macht jährlich eine durchschnittliche Reduktion von 1,112 Prozent – inklusive Zusammenbruch der DDR-Wirtschaft. Wollte die Bundesregierung ihr eigenes Klimaziel bis zum Jahr 2020 erreichen – beschlossen wurde: minus 40 Prozent bis 2020 – wäre eine jährliche Reduktion von durchschnittlich 3,075 Prozent notwendig.
Der verantwortliche Staatssekretär Jochen Flasbarth schreibt: „Die Ergebnisse der Klimakonferenz in Paris sind der Startpunkt für einen tiefgreifenden globalen Transformationsprozess, den wir in Deutschland bereits begonnen haben. Durch das Übereinkommen wurde dieser Prozess konkretisiert und mit klaren Zielmarken versehen.“ Aber wie er das Ziel erreichen will – das schreibt er nicht.
Auf Seite 314 erfahren wir immerhin, was ein deutsches Scheitern für den Paris-Vertrag bedeuten würde. Flasbarth: „Die Gegner des Klimaschutzes warten nur darauf, dass wir unser Ziel nicht schaffen.“
Eckart Kuhlwein
Mitglied des Bundesvorstands der NaturFreunde Deutschlands