Politisches Kino | Neue Filmreihe der NaturFreunde Stuttgart startet mit Kunstwerken von Konrad Wolf

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Konrad Wolf, Sohn des Arztes und Schriftstellers Friedrich Wolf, war einer der bedeutendsten Regisseure der DDR und ein international anerkannter politischer Künstler. Seine durch Bilder zum Ausdruck gebrachte Sicht auf Deutschland ist geprägt durch seine Geschichte. Als die Familie Wolf 1927 von Hechingen nach Stuttgart zog, war Konrad Wolf zwei Jahre alt. Dort trat sein Vater, der sich in den zwanziger Jahren für die Legalisierung der Abtreibung und für eine soziale Medizin engagierte, 1928 der KPD bei. 1933, nach der Machtergreifung durch die Faschisten, ging die Familie über die Schweiz und Frankreich nach Moskau ins Exil. In Moskau flammte auch Wolfs Leidenschaft für das Kino auf, die durch den sowjetischen Avantgardefilm sowie durch die Aufführungen von Theaterstücken von Exil-Schriftstellern beeinflusst wurde. Als Soldat der Roten Armee kehrte Konrad Wolf 1945 nach Deutschland zurück und nahm an den Kämpfen um Berlin teil. Bis 1947 arbeitete er für die Sowjetische Militäradministration, danach studierte er an der Moskauer Filmhochschule und arbeitete als Regisseur für die DEFA. Später wurde er zum Präsidenten der Akademie der Künste der DDR. Aber auch als Funktionär im kulturpolitischen Apparat der DDR setzte er sich kritisch mit der umgebenden Welt auseinander.

Den Zweiten Weltkrieg, der sein Leben prägte, verarbeitete der Antifaschist Konrad Wolf ästhetisch in seinen Filmen. „Der Russe, der ein Deutscher ist, oder der Deutsche in russischer Uniform: Dieser Konflikt sollte sein Leben bestimmen – trotz aller äußeren und inneren Veränderungen, die die Zeitläufte mit sich brachten. Für den kreativen Künstler, den Filmemacher, aber wohl auch für den Kulturfunktionär war dieser Konflikt, dieser Zwiespalt jedoch auch Kraftquell und Inspiration, die ihn manches, was er, der Kommunist, im Lauf der Jahre erlebte, etwas anders betrachten ließ, als viele Genossen an seiner Seite es taten.“ (DEFA-Stiftung). Die Konflikte, die sich aus der historischen Entwicklung Deutschlands ergeben, die Bewahrung der Erinnerung an Faschismus und Krieg, der antifaschistische Widerstand, der Kampf um eine bessere Gesellschaft sowie das Verhältnis zwischen Kunst und Gesellschaft wurden zu zentralen Themen seiner Filme. All diese Fragen, die den Internationalisten, den Antifaschisten und den Streiter für den Frieden Konrad Wolf beschäftigten, sind auch heute nach wie vor relevant.

Die Stuttgarter NaturFreunde zeigen diesen Herbst drei seiner Filme im Naturfreundehaus Steinbergle. Zum Jahrestag der „Reichspogromnacht“ am 9. November 1938 startet das Filmprogramm mit "Professor Mamlock" am 9. November 2017. Zuvor findet um 18 Uhr im nahegelegenen Killesbergpark eine Gedenkveranstaltung für die von dort aus in die KZs von Riga und nach Theresienstadt verschleppten jüdischen Menschen aus Württemberg statt. Danach folgen „Der nackte Mann auf dem Sportplatz“ am 23. November 2017 und „Sonnensucher“ am 7. Dezember 2017. Die Aufführungen finden in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Wolf-Gesellschaft, den Stuttgarter Stolperstein Initiativen und der Rosa-Luxemburg-Stiftung statt.

Das vollständige Filmprogramm ist abrufbar hier.

Waldemar Grytz
NaturFreunde Stuttgart