Knoten, Klettersteige und Gipfelerlebnisse

Ein Lehrgangsbericht von Wolfgang Gößwein über die Ausbildung Trainer*in C – Bergwandern

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Im August fand erstmalig die Ausbildung Trainer*in C – Bergwandern im österreichischen Ebbs statt. 10 Teilnehmende übten dabei unter fachkundiger Anlei­tung von Wolfgang Spindler und Werner Kugler – zwei sehr erfahrenen Ausbildern aus dem NaturFreunde-Bundes­lehrteam Bergsport – das Führen und Sichern von Wan­dergruppen im alpinen Gelände.

Bereits kurz nach unserer Ankunft in Ebbs starteten wir zu einer kurzen Eingehtour auf die Teufelskan­zel, einem circa 20 Meter hohen Felsvorsprung, auf dem Hauptkamm des Zahmen Kaisers (zwischen Kufstein und Ebbs). Dort angekommen, wollten natürlich auch alle Teilnehmer*innen den Fels besteigen, was aufgrund eines Fixseiles auch unkritisch gelang. Der Rückweg führte über das Kaisertal und den Veitenhof zurück nach Ebbs.

Während der Ausbildungswoche erklommen wir zahlreiche Berggipfel, häufig unter Begehung von Klettersteigen. Diese Auf- und Abstiege erforderten Trittsicherheit- und Schwindelfreiheit und enthiel­ten auch kleinere Klettereinlagen. Natürlich stand die korrekte Sicherung dabei immer im Mittel­punkt. Wir als angehende Trainer*innen C haben dabei in Teams jeweils eine Bergwanderung vorbe­reitet und geführt und wurden durch die Ausbilder auch beurteilt. So ging es auf den Kleinen (1.723 m) und den Großen Traithen (1.854 m) über den Vogelsang (1.563 m). Die Nutzung des Kletter­gurtes inklusive des Ablassens von allen Teilnehmer*innen haben wir im Klettersteig auf der Ottenalm geübt.

Für mich eines der Highlights war die Besteigung der Kampenwand (1.669 m) inklusive deren Um­rundung, also dem Wechsel von der Nord- auf die Südseite, inklusive einiger Klettereinlagen. Faszi­nierend, wie ruhig der ansonsten stark besuchte Berg auf der Südseite war.

Als künftige Trainer*innen müssen wir unser Wissen allerdings auch anwenden und weiter­geben können. Daher musste jeder*jede Teilnehmer*in eine Lehrprobe abhalten, bei der es vor allem um die korrekte Sicherung ging. Themen wie Prusikknoten, Halbmastwurf, Mastwurf und Schleif­knoten haben uns bis in unsere Träume verfolgt. Ebenso die korrekte Anwendung von Klettergurt und Klettersteigset. Mittlerweile wissen wir auch, was ein „partner check“ ist. Die Lehrproben haben wir ebenfalls im Bereich der Kampenwand durchgeführt.

Das krönende und überragende Ende der Lehrgangswoche war allerdings die Abschlusstour auf den Scheffauer (2.111 m), einem Gipfel im westlichen Teil des Wilden Kaisers. Hier haben wir für den Auf- und Abstieg den Kaiserlift, einen herrlich antiquierten Einser-Sessellift, genutzt und sind auf das Bren­tenjoch gefahren. Über die Kaindlhütte ging es dann zum Einstieg in den Widauersteig auf 1.680m. Dies ist ein Klettersteig der Kategorie A/B mit steilen Passagen, die aber meist mit Drahtseilen ver­sichert sind. Nach insgesamt vier Stunden Aufstieg haben alle Teilnehmer*innen stolz den Gipfel des Scheffauers erreicht. Viel Zeit zum Genießen und Rasten gab es allerdings nicht, da die letzte Talfahrt des Kaiserliftes erreicht werden musste, weshalb es in flottem Tempo zurück zur Bergstation ging. Aber auch diese Herausforderung wurde erfolgreich gemeistert, laut Karte immerhin 1.325 Höhen­meter im Auf- und Abstieg.

Gespannt warteten wir dann auf das Feedback unserer Ausbilder. Das allgemeine Aufatmen war zu hören, als wir erfuhren, dass Alle bestanden haben und ab sofort Trainer*innen C – Bergwandern sind.

Damit ging eine arbeitsreiche Bergwoche voller toller Begegnungen und Erfahrungen zu Ende. Vielen herzlichen Dank an unsere Ausbilder Werner und Wolfgang!

Wolfgang Gößwein
NaturFreunde Rosenheim